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Nachhaltigkeit ist längst kein Randthema mehr, sondern ein zentraler Bestandteil der Unternehmensführung. © Freepik

Die Ergebnisse der aktuellen Nachhaltigkeitsstudie 2024, durchgeführt von CRIF Austria in Zusammenarbeit mit der FHWien der WKW, dem Handelsverband, Leadersnet und Telemark Marketing zeigen:

Nachhaltigkeit ist Chefsache geworden!

Die umfassende Nachhaltigkeitsstudie 2024 beleuchtet den Status quo und die Herausforderungen der österreichischen Wirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit und zeigt auf, wie ernst Unternehmen das Thema nehmen.

Nachhaltigkeit auf höchster Ebene
Bei zwei Dritteln (66 %) der befragten Unternehmen ist Nachhaltigkeit direkt in der Geschäftsleitung oder Vorstandsebene angesiedelt. Von den über 450 teilnehmenden Unternehmen kamen mehr als 200 Antworten von Geschäftsführern und Vorstandsmitgliedern. Besonders in größeren Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden ist die Verankerung in der Führungsebene stark ausgeprägt. Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig und strategisch relevant das Thema für die österreichische Wirtschaft geworden ist. Nachhaltigkeit ist längst kein Randthema mehr, sondern ein zentraler Bestandteil der Unternehmensführung.



Wissensstand und Informationsquellen
Der Wissensstand der befragten Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit zeigt ein differenziertes Bild. 72 % der Befragten beurteilen ihr persönliches Wissen mit der Schulnote 1 und 2 (Durchschnitt 2,7) und schätzen Ihr persönliches Wissen besser ein als das Wissen im Unternehmen (57 % mit Schulnote 1 und 2). Besonders in größeren Unternehmen und in bestimmten Sektoren, wie der Industrie und dem Finanzwesen, schätzen die Befragten das Wissen ausgeprägter ein.

Interessant ist auch, wie lange sich die Unternehmen bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen: Über 50 % der Unternehmen geben an, sich seit mindestens fünf Jahren mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, während 14 % angeben, dass sie erst damit beginnen werden. Die wichtigsten Informationsquellen sind dabei das Internet und diverse Onlineportale (genutzt von 60 % der Befragten), gefolgt von Vorträgen, Fachkonferenzen und wissenschaftlichen Publikationen. Firmenexterne Experten und branchenspezifische Netzwerke werden ebenfalls häufig konsultiert, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Wissen über Verpflichtungen und ­Reportingpflicht
Ein weiteres zentrales Thema der Studie sind die gesetzlichen Verpflichtungen im Bereich Nachhaltigkeit. Für 37 % der Befragten ist es die größte Herausforderung sich an den gesetzlichen Verpflichtungen zu orientieren. Der Green Deal ist die bekannteste Zielvorgabe und Verpflichtung, die 87 % der Befragten kennen. Platz 2 der bekanntesten Verpflichtungen nimmt das EU-Anti-Greenwashing-Gesetz ein (69 % Bekanntheit) und knapp dahinter die Sustainability Development Goals (SDGs) mit 68 %. Die Verpflichtungen CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), EU-Taxonomie und ESRS (European Sustainability Reporting Standards) liegen mit rund 60 % der Bekanntheit bei den Befragten gleich auf.

Hinsichtlich der Reportingpflicht gaben 53 % der befragten Unternehmen an, dass sie derzeit in keine gesetzlichen Verpflichtungen fallen. Für die 47 % der verpflichteten Unternehmen sind die 3 wichtigsten Verpflichtungen, die CSRD (61 %), ESRS (59 %) und EU-Taxonomie (56 %).



Nachhaltigkeit als Chance – aber auch ein Risiko
Drei Viertel (76 %) der Unternehmen sehen in der Nachhaltigkeit eine Chance für ihre zukünftige Entwicklung. Diese Unternehmen betrachten Nachhaltigkeit nicht nur als eine Verpflichtung, sondern als eine Möglichkeit, Wettbewerbsvorteile zu erzielen und langfristig erfolgreich zu sein. Gleichzeitig sehen 42 % der Befragten Nachhaltigkeit auch als Risiko. Diese Wahrnehmung ist eng mit den Herausforderungen in der Umsetzung verknüpft, denen sich viele Unternehmen gegenübersehen.

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Nachhaltigkeit für viele Unternehmen auch mit Unsicherheiten und Risiken verbunden ist.

Aufruf zur Handlung – Fokus auf ­ökologische Maßnahmen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die meisten Unternehmen bereits intensiv mit ökologischen Maßnahmen beschäftigen. 26 % der Maßnahmen betreffen Energieeffizienz, Ressourcenschonung oder Reduktion von Emissionen, gefolgt von 18 % Abfallmanagement und Recycling.

Doch die Studie zeigt auch eine überaus alarmierende Vernachlässigung der sozialen Nachhaltigkeit: Nur 4 % sind gezielte soziale Maßnahmen, wie faire Arbeitsbedingungen oder gesellschaftliches Engagement.

Diese Schieflage in der Nachhaltigkeitsstrategie vieler Unternehmen ruft zur Handlung auf: Unternehmen müssen nicht nur ökologische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in den Fokus nehmen, um langfristig erfolgreich zu sein. Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, die alle Dimensionen E, S und G berücksichtigt, ist unerlässlich. (red.)

INFO-BOX
Über die Studie
Die Nachhaltigkeitsstudie 2024 ist die größte und umfassendste Unternehmensbefragung in Österreich. Sie wurde im Zeitraum Mai–Juli 2024 durchgeführt und basiert auf einer detaillierten Onlinebefragung von über 450 Unternehmen unterschiedlichster Branchen – Handel (25 %), Industrie/Produktion (24 %), Transport/Logistik (6 %), ­Finanz­institute (7 %), Kommunikation/IT (13 %), Gastronomie/Tourismus (3 %), sonstige Dienstleistungsunternehmen (17 %) und andere (7 %). Teilgenommen haben 43 % ­internationale Konzerne und 57 % österreichische Unternehmen mit unterschiedlichen Unternehmensgrößen (KMU 64 %, 36 % Großunternehmen). Befragt wurden Personen aus Geschäftsleitung/Vorstand (44 %), Abteilungs-/Bereichsleitung (31 %) und ­Nachhaltigkeitsverantwortliche (10 %) und 14 % Sonstige.

Die Ergebnisse bieten detaillierte Einblicke in den aktuellen Stand der Nachhaltigkeitsbemühungen in der österreichischen Wirtschaft und die Herausforderungen, denen sich Unternehmen in den kommenden Jahren stellen müssen.

www.crif.at