Opening Keynote von Hannes Tschürtz © Patricia Weisskirchner

"Bzzzz – die Konferenz der österreichischen Musikwirtschaft" – starke Initialzündung für die Branche mit konkreten Forderungen an die Politik.

Es hat tatsächlich ordentlich gebrummt am 5. Mai in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), bei der ersten Konferenz der heimischen Musikwirtschaft mit dem ungewöhnlichen Namen "Bzzzz", hinter der sich alle relevanten Organisationen wie AKM, FAMA, IFPI und VTMÖ versammeln. Das Ergebnis: Großes Interesse und bis auf den letzten Platz gefüllte Konferenzsäle, denn es ging um nichts weniger als um die Zukunft der heimischen Musikwirtschaft. Darum, dass man künftig mehr bewegen kann, wenn man sich zusammentut, wie der Initiator der Konferenz, IFPI-Vorstand und Obmann der Berufsgruppe Label im Fachverband der Film- und Musikwirtschaft, Hannes Tschürtz in seiner Keynote-Rede erläuterte.

Die Musikwirtschaft sei vielfältig und von kleinen Playern geprägt, weshalb sie oft nicht so laut ist, wie sie sein könnte. Das "Bzzzz" stehe symbolisch für ein gemeinschaftliches Bewältigen der großen, gegenwärtigen Herausforderungen und das Erarbeiten einer klaren Agenda für die Zukunft einer Branche mit einer jährlichen Bruttowertschöpfung in Milliardenhöhe.

"Gebt uns Zuckerwasser, wir machen Honig daraus."
"Es blühen viele Talente in Österreich, die eine starke Musikwirtschaft brauchen, damit ihre Arbeit Früchte tragen kann. Aber manchmal braucht es ein wenig Zuckerwasser, damit wir durch schwierige Zeiten kommen und Honig machen können", meinte Tschürtz in Anlehnung an den Veranstaltungstitel.

Die Fördermittel für die Branche seien unzureichend, die Investitionsbereitschaft in der Branche auch deshalb gering, weil das Risiko zu hoch für einzelne sei. Tschürtz rief zu mehr Selbstbewusstsein auf: "Musik wird oft noch immer als nettes Hobby angesehen, für das man ab und an Almosen vom Staat bekommt. Ich habe in Österreich noch nie ein Statement wie jenes vom australischen Premierminister gehört, der gesagt hat ‚Music jobs are real jobs‘ und daraufhin ein Förderungspaket für den Musiksektor in dreistelliger Millionenhöhe auf den Weg gebracht hat."

Die Ergebnisse der Konferenz: Forderungen nach mehr Unterstützung nach außen; Selbstkritik nach innen
Um bestehende Probleme und Bedürfnisse herauszuarbeiten, wurden im Zuge der Konferenz Diskussionsgruppen zu verschiedenen Themen gebildet und Ergebnisse gesammelt. Dass man auch nach innen und dorthin schauen müsse, wo es wehtut, wurde im Rahmen der ganztägigen Konferenz ebenfalls verdeutlicht. Verwiesen wurde auf ein ausbaufähiges Ausbildungsangebot und darauf, dass die Musik eine starke und funktionale Medienlandschaft als Gegenüber braucht, die heimisches Schaffen adäquat abzubilden vermag. Auch die einzelnen Institutionen seien teilweise zu starr in ihren Strukturen, müssten sich verstärkt einer Inklusionsdebatte stellen und ihre Mentoring-Rolle nach außen tragen, um der nächsten Generation an Musikschaffenden eine gute Grundlage zu bieten.

"Ich nehme von heute mit, dass unkomplizierte Fördersysteme weiter ausgebaut werden müssen – ganz klar vor allem im Bereich Vermarktung und Live-Auftritte. Ein zweiter Punkt ist die bessere mediale Sichtbarkeit der Musikbranche: Wir stehen zur Finanzierung des ORF, aber wir verlangen genauso die Sichtbarmachung der heimischen Musikbranche. Dafür haben wir die Musik-Charta und erwarten, dass sie dementsprechend ausgebaut wird. Und der dritte Punkt: Wir müssen mehr Infrastruktur für die Musikwirtschaft zur Verfügung stellen, sei das in Musikschulen oder bei der Bereitstellung öffentlicher Flächen; denn wir sind ein Land der Musik, wenn man uns spielen lässt", so Georg Tomandl, Obmann des Österreichischen Musikfonds und Obmann-Stellvertreter des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft in der WKÖ.

Deswegen sollten Förderungen auch neu, längerfristig und auf Regierungsebene ministeriumsübergreifend gedacht werden. "Die vorherrschenden Algorithmen sind mengengesteuert; auch deshalb kommen wir bis auf wenige Ausnahmen kaum aus unserem Land hinaus. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als größer zu denken", so Tomandl.

In den Arbeitsgruppen wurde klar, dass insbesondere in der Internationalisierung und Vermarktung heimischer Produktion ein deutliches Plus an Unterstützung vonnöten wäre. Durch die geringen Mittel fehlt es der klein strukturierten Branche aus ihr heraus oft am Hebel dafür. Nötig wären dazu auch Initiativen zur Diversifizierung und dauerhaften Stärkung des Mittelbaus. Langfristige Sicherheit der Fördermittel fordert man daher auch für den Musikexport, um nachhaltige und vorausschauende Strategien bauen zu können.

KI und Musikproduktion – Chance oder Gefahr?
"Es war wichtig und wesentlich, dass sich auf dieser Konferenz alle Stakeholder der Musikbranche getroffen und Probleme angesprochen haben, die derzeit vielen unter den Nägeln brennen: Die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz etwa; oder dass junge Künstler zu wenig darüber wissen, wie man im Musikbusiness überhaupt Geld verdienen kann", erklärte Peter Vieweger, Präsident der AKM.

"Ziel, im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben"
"Die Veranstaltung hat verdeutlicht, dass die Branche sichtbar ist und Relevanz hat. Es waren Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medien hier und haben gemeinsam die Zukunftsperspektiven der Branche beleuchtet – und zwar im Spannungsfeld von Kunst, Kultur und Wirtschaft. Die Frage war: Wie gestalten wir in Österreich eine Medienpolitik mit allen Playern, die es ermöglicht, dass die Musikwirtschaft wachsen kann. Denn das Hauptziel ist, den Musikstandort Österreich so zu stärken, dass die heimischen Musikschaffenden im immer stärker werdenden internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben", resümierte Markus Deutsch, Geschäftsführer des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft. (red.)