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Rainer Neußner, Eplan Consultant für Digitalisierung, zieht Bilanz zu den aktuellen digitalen Eplan-Intentionen. © Eplan

Rainer Neußner, Eplan Consultant für Digitalisierung, im Interview.

Ob im Maschinen- und Anlagenbau, in der Produktion jeglicher Branchen, im Verteiler- wie Kraftwerksbau und selbst in der Gebäudetechnik spielt die Elektroplanung und -dokumentation eine essenzielle Rolle. Zeichnen doch deren verlässliche wie zügige Konstruktionsabläufe ein Abbild sämtlicher nachfolgender Ausführungen.

Rainer Neußner, Eplan Consultant für Digitalisierung, betont: "Für die fließende, sichere Zusammenarbeit zwischen und über alle Gewerke, Systeme und Projektanten sorgt die Digitalisierung." Im folgenden Gespräch zieht er Bilanz zu den aktuellen digitalen Eplan-Intentionen.

Herr Neußner, Digitalisierung ist die Basis aller heutigen Kollaboration, aber auch Beschleuniger von Prozessen. Welche Rolle spielt die Eplan-Software in der digitalen Engineering-Transformation für den Produktentstehungsprozess?
Vorweggenommen ist die Digitalisierung nicht allein für das Backend oder die kommerziellen Prozesse in einem Unternehmen relevant. Darüber hinaus ist gleichermaßen der gesamte Produktentstehungsprozess betroffen, und dazu spielt das Elektroengineering und somit das Eplan-Projekt eine tragende, zentrale Rolle, da alle nachfolgenden betrieblichen wie baulichen Ausführungen darauf aufbauen. Je fließender, sicherer und effizienter ein Eplan-Projekt in seinen Entwicklungs-, Konstruktions- und Dokumentationsabläufen bewerkstelligt wird, desto mehr profitiert davon jeglicher Produktentstehungsprozess und beeinflusst schlussendlich auch bei der Markteinführung eines Produktes die TTM (Time to Market) wie auch die TCO (Total Cost of Ownership).

Welche Ziele verfolgt Eplan im Detail durch die Digitalisierung der eigenen Produkte?
Eplan hat sich seit dem Einzug der Digitalisierung darauf fokussiert, sämtliche Eplan-Softwareausprägungen unter der Eplan Plattform zu digitalisieren. Damit sind wir imstande, verschiedene Prozesse miteinander zu vernetzen, und können sämtliche entstehende Engineering-Daten aller Arbeitsschritte zentral verwalten. Dabei werden Medienbrüche vermieden, wie sie bei der Daten-Neueingabe in andere Systeme oder durch die Übergabe von Schaltplänen in Papierform entstehen. Im Ergebnis profitieren nicht nur Fertigungsunternehmen von deutlich effizienteren Abläufen. Prozesse werden darüber hinaus optimiert, die Effizienz gesteigert und damit die Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen erhöht. Allen Efforts voran liegt damit der Praxisvorteil für Eplan-Anwender auf der Hand, da einzelne Arbeitsschritte von der Elektrokonstruktion im CAD-System über die Aufbauplanung bis hin zur mechanischen Fertigung, Verdrahtung und zur abschließenden Prüfung eng im digitalen Datenaustausch verzahnt sind. Dazu können Eplan-Projektanten die Leistungen der Eplan Plattform nutzen und sich gleichzeitig Mehrwerte der cloudbasierten Services erschließen.

 

© Eplan
 

"Das Elektroengineering – und somit das Eplan-Projekt – spielt eine tragende, zentrale Rolle für den gesamten Produktentstehungsprozess, da alle nachfolgenden betrieblichen wie baulichen Ausführungen darauf aufbauen." 
Rainer Neußner, Eplan Consultant für Digitalisierung

 

Mit welchen Softwarelösungen treibt Eplan den Digitalisierungsgeist zentral an?
Die Basis aller Eplan-Digitalisierungsbemühungen stellen die Eplan Plattform im Verbund mit der Eplan Cloud dar. Ihre "geistigen" Treiber drücken sich bei Eplan einerseits in der Installationsinstanz der papierlosen Fertigung, also einer smarten Produktion, aus. Andererseits sollen alle am Engineering-Prozess Beteiligten am selben Produktionsstand stehen. Das heißt, Eplan speichert digital alle Daten eines Eplan-Projektes – von den Exporten bis hin zu allen Stücklisten – global zentral und bestenfalls nur einmalig ausgeführt in der Eplan Cloud ab, die für alle an einem Projekt Befugten erreichbar ist. Somit ist es unser vorrangiges Ziel, die Eplan Plattform stetig weiterzuentwickeln. 

