Jerome Berger, Geschäftsführer Arburg Österreich © Christian Streili
Jerome Berger, Geschäftsführer von Arburg in Österreich, im Interview.
Digitalisierung, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit: Die Kunststoffindustrie steht vor großen Herausforderungen und orientiert sich in Richtung neuer Produkte, Geschäftsfelder und Märkte. Arburg leistet Unterstützung dabei.
Arburg ist weltweit einer der führenden Anbieter von Spritzgießmaschinen, additiver Fertigung, Robot-Systemen, Prozesssteuerung und Digitalisierung. Das Unternehmen bietet seinen Kunden individuelle Lösungen für die Kunststoffteile-Produktion. Die Erfolgsgeschichte in Österreich reicht bis ins Jahr 1959 zurück, als die erste Maschine nach Moosbrunn verkauft wurde. Im Interview spricht Jerome Berger, Geschäftsführer von Arburg in Österreich, über die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, die Herausforderungen der Branche und wie Arburg seine Kunden dabei unterstützt.
Herr Berger, Sie sind seit 2020 Geschäftsführer von Arburg in Österreich. Wie hat sich der Markt für Arburg in dieser Zeit entwickelt?
Seit 2020 haben wir sehr turbulente Zeiten erlebt, die von der Coronapandemie und vielen geopolitischen Themen geprägt waren. Trotzdem ist Arburg in Österreich sehr viel sichtbarer geworden und wir haben viel erreicht. Wir haben zahlreiche Kunden gewonnen, die uns ihr Vertrauen schenken, und haben bestehende Beziehungen ausgebaut. Unsere Kunden haben mit uns auch ihr internationales Geschäft ausgeweitet. Das hat auch damit zu tun, dass wir sehr individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen und ihnen eine Rundum-Betreuung anbieten können – in jeder Phase ihres Projekts, von der ersten Idee bis zur Serienproduktion. Wir sind in der Lage, sowohl Kunden mit konkreten Vorstellungen als auch solche, die noch am Anfang stehen, zu unterstützen. Zum Beispiel mit unseren Turnkey-Anlagen, die nur noch angeschlossen werden müssen und dann auf Anhieb funktionieren. Sie sind vorher geprüft, eingefahren und abgenommen. Wir tun alles, um den Kunden das Leben zu erleichtern.
"Wir sind in der Lage, sowohl Kunden mit konkreten Vorstellungen als auch solche, die noch am Anfang stehen, zu unterstützen."
Jerome Berger, Geschäftsführer Arburg Österreich
Haben sich diese turbulenten Zeiten auch auf die Kundennachfrage und das Angebot von Arburg ausgewirkt?
Die Kunden haben sich in dieser Zeit neu orientiert, neue Produkte, Geschäftsfelder und zum Teil neue Märkte erschlossen. Single-Sourcing ist zum Beispiel in den Hintergrund getreten, stattdessen setzen die Kunden heute auf Mehrfach-Sourcing. Diese Themen haben wir bereits in der Vergangenheit adressiert, unseren Fokus aber entsprechend geschärft. Auch Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Fachkräftemangel spielen heute eine wichtige Rolle. In Hochlohnregionen wie Österreich können Unternehmen nur mit Hightech und Automatisierung erfolgreich sein. Das heißt, es dreht sich nicht nur um Produkte und Maschinen, sondern um das Rundum-sorglos-Paket. Und genau dafür steht Arburg. Viele Unternehmen in Österreich sehen Handlungsbedarf und suchen Partner, die sie dabei unterstützen. Wir sind offen für Partnerschaften und neue Technologien und wollen unsere Kunden dabei unterstützen, auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Wie sehen die typischen Kunden in Österreich aus? Wer ist Ihre Zielgruppe?
Grundsätzlich sind wir für alle Unternehmen der Kunststoffindustrie da. Entscheidend ist, dass sie offen für neue Lösungen und Technologien sind und dazu bereit sind, über den Tellerrand zu blicken. Die Herausforderung ist nicht die Automatisierung selbst, es sind nicht die Lösungen und Maschinen, sondern sich für neue Möglichkeiten zu öffnen und zu überlegen, wie man in Zukunft aufgestellt sein möchte. Das hat jeder selbst in der Hand. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, sich neu zu erfinden, und bieten ihnen Lösungen, die ihnen helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wie wichtig sind Partnerschaften für Arburg?
Partnerschaften sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für uns. Arburg setzt auf starke Partnerschaften mit Lieferanten, Unternehmen und Instituten, auch aus Österreich, um unseren Kunden ein breites Spektrum an Expertise anbieten zu können. Wir sind auch sehr offen für neue Partnerschaften. Die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden ändern sich, und auf diese Weise können wir sie mit Know-how aus den unterschiedlichsten Bereichen und in verschiedenen Ländern unterstützen.
Digitalisierung und Energieeffizienz sind zentrale Themen für Arburg. © Arburg
Mit welchen Fragen kommen Ihre Kunden heute auf Sie zu?
Die Kunden fragen heute vor allem nach effizienter Produktion. Wie können sie ihre Kosten senken und gleichzeitig flexibler werden? Ein wichtiger Punkt ist dabei der Fachkräftemangel in allen Bereichen. Wir unterstützen einerseits mit Schulungen und andererseits damit, dass wir unsere Anlagen durch Digitalisierung intelligenter, agiler und leichter bedienbar machen. Wir bieten auch sogenannte "Assistenzpakete" an, die etwa die Energieeffizienz erhöhen und die Bedienung vereinfachen. Trotzdem bleibt der Mensch immer ein wichtiger Faktor. Er bedient und kontrolliert die Anlagen, greift bei Bedarf korrigierend ein. Übergelagert ist natürlich das Thema Nachhaltigkeit, bei uns unter dem Begriff "arburgGREENworld" zusammengefasst. Das bezieht sich nicht nur auf die einzelnen Maschinen, sondern schließt auch alles rundherum mit ein – natürlich auch uns selbst und unsere Standorte.
Welche Themen werden die Unternehmen in Zukunft beschäftigen?
Die Themen, über die wir gerade gesprochen haben – intelligente Maschinen, KI, Assistenzpakete –, sind auch in Zukunft sehr wesentlich und können noch viel weiter ausgebaut werden. Auch hochkomplexe Maschinen müssen einfach und intuitiv zu bedienen sein. Arburg ist in dieser Hinsicht seit vielen Jahren ein Vorreiter. Mittlerweile ist der Markt viel offener dafür und nimmt diese Themen an. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bleiben ebenfalls wichtig. Wir bemühen uns, nicht nur unsere eigenen Prozesse effizienter zu gestalten, sondern auch die Umwelt im Blick zu behalten. In diesem Zusammenhang bedeutet das auch: Kunststoff ist nicht das Problem, sondern der Umgang damit. Wir müssen verantwortungsvoll mit dem Wertstoff umgehen. (RNF)
www.arburg.at