Geschwindigkeit ist bei Sprachanwendungen heute enorm wichtig. Voice Assistants gehört die Zukunft. © Fotolia/denisismagilov
Immer mehr technische Systeme lassen sich mittels Spracheingabe steuern, so etwa im Verkehr: In LKW und PKW ziehen zunehmend Voice Assistants ein.
Sprache ist wieder auf dem Vormarsch. Mit der Entwicklung von Voice Assistants wurden die Möglichkeiten von Tablet und Co. ins fast Endlose erweitert. Thorsten Höger, Geschäftsführer der Taimos GmbH, sieht in der Eingabeform die Zukunft: „Für Sprache ist keine Bedienungsanleitung nötig; Spracherkennung ist heute kein Thema mehr und sie ist schneller als jede andere Eingabe.“
Sprache macht das Leben in vielen Bereichen einfacher und senkt die Einstiegshürde in technische Anwendungen. „Sprachassistenten sind kein neumodischer Quark und die Begeisterung für sie wird nicht bei den heutigen Möglichkeiten enden, deshalb wird ihr Einsatz beispielsweise auch für Medienhäuser relevant und für ein Überleben in Zukunft notwendig.“ Mithilfe von Sprachassistenten könnten Medienhäuser, Radiostationen, Agenturen, Gastronomen und weitere die Interaktion mit ihren Zielgruppen stärken, indem sie alle gewünschten Informationen ganz einfach zugänglich machen und über Voice Assistants komfortabel ausgeben lassen.
Sinnvoll ist das Angebot insbesondere für Informationen, die laufend abgerufen und abgefragt werden, nicht einmalig. Nachrichten lassen sich vorlesen, Radio oder Podcasts abspielen, Zusatzinfos wie Wetter und Verkehr anbieten, und das alles individualisiert. Kunden können die gewünschten Informationen genau dann abrufen, wenn sie gewünscht sind.
Reibungslose Funktionalität
Die Voice Assistants sollten serverless über die Cloud betrieben werden. Dann funktionieren sie reibungslos und auch bei großer Nachfrage ohne Beeinträchtigungen. Es müssten keine eigenen Rechnerkapazitäten vorgehalten werden, die teuer zu Buche schlagen oder eventuell zu langsam reagieren.
„Geschwindigkeit ist bei Sprachanwendungen wichtig; Fragen müssen sofort beantwortet werden.“ Das Radio kennt stark schwankende Nutzerzahlen – in der Cloud wird nur bezahlt, was benutzt wird. „Serverless Strukturen eignen sich für alle, die an operativen IT-Themen kein Interesse und auch keine Kapazitäten dafür haben.“
Alexa, Siri, Bixby und Cortana. So heißen sie, die Sprachassistenten, die unsere digitalen Endgeräte menschlicher machen sollen. Nahbarer. Die technischen Möglichkeiten passen sich an unsere Anforderungen an – und gesprochene Anfragen an Smartphone, Tablet und Co. sind aktueller denn je. Da mag man den Machern von Star Trek – The Next Generation gleich zu ihren wahrsagerischen Fähigkeiten gratulieren. Schließlich bestellte Captain Picard schon 1987 seinen „Tee, Earl Grey, heiß!“ per Spracheingabe bei einem namenlosen Computer. Okay, hier geht es um ein sehr technisches Themenfeld. Dennoch lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen, mit klarem Fokus auf die Fakten, um die Frage zu beantworten: Was bedeutet Voice Search für Besitzer eines E-Commerce-Shops (oder einer Webseite)?
Google-CEO Sundar Pichai erklärte kürzlich, dass inzwischen jede fünfte Suchanfrage gesprochen statt getippt wird. Nicht, dass damit der Peak erreicht wäre: Mediapolis geht davon aus, dass im Jahr 2020 schon 30 Prozent aller Suchen ohne Bildschirm ausgeführt werden – und ComScore sowie eConsultancy setzen noch einen drauf und prognostizieren 50 Prozent Sprachsuchen. Bei Bing waren es im Mai 2016 schon ein Viertel aller Suchanfragen und Google verzeichnete im selben Jahr fünfunddreißigmal mehr Sprachsuchen als noch 2008.
Inhalte per Sprachsuche finden
Als Betreiber einer Webseite (oder genauer: eines Onlineshops) ist es an der Zeit, sich die Frage zu stellen, ob die eigenen Inhalte per Sprachsuche überhaupt gefunden werden können. Seit Anfragen nicht mehr nur vom PC aus gestellt werden, gewinnen diese immer weiter an Länge und umschreiben das Thema, oft garniert mit W-Fragen (wo, wer, was ...). Einfaches Beispiel: Lautete früher die Suche noch: „Italiener Wien günstig“, heißt es heute „Wo gibt es in Wien ein günstiges italienisches Restaurant?“.
