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INNOVATION
DEZEMBER 2017
„40.000Menschen sind letztes Jahr mit ihren Erfi ndungen
und Ideen zu uns ins Patentamt gekommen. Und aus
vielen dieser Ideen ist auch wirklich etwas Handfestes geworden
– Marken, Patente oder Designs“, freut sich Patentamtspräsidentin
Mariana Karepova und ergänzt: „Besonders
erfreulich ist, dass nicht nur die Industriegrößen,
sondern auch die Forschungsszene mehr in den Schutz
investiert hat. Unter den Top-Ten-Patentanmelderinnen
und Patentanmeldern waren 2016 die Technische Universität
Wien und das Austrian Institute of Technology
(AIT)“.
Auch im aktuellen Jahresbericht des Europäischen Patentamts
hat sich Österreich um einen Rang verbessert und
belegt nun bei der Zahl der europäischen Patentanmeldungen
europaweit den neunten Platz. Bei der Weltorganisation
für geistiges Eigentum (WIPO) in Genf beantragten
1.280Österreicherinnen und Österreicher ein
neues Patent und 720 eine neue Marke.
BÜNDNIS FÜR SPITZENFORSCHUNG UND
ZUKUNFT
Auch wenn die aktuellen Erfolgsdaten Grund zur Freude
bereiten, gibt es auf dem Weg zur globalen Wissenschaftselite
noch einige Steine aus dem Weg zu räumen. Die
Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen
machte kürzlich auf einige Schwachstellen im Forschungsbereich
aufmerksam: Mit 3,14Prozent des BIP
investiere Österreich, nach Schweden, mehr als alle anderen
Länder in Europa in Forschung und Entwicklung
(F&E). Während die Schweiz und die Niederlande jedoch
knapp ein Drittel ihrer F&E-Mittel in die Grundlagenforschung
investieren, sei es in Österreich weniger als
ein Fünftel. Und diese Kluft vergrößert sich. So wurden
im Jahr2007 jeweils 120Millionen Euro für den Wissenschaftsfonds
(FWF) und für die indirekte Forschungsförderung
aufgewendet. Zehn Jahre später sind es
190Millionen für den FWF und 530Millionen Euro für
die Forschungsprämie. „Die Schere wird also größer. Wir
benötigen eine bessere Balance, damit die Forschungsprämie
ihre erwünschte Wirkung voll und nachhaltig
entfalten kann.“
Darüber hinaus ist Österreich derzeit ein Wissenschaftsexportland.
„Weitaus mehr herausragende Personen verlassen
das Land, oft für immer, als wir umgekehrt anzuziehen
vermögen.“ So sind nur 42Prozent der Österreicher,
die erfolgreich ein prestigeträchtiges Stipendium des
europäischen Forschungsrats (ERC-Grant) einwerben, mit
ihrem Projekt an einer hiesigen Forschungsstätte tätig.
Zum Vergleich: In Schweden oder in den Niederlanden
liegt dieser Wert bei über 80Prozent. „So gehen viele unserer
klügsten Köpfe ins Ausland und stärken die Forschungs
und Innovationsstandorte in Deutschland, der
Schweiz oder den USA.“
Eine weitere Gefahr wittert die Allianz im Wettbewerb um
die klügsten Köpfe: „Unzureichende Investitionen in die
Forschungsinfrastruktur, ein fehlendes einheitliches
Hochschulzugangsmanagement, zu geringe Mittel für die
Grundlagenforschung sowie mangelnde Karriereperspektiven
in der Forschung. Gerade herausragende Wissenschaftler
zieht es dorthin, wo sie optimale Forschungsbedingungen
vorfi nden, etwa um ihre Arbeitsgruppe zu
fi nanzieren. Wenn dann einem FWF, im Vergleich mit
Förderungsorganisationen in Deutschland, den Niederlanden
oder der Schweiz, nur die Hälfte oder gar nur ein Viertel
an Mitteln zur Verfügung stehen, dann gehen die talentiertesten
und kreativsten Personen eher in diese Länder–
etwa nach Essen, Maastricht oder Bern. Was für ein Verlust
an Ideen und Motivation für unseren Standort!“
INFO-BOX II
Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen
Die Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen
ist eine Plattform für den regelmäßigen
Dialog zu Fragen der Wissenschaftspolitik.
Mitglieder der Allianz sind Thomas Henzinger
(Institute of Science and Technology Austria),
Antonio Loprieno (Österreichischer Wissenschaftsrat),
Helga Nowotny (ad personam),
Klement Tockner (FWF Der Wissenschaftsfonds),
Oliver Vitouch (Österreichische Universitätenkonferenz)
und Anton Zeilinger (Österreichische
Akademie der Wissenschaften). Die
Vorsitzführung der Allianz obliegt derzeit
Klement Tockner vom FWF.