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COVERTHEMA
JUNI 2018
für sie eine gute Work-Life-Balance wichtiger ist, als eine
erfolgreiche Karriere zu machen.
VORREITER IN PUNCTO REGIONALITÄT
Den österreichischen Jugendlichen im Alter zwischen 16
und 22©Jahren ist die regionale Herkunft von Produkten
im internationalen Vergleich am wichtigsten. 76©Prozent
geben an, dass sie grundsätzlich bereit wären, mehr für
ein Produkt auszugeben, wenn es aus der Region stammt.
Damit liegen die Österreicher weit über dem internationalen
Durchschnitt (57 %). 42©Prozent der österreichischen
Jugendlichen geben außerdem an, vor allem Biolebensmittel
zu essen.
ZURÜCK ZU TRADITIONELLEN WERTEN
Tradition nimmt bei Österreichs Jugend einen hohen
Stellenwert ein. 74©Prozent der Befragten geben an, dass
Tradition ein wichtiger Teil der Gesellschaft ist. Die Wichtigkeit
der Religion/des Glaubens für österreichische
Jugendliche fällt mit 38©Prozent der Nennungen vergleichsweise
geringer aus, liegt aber noch leicht über dem
internationalen Durchschnitt (35 %). Nur in Schwellen-
und Entwicklungsländern nimmt die Religion einen sehr
viel höheren Stellenwert ein (69 %). Die traditionellen
Werte zeigen sich auch hinsichtlich der Rolle, die Frauen
in der Gesellschaft zugeschrieben wird. Jeder zweite Mann
zwischen 16 und 22©Jahren ist der Meinung, dass es die
Rolle der Frauen in unserer Gesellschaft ist, eine gute
Mutter und Ehefrau zu sein.
VERTRAUEN IN UNTERNEHMEN SINKT
Auch die Unternehmensberatung Deloitte warf einen
Blick auf die Stimmungslage der Millennials und der Generation
©Z. Das Ergebnis der groß angelegten Studie: Die
meisten Unternehmen werden den Ansprüchen der jungen
Befragten auf mehreren Ebenen nicht gerecht. Für
Unternehmen wird es zunehmend wichtiger, ihre soziale
Verantwortung ernst zu nehmen. Die Millennials zeigen
sich in diesem Punkt aber zunehmend skeptisch. Während
2017 noch 65©Prozent vom ethischen Handeln der
Unternehmen überzeugt
waren, sind es aktuell
nur mehr 48©Prozent.
Lediglich 47©Prozent
sind außerdem der
Meinung, dass Unternehmen
einen positiven
Beitrag für die Gesellschaft
leisten. „Millennials
erwarten sich von
den Unternehmen, dass soziale Themen eine zentrale
Rolle einnehmen. Beim eigenen Arbeitgeber steht aber
laut den meisten Befragten die Gewinnmaximierung an
erster Stelle“, analysiert Elisa Aichinger, Senior Managerin
bei Deloitte Österreich.
ARBEITGEBER MÜSSEN LANGFRISTIGER
ÜBERZEUGEN
Das zunehmende Misstrauen der Millennials wirkt sich
auch auf deren Jobzufriedenheit aus. Insgesamt geben
nur 28©Prozent an, über fünf Jahre bei ihrem derzeitigen
Arbeitgeber bleiben zu wollen. 43©Prozent der Befragten
wollen ihren Job bereits in den nächsten zwei Jahren
wechseln.
„Die Umfrage zeigt: Die meisten Unternehmen können
ihre Angestellten nicht langfristig überzeugen. Bezahlung
und Karrierechancen sind zwar wichtige Kriterien bei der
Jobwahl. Um Mitarbeiter aber dann auch halten zu können,
müssen Unternehmen verstärkt auf Diversität von
Teams und mehr Flexibilität setzen“, betont Aichinger.
GIG ECONOMY MACHT KONKURRENZ
Selbstbestimmtes Arbeiten gewinnt bei jungen Arbeitnehmern
zunehmend an Bedeutung. Von jenen Millennials,
die ihren Job in den nächsten zwei Jahren wechseln möchten,
sehen 78©Prozent im Konzept der Gig Economy eine
attraktive zusätzliche Einnahmequelle neben einer Vollzeitanstellung.
43©Prozent können sich vorstellen, sich
vollständig auf das neue Arbeitsmodell einzulassen. Als
Hauptargument nennen fast zwei Drittel den fi nanziellen
Anreiz. Flexiblere Arbeitszeiten sind ebenfalls ein häufi g
genannter Grund.
„In Zeiten des Fachkräftemangels ist das Studienergebnis
ein Alarmzeichen für die Unternehmen. Es besteht die
Gefahr, viele Talente an die Gig Economy zu verlieren,
wenn Unternehmen nicht beginnen, sich diese bewusst
zunutze zu machen. Den Wünschen der Mitarbeiter nach
mehr Flexibilität sollte daher unbedingt nachgekommen
werden“, erklärt Anna Nowshad, Senior Managerin bei
Deloitte Österreich.
« Millennials erwarten sich von den Unternehmen,
dass soziale Themen eine zentrale Rolle einnehmen.
Beim eigenen Arbeitgeber steht aber laut den meisten
Befragten die Gewinnmaximierung an erster Stelle. »
ELISA AICHINGER,
SENIOR MANAGERIN BEI DELOITTE ÖSTERREICH