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Wien, eine der wirtschaftlich erfolgreichsten Städte der EU, beeindruckt mit hoher Produktivität und einer dynamischen Gründerszene.
Gleichzeitig kämpft die Stadt mit der höchsten Insolvenzquote Österreichs, was die Herausforderungen der aktuellen Wirtschaftslage verdeutlicht.
Wien zählt zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Städten der Europäischen Union. In der österreichischen Hauptstadt erwirtschaftet ein Fünftel der Bevölkerung ein Viertel des nationalen Bruttoinlandsprodukts. Die Produktivität der Wiener Beschäftigten liegt beeindruckende 35 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Zudem wird in Wien alle 55 Minuten ein neues Unternehmen gegründet, was die dynamische und unternehmerische Atmosphäre der Stadt unterstreicht.
Auf der anderen Seite hat Wien aktuell in Österreich auch die höchste Insolvenzquote, wie eine Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF für das erste Quartal 2025 zeigt.
Wien ist Insolvenzhauptstadt, aber die Zahlen sinken leicht
Im ersten Quartal 2025 meldeten in Österreich 2.004 Unternehmen Insolvenz an. Dies entspricht einem Anstieg der Firmenpleiten um 8 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres (1. Quartal 2024: 1.856 Firmeninsolvenzen). „Die Unternehmen in Wien und Österreich stehen weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Die Wirtschaft befindet sich nach wie vor im Krisenmodus, und auch für 2025 wird ein weiterer Rückgang der Wirtschaftsleistung erwartet. Hohe Energie- und Lohnkosten, geopolitische sowie politische Unsicherheiten und die anhaltende Rezession belasten die Unternehmen.
Zusätzlich wirkt sich der Rückgang der Industrieproduktion im Euro-Raum negativ auf österreichische Firmen aus. Angesichts der deutlichen Zuwachsraten in den letzten beiden Jahren und der Prognose für 2025 ist es zunehmend schwierig, von einer nicht vorhandenen Insolvenzwelle zu sprechen“, erklärt Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich, die aktuellen Zahlen.
Wien hat die höchste Insolvenzdichte Österreichs, wie eine Auswertung von CRIF belegt. © CRIF
Wirtschaftliche Unsicherheiten durch neues US-Zollpaket und Prognosen für 2025
Das neue US-Zollpaket wird den wirtschaftlichen Abschwung in Österreich voraussichtlich weiter verschärfen und die Unsicherheit der Unternehmen erhöhen. Der Informationsdienstleister CRIF prognostiziert daher, dass die Insolvenzen auch im Jahr 2025 weiter zunehmen werden. Die aktuelle Vorhersage liegt bei etwas über 8.000 Insolvenzen für das laufende Jahr.
Im ersten Quartal 2025 verzeichnete Wien mit 802 Firmeninsolvenzen die höchste Anzahl. Es folgen Niederösterreich mit 335 Insolvenzen, Oberösterreich mit 236, die Steiermark mit 176, Salzburg mit 130, Tirol mit 129, Kärnten mit 114, Vorarlberg mit 44 und das Burgenland mit 38 Insolvenzen. Auch bei der Insolvenzdichte lag Wien mit 57 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen im ersten Quartal 2025 an der Spitze. Der Durchschnitt im 1. Quartal 2025 betrug 34 Insolvenzen je 10.000 Firmen. Die wenigsten Firmenpleiten gab es im ersten Quartal 2025 in Vorarlberg mit 17 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.
„Die zunehmenden Firmeninsolvenzen verdeutlichen, wie wichtig es für Wiener Unternehmen ist, Risiken frühzeitig zu identifizieren und verstärkt in Präventionsmaßnahmen sowie in eine solide Strategie zu investieren. Eine starke Risikokultur und der effiziente Einsatz von Ressourcen sind entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens“, erklärt Eisner-Schwarz. Im 1. Quartal sind die Firmenpleiten in Tirol mit einem Plus von 76,7 Prozent am stärksten angestiegen. Auch in Salzburg (plus 56,6 Prozent) und in Oberösterreich (plus 22,3 Prozent) sind die Firmeninsolvenzen deutlich stärker angestiegen als im Durchschnitt (plus 8 Prozent). Weniger Firmeninsolvenzen als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum meldeten das Burgenland (minus 29,6 Prozent), die Steiermark (minus 1,1 Prozent) und Wien (minus 0,5 Prozent).
Die zunehmenden Firmeninsolvenzen verdeutlichen,
wie wichtig es für Wiener Unternehmen ist, Risiken frühzeitig zu identifizieren
und verstärkt in Präventionsmaßnahmen sowie eine solide Strategie zu investieren.
Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin CRIF Österreich © CRIF
Handel, Baugewerbe und Gastronomie in Wien am stärksten von Insolvenzen betroffen
Hinsichtlich der Branchen waren in Wien sowie in Österreich im ersten Quartal vor allem der Handel (Österreich: 384), das Baugewerbe (315) und die Gastronomie (242) von Insolvenzen betroffen. Die Immobilienkrise hat zu einem historischen Tiefstand bei den Baubewilligungen geführt. Dies hat wiederum zu erheblichen Rückgängen in der Produktion und bei den Investitionen geführt, was zahlreiche Insolvenzen in der Baubranche zur Folge hatte. Auch die wirtschaftliche Lage in der Gastronomiebranche bleibt weiterhin angespannt.
Nach dem Ende der Coronapandemie sieht sich die Gastronomiebranche mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Diese umfassen steigende Inflation, höhere Energie- und Arbeitskosten sowie den wachsenden Trend des Homeoffice. Dieser führt zu weniger Gelegenheiten für Mittagspausen und weniger Besuchen in Restaurants oder Cafés. Beim Handel hat die inflationäre Entwicklung zu einem Verlust der Kaufkraft und zu höheren Fixkosten geführt. Zusätzlich sieht sich die Branche einem intensiven Wettbewerb ausgesetzt, insbesondere durch den wachsenden internationalen Onlinehandel, der erheblichen Preisdruck und sinkende Einnahmen verursacht.
Indikatoren einer möglichen Insolvenz von Wiener Unternehmen
In der betrieblichen Praxis lassen sich typische Verhaltensmuster identifizieren, die auf eine prekäre Situation eines Unternehmens hinweisen. Dazu zählen beispielsweise eine verschlechterte Zahlungsmoral, ein verändertes Bestellverhalten oder häufige Änderungen in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung. Weitere Indikatoren sind Zahlungsverzögerungen aufgrund von ungerechtfertigten Mängelrügen, gebrochene mündliche Zusagen oder häufig angeforderte Rechnungskopien. Zudem werden keine Neuanschaffungen mehr getätigt und veraltete Produktionsanlagen genutzt. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage sind auch der Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder die mehrfache Erhöhung der Kreditlinie. (red./PR)
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