Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy © WU Executive Academy
Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, hat sich angesehen, welche Skills und welches Mindset Führungskräfte im Jahr 2023 am meisten brauchen werden.
Seit dem Jahr 2020 wird die Welt von globalen Krisen erschüttert: die Coronapandemie, Kriege, Aufstände und die Strom- und Energiekrise in Europa haben noch nie dagewesene Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit die Unternehmen. Was aber bedeutet das für Führungskräfte, die von einer Ausnahmesituation in die nächste geraten? Wie kann Führen in einer BANI-Welt gelingen, die von Chaos, Unsicherheit und völliger Unplanbarkeit geprägt ist?
„Während Führungskräfte in den Jahren 2020 und 2021 damit beschäftigt waren, pandemiebedingte Krisen-Achterbahnfahrten zu steuern und remote Work und hybrides Arbeiten in den Unternehmen umzusetzen, war das Jahr 2022 davon geprägt, neue Businessmodelle weiterzuentwickeln und die neuen Arbeitsweisen weiter zu etablieren und zu verbessern“, sagt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy.
Wenn aus Ungewissheit und Komplexität Chaos wird
Damit aber nicht genug: Mit jeder weiteren Krise und zusätzlichen Unsicherheit sind wir von der VUCADD(volatil, ungewiss, complex, ambigous/mehrdeutig, divers, dynamisch)-Welt in die „BANI“-Welt (brittle/brüchig, anxious/beunruhigend, non-linear, incomprehensible/unverständlich) geschlittert: Märkte sind nicht mehr nur volatil, sondern auch so brüchig geworden, dass sie unvorhergesehen und plötzlich in sich zusammenbrechen – wie die plötzliche Insolvenz der Kryptobörse FTX oder die Energiekrise zeigen. Das führt zu einem kollektiven Zustand der Verunsicherung.
Mit den richtigen Weiterbildungsangeboten allerdings können Führungskräfte und Manager trotz aller Unwägbarkeiten die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Im Jahr 2023 muss zukunftsfähige Führungskräfteentwicklung den Fokus auf diese sechs „Must-haves“ legen:
1. Zu „Strategic Foresight“ befähigen
„Business as usual wird es nicht mehr spielen – Führungskräfte müssen sich also stark mit dem Thema ‚Strategic Foresight‘ beschäftigen – denn Krisen können jederzeit auftauchen. Und darauf können sich Führungskräfte auch inhaltlich mit Wissen und den entsprechenden Tools vorbereiten“, sagt Barbara Stöttinger.
Bei „Strategic Foresight“ geht es darum, sich unterschiedliche mögliche Szenarien darüber auszumalen, wie die Zukunft aussehen wird und sie so strategisch mitzugestalten. „Keines der Szenarien wird jemals genauso eintreten, aber die Tatsache, dass wir uns so intensiv damit beschäftigt haben, macht uns bei unseren Entscheidungen flexibel, effizient und schnell– unabhängig davon, was die Zukunft auch bringen mag“, ergänzt Stöttinger.
Im Kurzprogramm „Strategic Management” der WU Executive Academy etwa lernen Führungskräfte dazu spannende Tools und Methoden kennen, um Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, mit unvorhersehbaren Herausforderungen besser umzugehen und trotz ständiger Veränderungen erfolgreich strategisch zu planen.
2. Unternehmerische und persönliche Resilienz fördern
Im Jahr 2023 ist das Thema Resilienz in der Führungskräfteentwicklung nicht mehr wegzudenken. „Resilienz zu entwickeln, lässt uns Krisen nicht nur besser zu überstehen, sondern hilft auch dabei, sie in den Alltag zu integrieren“, sagt Barbara Stöttinger. Das ist sowohl auf persönlicher als auch auf unternehmerischer Ebene in Form von „Strategic Business Resilience“ wichtig: „Vor der Coronapandemie fanden große Krisen einmal im Jahrzehnt statt. Zu Beginn der Pandemie dachten viele, in sechs Monaten sind wir damit fertig. Inzwischen leben wir im ständigen Krisenmodus. Statt eines 100-Meter-Sprints müssen wir also weiterhin durchhalten und einen Marathon laufen können – und dabei noch im Zehnkampf verschiedenste Disziplinen bestehen“, gibt Barbara Stöttinger zu bedenken.
