»Ich habe schon als Jugendlicher gesehen, wie die Vermittlung von IT-Wissen unmittelbare positive Auswirkungen auf die Teilnehmenden hat. Wie die sprichwörtliche Angst am ersten Tag in Freude über das Gelernte und ein ‚Das kann ich jetzt auch‘ umschlägt.« © Caio Kaufmann
Mit IT-Training auf Erfolgskurs: Vom IT-Enthusiasten zum Bildungsprofi. Christoph Becker zeigt vor, wie man beruflich die Segel richtig setzt.
Christoph Becker ist ein Mann der ersten Stunde, wenn es um die digitale Revolution in Österreich geht. Schon als Jugendlicher erkundete er die schier endlos scheinende Welt der Bits & Bytes und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute ist er Geschäftsführer des Enterprise Training Centers (ETC) und begleitet jährlich Tausende Menschen auf ihrem Karriereweg.
Früh übt sich …
Geboren 1976 in Wien, entwickelte Becker früh eine Affinität zur IT. „Ich gehörte zu den Pionieren, die mit Modems die Welt der Bulletin Boards, der Datenfernübertragung und später über CompuServe das Internet erkundeten“, erinnert er sich. Diese Begeisterung führte dazu, dass er bereits mit 14 Jahren einen eigenen Telefonanschluss bekam – „um nicht stundenlang das Familientelefon zu blockieren“. Das war auch mit ein Grund dafür, dass er im zarten Alter von 16 Jahren schon damit begonnen hat, im Rahmen der Wiener Ferienspiele Computerkurse anzubieten und so Kindern und Jugendlichen die Welt der Computer und Multimedia näherzubringen.
Warum? „Um die Telefonkosten zu finanzieren“, so Becker. Diese Erfahrung prägte ihn nachhaltig: „Ich habe schon als Jugendlicher gesehen, wie die Vermittlung von IT-Wissen unmittelbare positive Auswirkungen auf die Teilnehmenden hat. Wie die sprichwörtliche Angst am ersten Tag in Freude über das Gelernte und ein ‚Das kann ich jetzt auch‘ umschlägt. Und wenn du jemandem in ein oder zwei Tagen beibringst, wie er besser mit Excel arbeiten kann und dadurch mindestens 15 Minuten in der Woche einspart, dann schöpfst du als Trainer Kraft und Sinn daraus.“
Mit 18 Jahren begann er ein BWL-Studium. Das schloss er zwar nicht ab, aber dafür startete er zeitgleich damit, Erwachsenenkurse für Microsoft Windows und Office anzubieten. Was möglicherweise auch viele, die ihn persönlich kennen, nicht wissen: Schon 1996 gründete er außerdem einen der ersten Internetprovider Österreichs mit den Schwerpunkten Webdesign und Onlinemarketing. Von 1997 bis 2012 war er dann als Gesellschafter und Prokurist bei BTC, einem Wiener IT-Trainingsanbieter mit Schwerpunkt auf Anwenderschulungen, tätig, bevor er 2012 in seinen „Heimathafen“ ETC als Gesellschafter und Geschäftsführer einlief.
Was zu Beginn seiner Laufbahn mit acht bis zwölf Teilnehmenden an einem oder zwei Kurstagen anfing, hat sich im positivsten Sinne dramatisch weiterentwickelt. Heute nimmt er als Geschäftsführer von ETC positiven Einfluss auf die Karrieren von 15.000 Teilnehmenden pro Jahr.
Auf diesem Weg haben ihn viele Menschen begleitet, die seine Leidenschaft für IT-Training geteilt haben. „Zu Beginn meiner Karriere waren es die Trainerinnen und Trainer, von deren Methoden zur Wissensvermittlung ich lernen durfte. Ein besonderer Meilenstein war 2012 mein Einstieg in die ETC mit meinen Geschäftspartnern Richard Melbinger und Michael Swoboda. Gemeinsam entwickelten wir das Unternehmen von zwölf Mitarbeitenden zu einer 80-köpfigen Organisation, die heute Teil der größten privaten Bildungsholding im DACH-Raum ist.“
Zuhören – Entscheiden – Umsetzen
In dieser Zeit hat er auch viel über Unternehmensführung gelernt. Seinen daraus entstandenen Führungsstil beschreibt Becker mit drei Grundsätzen: Zuhören – Entscheiden – Umsetzen. „‚Meine Tür steht immer offen‘ ist für mich keine Floskel, ich interessiere mich aufrichtig für das Wohlergehen jedes Einzelnen.“ Er erwartet von seinen Mitarbeitern vor allem Ehrlichkeit, so wie er auch selbst offen kommuniziert. „Das entspricht auch meinem Familienleben – schlechte Noten in der Schule waren nie ein Problem, wichtig war nur die rechtzeitige Information, um gemeinsam Lösungen zu finden. Im Berufsalltag nennen wir das Fehlerkultur.“
Die Kernwerte des Unternehmens ETC matchen damit: Fehler als Chance sehen, ein faires Miteinander und wertschätzende Kommunikation pflegen, den Kunden- und Unternehmensnutzen in den Mittelpunkt stellen und Ziele innovativ verfolgen – denn Ressourcen sind begrenzt.
