STANDORT
29
JUNI 2018
FOKUS AUF BOOMENDE
WIRTSCHAFTSREGIONEN IN
ASIEN
Der Standort Österreich punktet bei
Unternehmen aus der EU und vor allem
aus den Nachbarländern. Zahlenmäßig
noch gering, aber auf jeden
Fall bedeutend, sind die Ansiedelungen
aus boomenden Wirtschaftsregionen
wie etwa China. 2017 kamen elf
Ansiedlungen aus China über die
ABA nach Österreich. Das Land ist
eine der am stärksten wachsenden
Wirtschaftsmächte mit einem Wirtschaftswachstum
von knapp sieben
Prozent (IWF-Prognose 2018: 6,6©Prozent).
Aus dem Tigerstaat Südkorea
gab es nur eine Ansiedlung, ebenso
aus Südostasien (Singapur), einem der Wachstumsmärkte
der Zukunft. „Der Kontinent boomt, der Anstieg der Exporte
nach Asien ist enorm. Wir wollen Schwerpunkte auf
bestimmte Regionen setzen©– neue Geschäftsbeziehungen
sind das Ziel“, so Schramböck.
REFORMDRUCK STEIGT
Österreich geht es aktuell wirtschaftlich sehr gut. Dennoch
hat es die Alpenrepublik letztes Jahr im internationalen
Wettbewerb nicht gescha± t, mit einer nachhaltigen
Trendumkehr in die Topliga zurückzukehren. Vielmehr
stagniert der Standort laut Analyse im Mittelfeld. Seit mittlerweile
einem Jahrzehnt ist im Schnitt nur eine Seitwärtsbewegung
feststellbar. „Das zurückliegende Jahr war ein
verlorenes Jahr für den Standort“, warnt Bernhard Gröhs,
CEO von Deloitte Österreich. „Wichtige Themen wurden
nicht angegangen, und es fehlte an Umsetzungskraft. Der
Reformdruck ist dadurch beachtlich gestiegen.“
EUROPÄISCHE TOP-NATIONEN
ALS BENCHMARK
In der Gesamtanalyse der fünf untersuchten globalen Indizes
nehmen die Schweiz, Schweden sowie die USA wieder
die Top-Platzierungen ein. Hierzulande hat es im Jahresvergleich
keine Veränderung gegeben: Österreich befi ndet
sich in vier der fünf untersuchten Indizes unter den Top©20
und belegt im Durchschnitt erneut nur Platz©19.
„Der heimische Standort hat sich seit dem letzten Jahr
nicht vom Fleck bewegt. Es fehlt klar an Dynamik“, so
Bernhard Gröhs. „In den weltweiten Top Ten sind acht europäische
Länder. In Hinblick auf unsere Wirtschaftsdaten
und Grundvoraussetzungen kommt man für Österreich
zum Schluss: Das muss besser gehen.“ Laut Deloitte sind
die besten europäischen Länder die Benchmark, an der
sich Österreich messen muss. Dazu zählen die Schweiz,
Schweden, Finnland, die Niederlande und Dänemark.
HOHE STEUER- UND ABGABENQUOTE
ALS WETTBEWERBSNACHTEIL
Insgesamt hat Deloitte sieben Standortfaktoren im Detail
analysiert. Der Faktor „Kosten“ ist besonders hervorzuheben.
Hier erhält Österreich 1,5 von fünf möglichen
Punkten. Die hohe Abgabenquote ist noch immer ein
klarer Nachteil im europäischen Wett bewerb. Die angekündigte
Senkung der Quote auf 40©Prozent und die
geplanten Maßnahmen im Steuerbereich sieht Deloitte
als Chance.
FACHKRÄFTEMANGEL
ALS WACHSTUMSBREMSE
Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind ein weiterer entscheidender
Standortfaktor. Österreich ist hier stark gefordert.
Der Deloitte Radar vergibt für die „Verfügbarkeit von Arbeitskräften“
zwei von fünf möglichen Punkten. Die Situation
ist paradox: Unternehmen können Aufträge aufgrund
des Fachkräftemangels nicht annehmen© – bei
gleichzeitiger Arbeitslosigkeit älterer oder unzureichend
ausgebildeter Arbeitskräfte. „Die Wirtschaft braucht heute
und morgen Qualifi kationen, die viele Arbeitssuchende
schlichtweg nicht mitbringen. Diese Lücke muss geschlossen
werden. Ohne Investitionen in entsprechende Aus-
und Weiterbildungsmaßnahmen wird dieser Mangel zu
einer Wachstumsbremse“, analysiert Gundi Wentner, Partnerin
bei Deloitte Österreich.