Sie rät dazu, Krisen und Veränderungen als Teil des Lebens zu akzeptieren. „Resilienz entsteht, wenn wir kleine Erfolgsschritte anerkennen und uns damit anfreunden, dass die Dinge eben nicht mehr so werden wie zuvor. Und indem wir auch schätzen, was wir haben – beispielsweise, dass es hierzulande im Vergleich zu anderen Ländern immer noch einen hohen Lebensstandard gibt“, so Stöttinger. Gerade die Stärkenorientierung abseits von Perfektionismus helfe in herausfordernden Zeiten: „Auch im Zehnkampf kann ich nicht in allen zehn Disziplinen perfekt sein, sondern muss mich Disziplin für Disziplin nur auf meine Stärken konzentrieren“, sagt sie.
In der neu entwickelten „My Leadership Academy“ der WU Executive Academy können sich Führungskräfte ganz bedarfsorientiert ihr eigenes Portfolio an Seminaren zusammenstellen, die u. a. für mehr Krisenfestigkeit sorgen, wie etwa Mentaltraining und Konfliktmanagement und Systemisch-Integrale Self-Leadership.
3. Purpose-driven Leadership fördern
In Krisenzeiten sind Menschen geneigt, in den Panikmodus zu geraten, also in Ohnmacht zu verharren oder sich im reaktiven Tun aufzureiben. „Es brennt an allen Ecken und Enden, davon werden wir leicht abgelenkt und überfordert“, sagt Barbara Stöttinger. Umso wichtiger wird daher der „Purpose“ des Unternehmens, auf den sich auch die Unternehmensvision ausrichten sollte.
„Purpose, also der Sinn und Zweck, das Wofür des Unternehmens, gibt langfristig Orientierung. Er ist ein wichtiger Anker, an denen man unternehmerische Entscheidungen und Maßnahmen immer wieder ausrichten kann“, so Stöttinger. Daher nimmt auch das Thema Purpose-driven Leadership in der Executive Education der WU Executive Academy generell einen zentralen Stellenwert ein.
4. Pionierqualitäten stärken
Das Thema Selbstführung tritt als Führungskompetenz noch stärker als bisher in den Vordergrund: „Führungskräfte sind in BANI-Zeiten gefordert, sich selbst gut zu führen, Selbstverantwortung bei sich und ihren Mitarbeitenden zu fördern und mutig neue Wege zu beschreiten“, sagt Barbara Stöttinger. Dazu gehören auch Empathie und Intuition sowie der konstruktive Umgang mit Emotionen – der eigenen und jenen der anderen. „Diesen „Pioneers-Qualitäten“ geben wir etwa in unserem Senior-Leadership-Development-Programm ,Pioneers of the 21st Century‘ besonders viel Raum“, so die Dekanin.
5. Lernräume auf Augenhöhe bieten
Die WU Executive Academy setzt seit jeher auf den Austausch ihrer Peers im geschützten Rahmen. „Solche Safe Spaces und Lernräume auf Augenhöhe, in denen man strukturiert Themen diskutieren kann, sich Anregungen und Erfahrungswerte von anderen holt und dann ins Tun kommt, werden immer wichtiger. In solchen virtuellen und physischen Räumen wird Schwarmintelligenz gefördert und jeder kann sich wertvolle Insights für die eigene Praxis mitnehmen“, sagt Barbara Stöttinger.
6. Fokus auf neue Technologien legen
Neue technologische Entwicklungen wie etwa das Web3 mit seinen virtuellen Metaverses und Kryptotrends wie etwa NFTS führen zu neuen Geschäftsfeldern und -chancen.
„In entsprechenden Weiterbildungen können Führungskräfte hier neues Wissen erschließen, diese Entwicklungen besser einordnen und dadurch auch tragfähigere Businessentscheidungen treffen. Die konstruktive Beschäftigung mit neuen Businesschancen, aber auch mit den möglichen Risiken führt aus dem Krisenmodus hin zu mehr Selbstermächtigung“, so Stöttinger. Die WU Executive Academy bietet deshalb auch hier etwa ab dem Frühjahr 2023 einen eigenen Kurs zum Thema Web3 und Metaverse an. (BO)