KONJUNKTUR
10
JUNI 2018
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AUFSCHWUNG IN DER EUROZONE
Das Jahr2017 war für die Eurozone mit einer Wachstumsrate von 2,3Prozent
das wirtschaftlich erfolgreichste seit einer Dekade. Auch 2018 geht
der Aufschwung mit unvermindertem Tempo weiter.
DDIE EXPERTEN von KfW Research bestätigen eine
Konjunkturprognose von 2,4©Prozent für das laufende
Jahr. 2019 könnte jedoch der Zenit des aktuellen Konjunkturzyklus
überschritten sein und die Wachstumsdynamik
etwas nachlassen. KfW Research erwartet für 2019 eine
Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts um 2,1©Prozent.
Wichtigster Treiber des Aufschwungs bleibt der Konsum,
der vom kontinuierlichen Abbau der Arbeitslosigkeit
im Euroraum profi tiert. Als zweites Standbein gewinnen
Investitionen zunehmend an Bedeutung©– nicht zuletzt
weil die Kapazitätsgrenze im Zuge der lang anhaltenden
wirtschaftlichen Erholung näher rückt und Firmen investieren
müssen, um die Nachfrage bedienen zu können.
Zuletzt trug, anders als in den letzten vier Jahren, auch
der Außenhandel wieder zum Wachstum bei. Besonders
Aufträge aus dem Ausland jenseits der Eurozone legten
im zweiten Halbjahr©2017 erheblich zu. Dies zeigt, dass
das Auslandsgeschäft bisher nicht unter der Aufwertung
des Euro leidet.
LANGSAMERES WACHSTUM 2019
„Die aktuelle Wirtschaftslage in der Eurozone ist unverändert
gut: Harte Konjunkturindikatoren signalisieren ein
kräftiges Wachstum auch im Jahr©2018“, sagt Jörg Zeuner,
Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. „Stimmungsindizes
wiesen zuletzt jedoch auf erste Wolken
am Konjunkturhimmel hin. 2019 spricht einiges
für eine geringere Dynamik.“ Anfang nächsten
Jahres dürften sechs Jahre kontinuierlichen Aufschwungs
hinter der Eurozone liegen. Schon angesichts
der Länge dieser Erholungsphase sei es plausibel,
dass sich das Wachstum inzwischen nahe am
Höhepunkt des aktuellen Zyklus befände. Zumal
die Wirtschaft mittlerweile über Potenzial wachse
und der Stimulus aus der expansiven Geldpolitik
abnehmen werde. Das Finanzierungsumfeld werde
ungünstiger©– wenn die Verschlechterung auch
von einem hohen Niveau aus erfolge. Dennoch sei
die Zinswende inzwischen eingeleitet, und die Verwerfungen
an den Aktienmärkten Anfang Februar
belegten die vergrößerte Risikoaversion unter Marktteilnehmern.
„Zudem wächst die Weltwirtschaft zwar nach
wie vor robust, aber die Dynamik nimmt auch jenseits der
Eurozone nicht weiter zu“, so Zeuner.
POLITISCHE KONJUNKTURRISIKEN IM
EURORAUM ZURÜCKGEGANGEN
Das Risiko einer schlechteren Wirtschaftsentwicklung besteht
vor allem, wenn die Zinsen schneller ansteigen, als
bisher erwartet, und dies zu erhöhter Volatilität an den
Finanzmärkten führt. „Ein plötzliches Anziehen der Finanzierungskonditionen
könnte die Investitionstätigkeit
hemmen und an dieser zunehmend wichtigen Stütze des
Aufschwungs rütteln“, sagt Zeuner. Auch politische
Risiken bestehen weiter, haben sich jedoch inzwischen
teilweise aus der Währungsunion hinaus ins Ausland verlagert.
Neben dem Szenario eines weiter nicht auszuschließenden
harten Brexits steht hier vor allem eine
wachstumsschädliche US-Handelspolitik im Fokus, die
einen protektionistischen Wettlauf in Gang setzen kann.
Außerdem dürfte es der Wirtschaft im Falle einer weiteren
kräftigen Aufwertung des Euro immer schwerer fallen,
das Wachstum trotz der damit einhergehenden negativen
Konsequenzen für den Export konstant zu halten.