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FINANZEN
DEZEMBER 2017
DDER EUROPAWEITE ANTEIL an pünktlichen Zahlungseingängen
steigt seit 2007 kontinuierlich an: Heute
bezahlen 78 Prozent aller Kunden ihre Rechnungen innerhalb
der vorgegebenen Frist. Der fi nanzielle Schaden für
Unternehmen bleibt, drei Prozent aller o± enen Forderungen
fallen aus, 19 Prozent der Rechnungen werden zu
spät beglichen. Für die Zukunft erwartet ein Großteil der
europäischen Unternehmen keine Verbesserung der
Zahlungsmoral.
Die Zahlungsmoral in Europa pendelt sich aktuell auf einem
Niveau von 78 Prozent an pünktlich bezahlten Rechnungen
ein. Nach einer insgesamt positiven Entwicklung
über die vergangenen zehn Jahre ist
eine Stagnation der Zahlungsmoral
bestätigt. Der Anteil an verspätet bezahlten
(19 Prozent) und ausgefallenen
Rechnungen (drei Prozent) verbessert
sich seit drei Jahren nicht
oder nur minimal. Zu diesem Ergebnis
kommt die im Auftrag der EOSGruppe
von dem unabhängigen
Marktforschungsinstitut Kantar TNS
durchgeführte Studie „Europäische
Zahlungsgewohnheiten 2017“. An
der in diesem Frühjahr zum zehnten
Mal erfolgten Erhebung nahmen
3.200Unternehmen aus 16Ländern
teil.
„Für Unternehmen sind Zahlungsausfälle
von drei Prozent mitunter
sehr beunruhigend. Dahinter können
Milliardenbeträge stecken, die den Firmen für die eigene
Kostendeckung und darüber hinaus für Investitionen in
ihre Zukunft fehlen“, sagt Klaus Engberding, Vorsitzender
der Geschäftsführung der EOS-Gruppe. In Osteuropa liegt
der Anteil unbezahlter Rechnungen sogar durchschnittlich
bei vier Prozent. Die schlechteste Zahlungsmoral
herrscht in Griechenland, Russland, Rumänien, Bulgarien
und der Slowakei (74Prozent termingerechte Zahlungen).
Unternehmen in Deutschland (83 Prozent) und der
Schweiz (82Prozent) verzeichnen am häufi gsten einen
rechtzeitigen Zahlungseingang.
AUSBLICK IN DIE ZUKUNFT TRÜBT SICH EIN
Seit zehn Jahren nimmt die Zahlungsmoral in Europa kontinuierlich
leicht zu. Für die Zukunft erwarten 77Prozent
der Unternehmen jedoch keinen Aufschwung mehr, das
heißt die Zahlungsmoral bleibt gleich oder verschlechtert
sich. Vor allem osteuropäische Unternehmen haben ihre
positiven Erwartungen gegenüber dem Vorjahr deutlich
zurückgeschraubt. Der größte Pessimismus herrscht in
Russland. 30 Prozent der Firmen erwarten eine Verschlechterung
der Zahlungsmoral. „Russland bewegt sich
zwar dank des steigenden Ölpreises langsam aus der Rezession
heraus. Strukturelle Reformen innerhalb des Landes
sind aber weiter vonnöten, um die Wirtschaft zu stabilisieren“,
sagt Klaus Engberding. „Derartige Reformen sind
Unternehmen
befürchten, dass
sich die europäische
Zahlungsmoral in
Zukunft verschlechtern
könnte.