Becker vergleicht die Unternehmensführung gerne mit dem Segeln: „Beide Bereiche ähneln sich stark: Sie erfordern eine klare Vision, detaillierte Planung, flexible Umsetzung und ständige Anpassung an externe Faktoren. Eine Segelregatta ist ein anschauliches Beispiel für dynamische und zielgerichtete Teamarbeit – genau wie ein erfolgreiches Unternehmen.“ Bei der Frage nach dem Umgang mit wirtschaftlichen Herausforderungen bleibt er bei dieser Analogie:
„Auch auf See können sich die Wetterverhältnisse jederzeit ändern. Um trotzdem das Etappenziel zu erreichen, passt man den Kurs an, justiert die Segelstellung oder umrundet eine Insel eben von der anderen Seite. Das ist kein Problem, wenn vorab eine klare Strategie entwickelt, sorgfältig geplant und während der Fahrt kontinuierlich navigiert wurde. Dasselbe Prinzip gilt für die Unternehmenssteuerung: Mit einer fundierten Strategie und durchdachten Planung als Basis können wir gemeinsam mit der Mannschaft flexibel auf veränderte Anforderungen reagieren und unsere Ressourcen optimal einsetzen.“
Und welchen Kurs hat Christoph Becker für die kommenden Jahre gesetzt? Die Antwort darauf bleibt er nicht schuldig: „Die Digitalisierung – also die Durchdringung unseres Alltags, unserer Arbeit und unserer Gesellschaft mit digitalen Technologien – steht erst am Anfang. Aktuell stellt uns die künstliche Intelligenz vor neue berufliche Herausforderungen, sie bietet aber auch enorme Chancen. Diese Chancen zu realisieren und die versprochenen Effizienzgewinne einzulösen, um Menschen und Organisationen voranzubringen und damit einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, das möchte ich mit dem ETC tun.“ Was bleibt da noch anderes zu sagen als: Aye, aye, Käpt‘n! (RNF)
12 FRAGEN AN CHRISTOPH BECKER
Was wollten Sie als Kind werden?
„Irgendwas mit Computer und Management“ – das war schon als 15-Jähriger mein Ziel.
Was bedeutet Glück für Sie?
Glück bedeutet für mich, Zeit mit meiner Familie zu verbringen – am liebsten beim gemeinsamen Entdecken fremder Länder.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ehrlich gesagt nehme ich mir kaum Zeit für Bücher. Selbst im Urlaub beschränkt sich meine Lektüre auf Fachliteratur und Zeitschriften.
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Mich faszinieren besonders Köche – ihre Fähigkeit, mit präziser Planung, Kreativität und Erfahrung aus vorhandenen Ressourcen in kürzester Zeit ein kreatives Menü zu schaffen, beeindruckt mich immer wieder.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Nur ein Genie beherrscht das Chaos.
Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich denke gerne an meine Zeit als Trainer zurück. Ein Tausch mit einem Trainer würde ihm Einblick in die Führung der ETC geben, während ich wieder die unmittelbare Freude erleben könnte, Menschen in sechs bis acht Stunden dabei zu helfen, ihren Job besser zu machen.
Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Eines meiner größten Abenteuer war definitiv die einwöchige Überführung einer Segeljacht von Slowenien in die Türkei im Januar 1995. Bei Minusgraden und ohne Heizung rund um die Uhr auf See zu sein, war wirklich einzigartig.
Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Meine inzwischen erwachsenen Kinder in die Selbstständigkeit begleitet zu haben – und die Freude, sie auch heute noch auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Die Gesellschaftsspielrunden mit Familie und Freunden, die sich oft bis spät in die Nacht ziehen, bringen mich regelmäßig zum Lachen.
Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Eine Weltreise steht ganz oben auf meiner Liste – einfach Endpunkt und -datum festlegen und dann losziehen. Ich liebe es, neue Kulturen kennenzulernen und mich mit Menschen auszutauschen. Allerdings lassen sich Familie und Beruf schwer mit mehrmonatiger Abwesenheit vereinbaren, weshalb wir uns derzeit auf wochenweise Fernreisen beschränken.
Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Neben meiner Frau aufzuwachen, ist mir schon ziemlich lange eine besondere Freude. Und der Gedanke daran, was ich heute mit Kolleginnen, Kollegen oder Familie gestalten kann, gibt mir Schwung für den Tag.
Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Vogel – um von oben den Überblick über alles bewahren zu können.
ZUR PERSON
Fasziniert von Bildung
Christoph Becker ist seit 1995 EDV-Trainer in der Erwachsenenbildung und war von 1997 bis 2012 Gesellschafter, Prokurist und Verantwortlicher für IT-Anwendertrainings bei der BTC WeiterbildungsgmbH. 2012 wurde er geschäftsführender Gesellschafter der ETC Office Academy und seit 2014 ist er Geschäftsführer bei ETC – Enterprise Training Center GmbH. Im aspire Education Management-Team, dem größten privaten Bildungsanbieter im DACH-Raum, hat er seit 2019 die Querschnittsverantwortung für Learning Services und Cross-Selling. Christoph Becker ist verheiratet, hat zwei Töchter und einen Sohn und wohnt in St. Pölten.