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JUNI 2018 | NEW BUSINESS 17
Autonomes Fahren: Österreich im Mittelfeld
Die Zukunft des Dieselmotors und die Auswirkungen
auf Österreich sind daher ungewiss. De nitiv einer der
Game Changer der Automobilbranche auch hierzulande
wird das autonome Fahren sein. Doch wie gut ist
Österreich bereits für das Fahren ohne Fahrer gerüstet?
Im Vergleich zu 20 anderen Nationen liegt Österreich
im Mittelfeld, wie der KPMG Autonomous Vehicles
Readiness Index (AVRI) 2018 erhoben hat. Österreich
belegt in der Analyse den zwölften Platz. Die besten
Voraussetzungen für automatisiertes Fahren bestehen
in den Niederlanden, in Singapur und in den USA. Zu
den Stärken der Niederlande gehören die hohe Akzeptanz
von Elektrofahrzeugen, die große Dichte an Ladestationen,
das solide Telekommunikationsnetz sowie
eine Vielzahl geplanter Praxistests. Verglichen wurden
die Länder anhand der Voraussetzungen in den vier
Bereichen Politik/Gesetzgebung, Technologie/Innovation,
Infrastruktur und Kundenakzeptanz. Hinsichtlich
Infrastruktur belegt Österreich mit Platz acht eine solide
Top-10-Platzierung. „Das autonome Fahren wird
nicht nur weltweit das Transportwesen revolutionieren
– es wird sich auch in Österreich auf alle Aspekte des
Lebens auswirken“, sagt Werner Girth, Partner bei KPMG
in Österreich voraus.
Zusammenspiel vieler Faktoren nötig
Insgesamt steht die wirtschaftliche Entwicklung eines
Landes in einem engen Zusammenhang mit der Bereitschaft
für autonome Fahrzeugtechnologien. Blickt
man jedoch tiefer, lassen sich laut der KPMG-Analyse
unter den Top-Platzierungen weitere Gemeinsamkeiten
feststellen. Dazu gehört die Bereitschaft der
Regierung, die Entwicklung des autonomen Fahrens
zu steuern und zu regulieren, ein ausgezeichneter
Zustand der Straßen, ein gut ausgebautes Mobilnetz
sowie Investitionen und Innovationen durch die Privatwirtschaft.
„Autonome Fahrzeuge werden die Zukunft aktiv mitbestimmen.
Die Frage lautet nicht ob, sondern wann
autonomes Fahren zur alltäglichen Realität wird“,
schildert Klaus Mittermair, Head of Automotive bei
KPMG in Österreich, die Situation. „Partnerschaften
zwischen den Regierungen und der Privatwirtschaft
können die technologische Entwicklung vorantreiben
und zugleich gewährleisten, dass der Einsatz selbstfahrender
Fahrzeuge im Einklang mit den Zielen der
Politik steht.“ Dabei sei es wichtig, alle Interessengruppen
– Regierungen, Unternehmen und Bürger –
in die Pläne für autonomes Fahren einzubinden.
Diese Sichtweise bestätigt auch der Bosch-Österreich-
Chef: „Wir bei Bosch sehen eine Mobilität voraus,
die elektri ziert ist, automatisiert und vernetzt. Wir
wissen, dass wir der Mobilität von morgen nur näherkommen,
indem wir ganz konkret den Straßenverkehr
von heute verbessern“, erklärt er. „Dafür müssen
wir Mobilität neu denken. Das heißt: intermodal mit
nahtlosen Übergängen vom Auto zu Bahnen oder
Bikes. Unser Leitmotiv ‚Technik fürs Leben‘ motiviert
uns, die bestmögliche Technik für den Umweltschutz
zu entwickeln und einzusetzen.
Um den möglichst
emissionsfreien Verkehr zu
verwirklichen, investiert
das Unternehmen deshalb
hohe Summen sowohl in
den Markterfolg der Elektromobilität
als auch in die
Weiterentwicklung des
Verbrennungsmotors.“
Nicht ob, sondern wann
»Das autonome Fahren wird nicht nur weltweit das
Transportwesen revolutionieren – es wird sich auch in
Österreich auf alle Aspekte des Lebens auswirken.«
Werner Girth, Partner bei KPMG Österreich