Tim Höttges, CEO der Deutschen Telekom, bei seiner Rede auf der Hauptbühne der Digital X in Köln © RNF

50.000 Besucher kamen vergangene Woche nach Köln, um an einem "analogen Spektakel der Digitalisierung" teilzunehmen, zu dem die Deutsche Telekom geladen hat.

Am 18. und 19. September ging in Köln wieder die Digital X der Deutschen Telekom über die Bühne – oder eigentlich über die Bühnen. Gefühlt war die komplette Innenstadt in die Konzernfarbe Magenta gehüllt und an unzähligen Stationen bekam man aktuelle technologische Neuerungen präsentiert. Die rund 50.000 Besucher erlebten Innovationen zum Anfassen: Sei es im Gespräch mit einem KI-Avatar, mit Robotern zur Stadtreinigung oder Gesundheitschecks durch eine künstliche Intelligenz. 

Man könnte es ein "analoges Spektakel der Digitalisierung" nennen, wobei natürlich vor Ort quasi alles auf der binären Ebene operierte und miteinander vernetzt war. Kolportierte 50.000 Teilnehmer ließen sich dieses Festival der digitalen Welt nicht entgehen. Zu den prominenten Gästen zählten unter anderem die Sportgrößen Dirk Nowitzki, Julian Nagelsmann und Nico Rosberg, Signal-Präsidentin Meredith Whittaker, Smudo von den Fantastischen Vier und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst.

Breite Welle der Digitalisierung
Erstmalig fand am Tag zuvor der Digital X Summit statt, in dessen Rahmen sich rund 350 Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über die Themen künstliche Intelligenz, digitale Kompetenz und digitale Souveränität austauschten. Im Fokus stand Deutschland. So brachte es zum Auftakt auch Klaus Werner, Schirmherr der Digital-X-Initiative und Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland, auf den Punkt: "Wir wollen eine breite Welle der Digitalisierung für Deutschland." Es gehe darum, nicht nur über Digitalisierung zu sprechen, sondern auch ins Tun zu kommen.

 

Klaus Werner, Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland ©RNF

 

Freilich wurde beim Digital X Summit vorerst einmal gesprochen. Beispielsweise darüber, was im deutschen Bildungssystem schiefläuft – wo es auch durchaus Parallelen zu Österreich zu ziehen gab. Später stellte Carsten Knop, Journalist und Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Frage, wie souverän Deutschland in digitalen Dingen sei und ob das in einer globalisierten Welt überhaupt notwendig wäre. Die Antwort darauf gab Ralf Wintergerst, CEO von Giesecke+Devrient und Präsident des Branchenverbandes Bitkom: "Wer nicht digital souverän ist, ist auf Dauer eine digitale Kolonie." Das bezog er nicht nur auf Deutschland, sondern auch auf Europa. Es müsse mehr investiert werden, um auf ein Niveau mit den USA oder China zu kommen. Europa wäre zu defensiv, auch – oder gerade – hinsichtlich der Regulatorik, die fälschlicherweise als Wettbewerbsvorteil gesehen würde.

KI kann ein Gamechanger sein
Im letzten Block des Digital X Summit ging es um das allgegenwärtige Thema künstliche Intelligenz. Ferri Abholhassan, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG und CEO der T-Systems International GmbH, leitete ihn mit einem Impulsvortrag ein, in dem er zwischen zwei Klassen, wie man Maschinen lernen lassen kann, unterschied und das mit den beiden Hirnhälften verglich: dem kreativen Teil, heute generative KI genannt, und einem präziseren Teil, der "Predictive AI", die zuverlässige Ergebnisse ausgibt, etwa für valide Aussagen von Chatbots oder die Steuerung von Maschinen. Er hob auch nochmals die Bedeutung von Daten als Basis von KI-Anwendungen hervor. "Wir wissen, das ist ein Gamechanger – wenn wir ihn dazu machen. KI kann Geschäftsmodelle, Kultur, die Art der Zusammenarbeit ändern, muss aber auch davon getragen werden, dass wir unsere Hausaufgaben machen. Infrastruktur, Vernetzung, Konnektivität, auch Datacenter brauchen wir eng am Leib", so Ferri Abholhassan.

 

Ferri Abholhassan, CEO T-Systems International ©RNF

 

Wir sind selbst der Stau
So richtig startete das Programm dann am folgenden Tag. In den Kölner Vierteln Mediapark, Friesenviertel, Belgisches Viertel und dem Stadtgarten machten mehr als 300 Partner praxisnah erlebbar, welchen nachhaltigen Einfluss die Digitalisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft hat. Struktur dafür gaben die Megatrends Connected Business, Zukunft der Arbeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit & Verantwortung. Erstmals kuratierten vier ausgewiesene Expert:innen die vier Megatrend-Bühnen. So war Eckart von Hirschhausen für das Thema Nachhaltigkeit und Verantwortung zuständig, Steffi Burkart begleitete den Megatrend Zukunft der Arbeit, Daniel Domscheit-Berg kümmerte sich um den Aspekt Sicherheit und Maja Brankovic zeichnete als Expertin für Connected Business verantwortlich.

Die Rede von Tim Höttges, CEO der Deutschen Telekom, war eines der ersten Highlights. Er beschrieb in seiner wie immer "markigen" Rede, was ihn zurzeit über das Thema Digitalisierung hinaus bewegt: "Was mir sehr am Herzen liegt, ist die Stimmung in unserem Land – die Diskussionen, die Konflikte, die Polarisierung der Gesellschaft." Gleichzeitig analysierte er: "Wir stehen nicht im Stau, manchmal sind wir auch selbst der Stau." Er appellierte daher, mit der richtigen Einstellung den Wandel selbst zu gestalten und nicht auf andere zu warten. "Sei der Wandel" stand auch groß auf der Bühne zu lesen. Eine Analyse und ein Aufruf, die nicht nur für Deutschland ihre Gültigkeit haben. (RNF)