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NEWS & FACTS
DEZEMBER 2017
WIRTSCHAFT
„TRUMPONOMICS“ OHNE WIRKUNG?
DIE POLITISCHE ENTWICKLUNG in den USA sorgt für Unsicherheiten
in Bezug auf die Handelspolitik. Laut dem Kreditversicherer Coface
sind Costa Rica, El Salvador, Honduras und Mexiko von Importrestriktionen der
USA am stärksten betro± en. Das liege am großen Anteil ihres Exportvolumens,
insbesondere für Fertigwaren, in die Vereinigten Staaten. Neben diesem überproportionalen
Exportanteil in ein einziges Land seien diese Volkswirtschaften
insgesamt stärker vom Export abhängig als andere Länder in der Region. Sollte
die Trump-Regierung Länder in den Fokus nehmen, mit denen ein Handelsbilanzdefi
zit besteht, wäre Mexiko am meisten gefährdet. 2016 hatten nur China,
Japan und Deutschland einen größeren Handelsüberschuss mit den USA als
Mexiko. In Lateinamerika haben nur zwei weitere Länder, die Coface in einem
„Focus“ untersucht hat, 2016 einen Überschuss im Handel mit den USA: Ecuador
und Kolumbien. Auch sie könnten von Maßnahmen der US-Administra tion
betro± en sein. Allerdings ist die Gefahr wohl eher gering, da sie am Gesamtdefi
zit der US-amerikanischen Handelsbilanz nur einen geringen Anteil haben.
Auch Probleme mit dem NAFTA-Abkommen könnten dazu führen, dass Investitionen
verschoben werden und der Kapitalzufl uss aus dem Ausland ins Stocken
gerät. Für Unruhe sorgt auch eine Äußerung Trumps, die Überweisungen
von mexikanischen Arbeitnehmern in den USA in ihre Heimat zu besteuern.
Bislang wurden diese Mittel nicht angegri± en. Nach einer Berechnung des Peterson
Institute for International Economics würde der Peso um über 25Prozent
an Wert verlieren, wenn die NAFTA aufgelöst werden würde. Damit würden
in Mexiko hergestellte Autos in den USA aber deutlich günstiger zu verkaufen
sein, und das würde die Absicht der US-Regierung, das Handelsdefi zit
auszugleichen, konterkarieren. „Auch wenn Trump seine Ankündigungen aus
dem Wahlkampf umsetzen würde, blieben die direkten Auswirkungen auf die
Finanzsituation der lateinamerikanischen Länder, mit Ausnahme Mexikos, eher
begrenzt“, erklärt Michael Tawrowsky, Country Manager Coface Austria. „Die
Infl ation stieg 2016 in Lateinamerika ohnehin an.“ Gründe dafür waren die
schwierigen Wetterbedingungen für die wichtige Landwirtschaft mit steigenden
Lebensmittelpreisen. Diese Situation hat sich 2017 wieder entspannt, und die
Zentralbanken in Kolumbien, Chile, Peru und auch in Brasilien haben die
Referenzzinssätze gelockert.
REKORDERGEBNIS
Lebensmittel
made in Austria
Die österreichischen Exporte
von Erzeugnissen der
Lebensmittelindustrie legten 2016
um 3,6Prozent zu und überschritten
damit erstmals die Sechs-
Milliarden-Euro-Grenze. Konkret
wurden im Vorjahr Lebensmittel
made in Austria im Wert von
6,191Millionen Euro exportiert.
Der wichtigste Drittlandsmarkt für
die heimische Lebensmittelindustrie
bleiben die USA (740Mio.
Euro, + 20,9% gegenüber 2015).
ZUKUNFTSMARKT
Neue Chancen am
chinesischen LKW-Markt
Eine Studie der Managementberatung
Bain &
Company zeigt, dass der Markt für
schwere LKW in China in den
kommenden Jahren ein gesundes
Wachstum verspricht. Mehr als
20Prozent der dortigen Flottenmanager
wollen in Zukunft hochwertigere
Fahrzeuge kaufen als bisher.
Be ügelten in der Vergangenheit
insbesondere Baustellenfahrzeuge
den Markt, sind es in Zukunft vor
allem Logistikunternehmen im
Langstreckenverkehr.
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