2021 TRANSPORT- & LOGISTIK-GUIDE 73
schließlich transportiert werden, besonders seit
dem exponentiellen Nachfrageanstieg im Pandemiesommer
2020. Nach knapp einer Woche
erfolgte schließlich die Befreiung des Frachters,
doch bis dahin verursachte der Vorfall bereits
einen Schaden in Milliardenhöhe.
DROHT DER KOLLAPS?
Nun gerät die sowieso bereits unter Druck
stehende globale Logistik zusätzlich in Bedrängnis.
Es herrscht die Sorge, die Schiffe könnten
sich in den Häfen stauen, besitzen diese doch
nur eine begrenzte Anzahl an Liegeplätzen.
Zentrale Umschlagplätze wie Rotterdam halten
ihre Flächen frei, um Verstopfungen durch zu
hohe Aufkommen zurückkehrender Schiffe aus
Suez zu vermeiden. Frachten aus den Binnenports
müssen deswegen zielgenau in den
Umschlagplätzen ankommen, um von dort aus
direkt weiterverschifft zu werden. Eine Zwischenlagerung
stellt derzeit keine Option dar.
Dadurch erhöht sich insbesondere der Druck
auf Straße und Schiene, weil LKW und Züge
die Lagerung der Frachten übernehmen. Logistiker
sehen sich gezwungen, so präzise wie
möglich zu planen, um die Waren pünktlich in
den Häfen abzuliefern, damit der Export überhaupt
gewährleistet wird – so zumindest die
Theorie. Verspätungen oder Verzögerungen auf
See stellen zwar keine Seltenheit dar, lag doch
die Pünktlichkeitsrate der Schiffe schon vor der
Blockade bei gerade einmal 30 Prozent. Durch
den Vorfall hat sich das Problem nur weiter
verschärft und führt zu einer zusätzlichen Überlastung
der europäischen Terminals. Die Kapazitäten
in den Häfen befinden sich am Limit,
was die Planung und den Transport vom beziehungsweise
zum Hafen zunehmend erschwert.
Besonders die Zwischenlagerung der Exportcontainer
gestaltet sich aufgrund des begrenzten
Platzes in den Ports immer komplizierter, weshalb
hier nach Ausweichmöglichkeiten gesucht
werden muss. Dies bedeutet einen erheblichen
administrativen Mehraufwand, der noch dazu
mit einer höheren finanziellen Belastung einhergeht.
Planungen und Kapazitäten sind grundsätzlich
knapp bemessen, und Lieferketten reißen
schnell. Besonders der Straßentransport
zieht hier den Kürzeren, da Logistikunternehmen
letztlich die Umdisponierungskosten vonseiten
der Reedereien und Häfen großteils allein
tragen müssen.
STEIN AUF STEIN
Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich noch nicht
genau absehen, welche Nachwirkungen die
Havarie im Suezkanal nach sich zieht. Erst in
einigen Wochen offenbart sich das gesamte
Ausmaß. Allerdings steht bereits fest: Das
Timing könnte nicht schlechter sein.
So geschieht die Blockade im Rahmen einer
ohnehin prekären Lage für die globale Logistik.
Schon die Corona-Pandemie strapaziert die
weltweiten Lieferketten ohnehin durch den
exponentiellen Nachfrageanstieg im letzten
Jahr. Konsumenten und Konsumentinnen können
nicht reisen, verbringen den Großteil ihrer
Zeit zu Hause und damit auch im Internet.
Onlinekäufe steigen, und der Exportbedarf
erhöht sich. Viele überwiegend aus Asien gelie-
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