Dabei steht in der Engineering-Phase der digitale Zwilling eines Schaltschranks im Mittelpunkt. Basis sind hochwertige 3D-Daten, die das Gehäuse und Zubehör abbilden. Ergänzt werden sie um projektrelevante Komponenten- und Verdrahtungsinformationen. So können ohne Medienbruch Daten ausgeleitet und in den weiteren Teilprozessen wie Fertigung inklusive Verdrahtung genutzt werden. Auch das disziplinübergreifende Engineering bietet deutliche Optimierungspotenziale. So ist es möglich, an einer zentralen Stelle – im Eplan-Projekt – auch Parameterdaten smarter Sensoren zu speichern und diese im weiteren Prozess zu nutzen. Als Marktführer in diesem Segment bieten wir dafür Lösungen über die Eplan Plattform an, um den Datenaustausch dazu auch garantieren zu können. 

Stichwörter Medienbrüche und mehrfache Datenerzeugung zu ein und demselben Arbeitsschritt: Wie verhindert Eplan diese beiden Problematiken?
Das sind die häufigsten Probleme vieler Konstrukteure der Elektrotechnik, wenn sie im Verbund mit weiteren standortübergreifenden Projektanten und Lieferanten an einem Projekt arbeiten. Doch für diese Schwierigkeiten bietet Eplan mit seinen digital basierenden Softwarelösungen entscheidende Abhilfe. 

In der Praxis läuft demnach ein Eplan-Projekt folgendermaßen ab: Ein Kunde legt seine Wunschplanung vor. Der Konstrukteur bzw. Projektadministrator übernimmt diese in seine Eplan-Electric-P8-Planung. Nach seinen Bearbeitungen übergibt er nun nicht mehr wie üblich das PDF seiner Planung per Mail an weitere Projektanten, sondern stellt die Eplan-Planung in den dafür vorgesehenen Datenpool der Eplan Cloud und teilt diese mittels Eplan eManage mit allen Adaptionsberechtigten. Per Eplan eView tragen nun wiederum alle berechtigten Projektanten ihre Änderungen ein und setzen danach den Projektstatus von ‚Entwurf‘ auf ‚Überprüfen‘. Der Projektleiter erhält das Projekt von allen Beteiligten retour und pflegt nach seiner Prüfung die vorgeschlagenen Änderungen gezielt in den Stromlaufplan ein. Derart arbeiten alle immer am selben Planstand, können etwaige Revisionen eintragen, den neuen Versionsstand hochladen und damit alle am Letztstand des Projektes beteiligen. Dabei sind alle jemals vollzogenen Änderungen rückverfolgbar bzw. nur vom Administrator löschbar.

Da alle Projektanten mit denselben Eplan-Softwaretools arbeiten, können Projektdaten zum einen über verschiedene Disziplinen und Softwarelösungen hinweg nahtlos bzw. ohne Systembrüche in Maschinen und Anlagen integriert werden.

Andererseits wird durch die zentrale Datenverwaltung eines zu Projektstart bestimmten Administrators die mehrfache Datenerzeugung zu einem einzigen Arbeitsschritt auf ein Minimum reduziert bzw. verhindert. Demnach können an einem Projekt nicht nur die Mitarbeiter eines Unternehmens standortübergreifend auf die Planung zugreifen, sondern ebenso alle weiteren dazu beauftragten Lieferanten, sofern sie die Berechtigung vom Administrator erhalten. Wobei die Gestaltung der Berechtigungen stets individuell machbar ist. So können einzelne Projektanten oder Teams auch nur zu Teilbereichen eines Projekts Zugang erhalten. 

