AUSSENHANDEL
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JUNI 2017
Für 2017 rechnet ACREDIA damit, dass die politischen
und wirtschaftlichen Unsicherheiten bestehen bleiben
werden. „Belastend wirken weiterhin die möglichen längerfristigen
wirtschaftlichen Folgen des Brexit, die protektionistischen
Tendenzen im Welthandel und auch die geopolitischen
Risiken, die neue Turbulenzen auf den internationalen
Finanzmärkten nach sich ziehen könnten“,
kommentiert Vorstand Ludwig Mertes den Ausblick für
2017. Auch die weltweiten Insolvenzen werden 2017 laut
einer Euler Hermes Insolvenzprognose erstmals wieder
zunehmen.
NEUE PRODUKTE & GESCHÄFTSMODELLE
„Nicht disruptiv, sondern evolutionär“, so beschreibt Ludwig
Mertes die aktuellen Entwicklungen in der Versicherungswelt.
Dazu entwickelt ACREDIA neue Produkte, wie
beispielsweise die erste österreichische Online-Kreditversicherung
PRISMA Select und– in Kooperation mit dem
KSV– die KSV1870 PRISMA Protect. Darüber hinaus rüstet
sich der heimische Marktführer für potenzielle neue
Geschäftsmodelle: „Wir denken beispielsweise auch Kooperationen
mit Start-ups an. Interessant ist für uns vor
allem eine strukturierte Datenauswertung. Wie können
wir die Bonität eines Unternehmens mithilfe von zwar
vorhandenen, aber noch nicht ausgewerteten Daten noch
besser beurteilen?“, so Ludwig Mertes mit Blick auf die
Branchenzukunft.
« Die Prämien werden weniger, unser Obligo steigt
und damit unser Risiko. Entscheidend in diesem überaus
sensiblen Umfeld ist, dass wir dabei zu unserer
Verantwortung stehen und im Schadensfall zahlen. »
MAG. KAROLINA OFFTERDINGER, VORSTÄNDIN ACREDIA VERSICHERUNG AG
RISIKOBEURTEILUNG IN SÜDOSTEUROPA
ACREDIA ist der regionale Partner von Euler Hermes für
die Risikobewertung und Prüfung österreichischer und
südosteuropäischer Länder. Dabei verantwortet ACREDIA
aktuell ein Versicherungsvolumen im Wert von 3,5Milliarden
Euro in sechs ehemaligen jugoslawischen Ländern.
Die Geschäfte, die durch dieses Volumen abgewickelt und
versichert sind, werden mit circa 11.000Unternehmen in
der Region gemacht. Davon verzeichnen Slowenien und
Kroatien mit mehr als zwei Drittel den größten Anteil.
Das restliche Drittel teilen sich Serbien, Bosnien-Herzegowina,
Mazedonien und Montenegro.
In seiner Tätigkeit vor Ort hält sich ACREDIA an die
Devise „Credit is local“: „Man kann ein Unternehmen in
Kroatien oder Serbien nicht mit denselben Standards bewerten
wie ein österreichisches Unternehmen. Wir achten
sehr stark auf die lokale Mentalität, auf lokale Handelsbräuche
und das übliche Geschäftsgebaren. Natürlich
spielt auch die volkswirtschaftliche und politische Bewertung
des Landes eine Rolle, wenn es darum geht, zu entscheiden,
ob und in welchem Ausmaß ein Unternehmen
versichert werden kann oder nicht“, so die ACREDIA-Ökonomin
und Risikoexpertin Gudrun Meierschitz.
In der Markteinschätzung unterstützt wird Meierschitz
auch von dem mittlerweile im dritten Jahr aufl iegenden
Südosteuropa-Wirtschaftsindex. Dieser zeigt über die vergangenen
drei Jahre in den SEE-Ländern eine positive Entwicklung
des Wirtschaftsklimas. Serbien hat in allen drei
Jahren die positivsten Gesamtwerte erzielt und ist damit
wiederholt besser als sein Ruf. „Auch wir merken in den
letzten Jahren einen kontinuierlichen Anstieg von Kreditprüfungsaufträgen
für serbische Unternehmen. Das
heißt, ausländische Lieferanten wagen sich immer mehr
und immer öfter an Serbien als Exportmarkt heran“, so
Meierschitz. An zweiter Stelle fi nden sich heuer Slowenien
und Bosnien. Slowenien hat seit Beginn der Umfrage
den deutlichsten Zugewinn erreicht. Das bestätigt auch
die tägliche Praxis der ACREDIA-Expertin: „Die slowenischen
Unternehmen und die slowenische Wirtschaft
haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.“ Interessant
sind die Ergebnisse für Bosnien: Die guten Gesamtwerte
entsprechen nicht der wirtschaftlichen Realität.
Das Sorgenkind bleibt weiterhin Kroatien. Dazu Gudrun
Meierschitz: „Das liegt meiner Meinung nach eindeutig
an den Umständen zum Befragungszeitpunkt im Februar,
denn da steckte Kroatien schon mitten in der Krise rund
um das größte kroatische Privatunternehmen Agrokor.
Es handelt sich dabei immerhin um den führenden
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