TOTHOLZ UND INSEKTEN
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Foto: Christoph Moning
Wie schnell totes Holz im Wald abgebaut wird, hängt von Klima, Pilzen
und Insekten ab. Ein internationales Forschungsteam hat den jährlichen
Beitrag von Totholz zum globalen Kohlenstoffkreislauf ermittelt und
erstmals auch die Bedeutung von Insekten beim Holzabbau quantifiziert.
Lebende Bäume nehmen viel Kohlendioxid aus
der Atmosphäre auf und sind damit wichtige
Klimaschützer. Über die Rolle von toten Bäumen
im globalen Kohlenstoffkreislauf ist aber
wenig bekannt. Dabei gehört die Zersetzung
von Holz und die Rückführung der darin
gespeicherten Nährstoffe zu den wichtigsten
Prozessen in Wäldern. Wie viel Kohlenstoff
wird weltweit aus verrottendem Holz freigesetzt?
Welche Rolle spielen dabei Insekten?
Diesen Fragen wurde nun erstmals in einem
internationalen Forschungsprojekt, an dem
auch der Evolutionsbiologe Jan Christian Habel
von der Paris-Lodron Universität Salzburg
beteiligt war, erforscht.
GLOBALE KOHLENSTOFFBILANZIERUNG
An 55 Waldstandorten auf sechs Kontinenten
haben Forscher:innen Hölzer von über 140
Baumarten ausgelegt, um den Einfluss des Klimas,
der Flora und der Fauna auf die Abbaugeschwindigkeit
zu messen. Die erhobenen Daten
zeigen, dass die Abbaugeschwindigkeit und der
Beitrag der Insekten sehr stark vom Klima
abhängen und vor allem mit steigender Temperatur
zunehmen. Aus dem Experiment konnten
die Wissenschaftler:innen modellieren, in welchem
Ausmaß Totholz am globalen Kohlenstoffkreislauf
beteiligt ist. Demnach werden jährlich
10,9 Gigatonnen Kohlenstoff weltweit aus Totholz
freigesetzt. Ein Teil des Kohlenstoffs geht
in den Boden, während ein anderer Teil in die
Atmosphäre freigesetzt wird. Die aus Totholz
74 UMWELTTECHNIK & ENERGIE-GUIDE 2021
Die Larven des Alpenbocks (Rosalia alpina)
ernähren sich von abgestorbenem Holz.
freigesetzte Menge entspricht rund 11,5 Prozent
der Emissionen aus fossilen Brennstoffen.
„Mit 93 Prozent tragen die Tropenwälder aufgrund
ihrer hohen Holzmasse in Kombination
mit schnellen Abbauprozessen überproportional
zu diesem Ergebnis bei. Insekten haben am
Holzabbau einen Anteil von fast einem Drittel,
der sich überwiegend auf die Tropen beschränkt.
In Wäldern der nördlichen und gemäßigten
Breiten sind die Beiträge der Insekten jedoch
gering“, erklärt Jan Christian Habel, der die
Untersuchungen zu dieser Studie in Ostafrika
durchgeführt hat. Die Studie zeigt, dass sowohl
Klimaveränderungen als auch der Verlust von
Insekten das Potenzial haben, den Holzabbau
und damit die Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufe
weltweit zu stören und zu verändern.