„Das Praktische an diesen Persönlichen Assistenten (PAs) ist, dass man sie so gut wie immer um sich herum hat. Das sorgt dafür, dass die ins Smartphone integrierten Kollegen Siri, Bixby und der Google Assistant eher verwendet werden als die zu Hause stationierten, wie Cortana (Windows), ein Google Home oder Amazons Echo mit Alexa. Und Microsoft zählt hier zu den Big Playern am Markt, denn die Suchergebnisse vieler PAs kommen zum großen Teil von Bing“, erklärt Christoph Reinwardt, Marketing Manager bei der Icrossing GmbH.
Die Klickrate oder Click-Through-Rate (CTR) von Suchergebnissen, die es in die Ergebnislisten der Voice Assistants schaffen, sei Untersuchungen zufolge deutlich (bis zu 190 Prozent) höher, als die von Standardergebnissen einer Webseite.
Woher beziehungsweise wie erhalten die PAs ihre Ergebnisse? Im Endeffekt hilft nur: Ausprobieren. Also, eine Suchanfrage nach der anderen mit einem PA freier Wahl durchspielen und alle Ergebnisse für eigene Analysezwecke festhalten. Schließlich verhält sich die Thematik bei jedem Thema und jeder Anfrage anders. Eine Patentlösung gibt es hier (noch) nicht. Somit lässt sich leichter recherchieren, was zu tun ist, um selbst an die Ergebnisse zu gelangen.
Bestand die typische Longtail-Optimierung bisher daraus, auf Phrasen à la „Wie funktioniert ...?“ abzuzielen, benötigen Nutzer heutzutage eher „schnelle Hilfe unterwegs“. Was dabei aus SEO-Sicht zu beachten ist: Die gängigen Keyword-Recherchetools geben zwar auch meist längerphrasige Kombinationen aus, beachten aber (noch) selten die Gegebenheiten von Sprachsuchen.
Wie sind Voice-Suchanfragen aufgebaut?
Sprachsuchen beinhalten mehr dialogisch gestaltete Wörter und Phrasen und sind dementsprechend länger. Außerdem zielten schon im Jahr 2016 über ein Fünftel der Anfragen auf lokale Inhalte ab. Hierbei lohnt es sich, im Kopf zu behalten, dass Suchen, die über einen virtuellen Assistenten abgesetzt werden, aus einer Unterhaltung mit diesem entstehen. Dabei resultiert rund die Hälfte im Besuch eines lokalen Geschäfts.
Das Absetzen von Anrufen ist (momentan) noch eines der hauptsächlichen Aufgaben eines digitalen Assistenten, egal, in welcher Altersgruppe er verwendet wird. Hierzu zählt auch die Navigation, also Anfragen nach Wegbeschreibung. In naher Zukunft werden die Anbieter solcher Sprachdienste die daraus gewonnenen Daten auch zur Optimierung ihrer Werbeanzeigen nutzen – egal, auf welchem Gerät.
Künstliche Intelligenz (KI) verspricht zudem speziell für Voice Search eine Basis, die sich automatisch weiterentwickelt, also mit jeder Suche dazulernt. Stichwort Google Duplex, dessen Anrufe bei einem chinesischen Restaurant während der Google Keynote in kürzester Zeit ein Internet-Hit wurden. Und die Grenze nach oben ist offen. 95 Prozent der Kundeninteraktionen werden im Jahr 2025 durch KI unterstützt, prophezeit ein Report von „National Public Media“. Selbst wenn Nutzer das finden, wonach sie suchen, bedeutet das noch keinen Visit. Gerade, wenn nach lokalen Ergebnissen gefragt wird, werden die Informationen zwar abgegriffen, aber deswegen noch nicht die Webseite besucht.
Daran ändert die Sprachsuche zwar nicht viel, aber das war vorher auch schon so. Außerdem werden Sprachsuchen momentan in Tracking-Tools wie Google Analytics noch nicht separat ausgewiesen. Man muss auf die Länge achten und nach weiteren, typischen Voice-Search-Merkmalen Ausschau halten, zum Beispiel den W-Fragen. Dazu kommt: Wir haben noch einen langen Weg vor uns – den Google-Home-Assistenten gibt es zum Beispiel erst seit August 2017 mit deutscher Sprachunterstützung. Tests belegen, dass man nicht unbedingt das erste beziehungsweise gesponserte Ergebnis bei Suchmaschinen stellen muss, um von PAs als Ergebnis vorgelesen zu werden. Schaden kann es natürlich nicht, auch aus „normalen“ SEO-Gesichtspunkten. (TM)
www.icrossing.de
www.taimos.de