Michael Sturmlechner, Geschäftsführer von Aon in Österreich © Georg Wilke
Michael Sturmlechner, Geschäftsführer von Aon in Österreich, über die aktuellen und zukünftigen Hauptrisiken für Unternehmen aus Industrie und verarbeitendem Gewerbe.
Die Befragten aus der Industrie und dem verarbeitenden Gewerbe zählten im Rahmen unseres Aon Global Risk Management Survey (GRMS) 2023 die Punkte „Rohstoffpreisrisiko oder Materialknappheit“ sowie das „Versagen der Lieferkette oder des Vertriebs“ zu den wichtigsten bzw. höchsten aktuellen Risiken. Das Risiko der Rohstoffverknappung bzw. -verteuerung rangiert zugleich ganz weit oben unter den zehn größten Zukunftsrisiken des GRMS, da Vorleistungskosten und Absatzpreise für Industrieunternehmen mit hoher Unsicherheit und Volatilität behaftet sind.
Erfolg durch effizientes Management
Erfolgreich werden jene Unternehmen sein, die ihre Kosten – und ihre Volatilität – effizient managen. Versicherungen spielen in der Regel nur eine begrenzte Rolle beim Management von Rohstoffpreisrisiken, aber es gibt Versicherungslösungen, die eingesetzt werden können, um die nachgelagerten Folgen von Materialknappheit und ihren Beitrag zu Betriebsunterbrechungen zu bewältigen. Öffentliche Finanzierungen und Investitionsfördermaßnahmen könnten in Zukunft mit sinkender Inflation zurückgehen.
Umstände, die sich der Kontrolle der Unternehmen entziehen, wie die begrenzte Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen, zunehmender Nationalismus in Bezug auf Finanzierung und Exporte sowie turbulente geopolitische Umstände, tragen alle zu den internen Sorgen bei, mit denen Industrie- und Fertigungsunternehmen bereits konfrontiert sind.
All diese Faktoren haben ein volatiles wirtschaftliches Umfeld zur Folge, das sich auf die Fähigkeit der Hersteller zur Sicherung von Finanzierungen auswirkt. Normalerweise werden kapitalintensive Projekte über lange Zeiträume finanziert, aber die unvorhersehbare und sich schnell verändernde Natur der gegenwärtigen Wirtschaft macht es schwierig, langfristige Vereinbarungen zu treffen. Um dem Schaden entgegenzuwirken, den diese Faktoren einem Unternehmen zufügen können, muss das Risikomanagement vollständig in das Management und die strategische Planung integriert werden, damit das Unternehmen die identifizierten Risiken überwachen und ihre Auswirkungen minimieren kann.
Wie können Industrie- und Fertigungsunternehmen diese Risiken wirksam abfedern?
Die größte Herausforderung für die Unternehmen wird darin bestehen, die Verflechtung der Risiken, mit denen das verarbeitende Gewerbe und die Industrie konfrontiert sind, zu bewältigen. Fähige Talente und Teams müssen die Herausforderungen ganzheitlich angehen, indem sie historische Daten und Analysen berücksichtigen und sich gleichzeitig mit neuen Realitäten auseinandersetzen. Darüber hinaus müssen langfristige Strategien zur Risikominderung auch Strategien zur Bewältigung kurzfristiger Erfordernisse integrieren oder ergänzen, da sonst die Reaktion auf Risiken reaktiv oder episodisch wird. Mehr denn je müssen die drei Verteidigungslinien – Risiko-, Volatilitäts- und Krisenmanagement – gestärkt und an das neue Umfeld, in dem Unternehmen agieren, angepasst werden.
Um die Auswirkungen von Risiken in der Lieferkette zu verringern, können Unternehmen Notfallpläne erstellen und wichtige Lieferanten überprüfen. Sie können mehr als eine Quelle für wichtige Materialien nutzen und ausreichende Reserven vorhalten. Das Management der Gesamtrisikolandschaft kann Unternehmen dazu zwingen, ihre Geschäftsmodelle zu ändern oder zu diversifizieren und ihre geografischen Risiken zu überprüfen oder zu diversifizieren. Aus diesen Veränderungen können sich Chancen für Fusionen und Übernahmen ergeben.
Komplexität und Volatilität sind eine Herausforderung für jede Organisation, die ständig auf Risiken reagiert, anstatt sich darauf vorzubereiten. Eine gute Vorbereitung sollte die drei Verteidigungslinien Risiko, Volatilität und Krisenmanagement in drei Angriffslinien transformieren. (PR)
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