 

Sämtliche Cloud-basierenden Eplan-Lösungen sind digital unter dem Dach der Eplan Plattform und im Verbund mit der Eplan-Cloud-Umgebung eng verzahnt. © Eplan

 

Welche cloudbasierten Standards bietet Eplan aktuell seinen Usern?
Im Zentrum der Eplan Plattform – und somit allen Eplan-Kunden zugängig – steht das weltweit etablierte Eplan Data Portal, das webbasierten Zugriff auf hochwertige Produktkataloge zahlreicher Komponentenerzeuger bietet und permanent um neue branchenrelevante Hersteller ergänzt wird. Da alle in der Eplan Plattform verankerten Lösungen gleichermaßen mit dem Eplan Data Portal digital – sprich über die Eplan Cloud – verzahnt sind, können die dort angebotenen Gerätedaten in jede Planung bzw. Dokumentation übernommen werden. Das reduziert jeglichen Projektierungsaufwand und erhöht auch die Qualität aller elektrotechnischen Planungen. 

Das Pendant zum Eplan Data Portal bietet Eplan eStock, das unseren Kunden nicht nur ermöglicht, von all ihren Unternehmensstandorten aus auf ihre zentrale firmeneigene Artikeldatenbank zuzugreifen. Eplan eStock erlaubt auch Mitarbeitern im Homeoffice sowie für Data Sharings mit Geschäftspartnern einfachen und sicheren Datenzugriff. So lässt sich bei der Kollaboration mit Projektpartnern wertvolle Zeit sparen und man hat den aktuellen Datenstand stets im Blick. 

Und welche Softwaresysteme bietet Eplan, um die Digitalisierung voranzutreiben?
In dieser Hinsicht gibt es mittlerweile sehr umfangreiche Lösungsangebote, die mitunter auch auf den Einsatz in verschiedensten Branchen, aber auch quer über die Branchen disziplinübergreifend vernetzt abzielen. Und wie bereits gesagt, sind diese allesamt stets digital unter dem Dach der Eplan Plattform und im Verbund mit der Eplan Cloud-Umgebung verzahnt. 

Begonnen hat alles mit unserer Lösung Eplan Electric P8 – dem ECAD-Standard für das automatisierte Engineering von Elektrokonstruktionen für Maschinen und Anlagen. Für fluidtechnische, also prozesstechnische Anlagen, kommt Eplan Fluid ins Spiel. Diese Lösung ist das Engineering-Werkzeug speziell für die Projektierung und automatisierte Dokumentation von Schaltkreisen fluidtechnischer Anlagen der Hydraulik, Pneumatik, Kühlung und Schmierung.

Eplan Pro Panel hingegen ist wiederum äußerst hilfreich für den Steuerungs- und Schaltanlagenbau. Was heißt, dass damit vielfältige Daten und Informationen für die Fertigung automatisiert in 3D – sprich per digitalem Zwilling – in der Eplan Cloud bereitgestellt werden können. Und das von der Komponentenbeschriftung bis hin zur Unterstützung des manuellen Verdrahtungsprozesses. Das beschleunigt enorm sämtliche Entwicklungen im Maschinen- und Anlagenbau, in der Produktion jeglicher Branchen, im Verteiler- wie Kraftwerksbau der Energiewirtschaft und selbst in der Gebäudetechnik. On top lässt sich damit auch jegliche Produktivität und Effizienz nachweislich verbessern. 

Bereits erwähnt habe ich die Lösungen Eplan eManage und Eplan eView. Erstere steht für die Share-Möglichkeit von in der Eplan Cloud platzierten Projektdaten. Letztere Lösung dient dann sämtlichen berechtigten Projektbeteiligten, in eine Eplan-Operation – auch per Tablet oder Handy – mittels Browser einsehen bzw. Änderungen einpflegen und hochladen zu können.

Der ohnehin bei Eplan bereits sehr fließende, effiziente Konstruktionsvorgang eines Schaltplans lässt sich zusätzlich noch über Eplan eBuild toppen. Grundsätzlich ist das Tool für alle Eplan-Anwender geeignet, die mit geringem Aufwand Schaltpläne automatisiert erstellen wollen – speziell, wenn es um Optionen- und Variantentechnik geht. Dazu befeuert sämtliche Automatisierungsvorgänge eine strukturierte Bibliothek an Vorlagen (Makros), die auch nach Belieben von Usern selbst für individuelle Zwecke skaliert werden kann. 

Weitere hilfreiche Eplan-Lösungen finden sich über Eplan Smart Mounting zur intuitiven Montage mechanischer und elektrotechnischer Komponenten. Mit Eplan Smart Wiring bewerkstelligt man sehr effizient die Verdrahtung im Steuerungs- und Schaltanlagenbau. Eplan Engineering Configuration (EEC) bildet hingegen das Produktportfolio in einem Baukasten mit interdisziplinären Funktionseinheiten ab. Für die flotte Maschinenverkabelung unterstützt wiederum Eplan Cable proD – wobei über Eplan Harness proD die Verkabelung am mechanischen 3D-Modell erfolgt. 

Mit seiner Schwesterfirma Rittal bietet Eplan auch für die Dokumentationsablage eines Schaltschranks in der Eplan Cloud ePocket an. Über den Scan eines QR-Codes können Zugangsberechtigte auf Schaltschrankdaten von allerorts aus einsehen und, wenn nötig, auch Eingriff nehmen.

 

Mit Eplan eView: Projekte sichten, teilen und kommentieren – einfach, überall jederzeit. © Eplan

 

Bietet Eplan nicht auch für das Erlernen seiner Software-Ausprägungen digitalisierte Hilfestellungen an?
Durchaus! Unsere E-Learnings bzw. interaktiven Onlinetutorials kommen bei unseren Usern – ob erfahrene Profis oder Schüler und Studenten – sehr gut an. Dazu finden unsere User auf www.eplan.com unter Services/Eplan Engineering Standards umfangreiche Lösungshilfen für ihren Projektierungsalltag. 

So können unter Standardization Templates praktische Vorlagen für Basis- oder Makroprojekte heruntergeladen werden, mit denen erste Grundlagen für eine standardisierte Arbeit mit Eplan geschaffen werden können. 

Unter Application Samples haben wir für unsere Anwender Projekte und weitere Dokumente vorbereitet, in denen sie einen gezielten Einblick gewinnen können, wie sich typische Eplan-Aufgaben umsetzen lassen.

Weiters finden sich unter Industry Standard Projects typische Projektbeispiele, die häufig in unterschiedlichen Branchen eingesetzt werden – wie z. B. im Maschinenbau oder in der Prozessindustrie.

Und unter Best Practices bietet Eplan Anregungen für die systematische Implementierung spezifischer Softwarefunktionen im Arbeitsalltag anhand konkreter Beispiele.

Um eine komplette Projektierungsaufgabe damit abarbeiten zu können, hat Eplan somit nahezu alles, was in der Technik verwendet wird, in diese E-Learnings aufgenommen. Treten z. B. Erinnerungslücken zu in einem Kurs Gelerntem auf, lässt sich das eine oder andere sehr gut mithilfe der E-Learnings oder der Onlinehilfe auffrischen bzw. wird immer wieder erneut erklärt.

Zu guter Letzt hört man immer wieder vom Eplan-Ökosystem. Was versteht man darunter und können Sie dazu ein plakatives Anwendungsszenario geben? 
Nun, vom Eplan-Ökosystem sprechen wir, wenn verschiedene Akteure der industriellen Automatisierung von der digitalen Eplan-Vernetzung profitieren. Ein Beispiel dazu ist Folgendes:

Ein Anlagenbetreiber plant eine neue Produktionsstrecke. Dazu legt er Vorgaben zu Standards für die verwandten Komponenten und erste Vorplanungen fest. Der dazu beauftragte Maschinenbauer kann über die Cloud direkt auf diese Vorgaben zugreifen. Auf dieser Basis erstellt er seine Schaltpläne und plant den digitalen Zwilling der Schaltschränke für die Anlagen. Diese Daten sind wichtige Informationsquellen für die Schaltschrankbauer. Für die Materialbeschaffung stehen Informationen wie Komponentendaten und Stücklisten bereit. Eplan-Integrationen in weitere Systeme machen dies möglich. Ohne Verzögerung startet so die Fertigung des Schaltschranks. Mit dem digitalen Zwilling als Vorlage gelingt das in Rekordzeit. Mit dessen Übergabe schlägt die Stunde der Wahrheit: Alle Maschinen werden pünktlich an den Betreiber übergeben. Das vollständige Eplan-Projekt ist ein wichtiger Bestandteil der Anlagendokumentation. Und das Wichtigste: Die Produktionsstrecke läuft – und das tut sie auch noch ein Jahr später – reibungslos! Denn die Servicetechniker können direkt vor Ort auf die Eplan-Dokumentation zugreifen. So lassen sich mithilfe von Eplan nahtlose Integrationen entwickeln und damit Prozesse rasch optimieren. (LH)

www.eplan.at

 

Die Autorin
Luzia Haunschmidt, freie Fachredakteurin