
INNOVATIVE INDUSTRIE
34 VON DER KÜHLUNG ZUR SEMMEL
Ob Kühltechnik, Tischlerei oder Innenarchitektur – seit 70 Jahren ist das Welser
Unternehmen Schweitzer Ladenbau ein verlässlicher Partner für Bäckereien und
Konditoreien. Zum Jubiläum plaudert Che n Susi Neumüller aus dem Nähkästchen.
Frau Neumüller, heuer feiern Sie mit Ihrem Unternehmen
den 70. Geburtstag. Wie nahm damals
die Geschichte ihren Lauf?
Unser Ursprung ist ja die Kühlung. 1948 hat mein
Großvater Siegfried Schweitzer die Schweitzer Kühlanlagen
gegründet – den Vorgänger der Schweitzer Ladenbau GmbH
– und sich als Südtiroler, der in München arbeitete und sich
dort verliebte, auf halbem Weg in Wels niedergelassen. Nach
dem Wirtschaftsaufschwung waren die Wünsche seiner Kunden
nicht mehr nur in Richtung Kühlung, sondern man wollte
auch die Möbel dazu bekommen. Bäckereien sprießten aus
dem Boden, Konditoreien haben eine Renaissance erlebt – und
alle brauchten passende Theken und Regale. Darin sah mein
Großvater großes Potenzial. Das war dann der Anfang unserer
Geschichte als Kompletteinrichter.
Wie ging es dann weiter?
Um die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden zu bedienen,
stellte mein Großvater einen jungen Tischlermeister an und
gab ihm freie Hand in der Bestellung der Maschinen. So entstand
1973 neben unserem Standbein in der Kältetechnik das
zweite wichtige Standbein: die Tischlerei. Wir bilden auch in
beiden Bereichen Jugendliche aus – ganze zehn Prozent unserer
Mitarbeiter sind Lehrlinge. Wenn gute Facharbeiter fehlen,
muss man sie eben selbst ausbilden.
NEW BUSINESS • INNOVATIONS | JUNI 2018
Was ist das Alleinstellungsmerkmal der Schweitzer
Ladenbau GmbH?
Wir entwickeln die Kühltechnik im eigenen Haus. Die meisten
anderen Ladenbauer, die wie wir im Bereich Bäckerei/Konditorei
tätig sind, arbeiten mit Standardmöbeln. Wir sind für
jenes da, was erst erfunden werden muss. Das gibt uns am
Markt ein Alleinstellungsmerkmal. Außerdem sind unsere
Verkäufer per se keine Verkäufer, sondern kommen aus der
Planung – sind somit Tischler oder haben die Holzfach-HTL
besucht. Das ist ein besonderer Mehrwert für die Kunden, die
von unseren Verkäufern damit perfekt beraten werden können.
Wie kam es zu Ihrer internationalen Ausrichtung?
Bereits 1977 wurde uns der österreichische Markt zu klein und
wir hatten den Wunsch nach mehr Internationalisierung. So
stellten wir auf der ersten IBA (Internationale Bäckerausstellung)
in München aus – neben Russland und China die größte internationale
Bäckerei-Fachmesse der Welt. Das war unser erster
Schritt ins Ausland. 1990 haben wir dann ein Büro in der Schweiz
gegründet – die Schweitzer Ladenbau AG. Denn es ist ja so:
der Schweizer ohne TZ kauft gern beim Schweizer ohne TZ.
Das heißt einen Schweizer ohne TZ dazu zu überreden, in
Österreich anzurufen ist sehr schwierig. Aber in der Schweiz
ruft er gerne an und somit nun auch beim Schweitzer mit TZ.
Unser wichtigstes Hauptexportland ist aber Deutschland. Weil
der Bäcker und Konditor dort ähnlich tickt wie wir. Gerade in
der ehemaligen DDR kommen wir gut an und p egen sehr
familiäre Kontakte. Von den großen Literaten bis zur Kaffeehauskultur
gibt es vor allem in Sachsen viele Parallelen zu
Österreich.
Schweitzer Ladenbau ist von jeher ein Familienbetrieb.
Wie wichtig ist Ihnen das?
Geschäftsführer war ursprünglich mein Großvater. Später
stiegen dann sein Neffe Walter
Schweitzer, dessen Frau Inge, meine
Mutter Ursula Neumüller gemeinsam
mit meinem Vater Mag. Franz
Gerhard und meinem Onkel Stephan
Schweitzer ein. Nach deren Pensionierungen
wurde ich 2010 geschäftsführende
Gesellschafterin. Da die
MEHR ALS NUR BROT
»Brot alleine verkauft sich nicht mehr! Man braucht
eine Unternehmeridee. Und hier sind wir eben
nicht nur Möbelbauer, sondern auch Berater.«
Susi Neumüller, Geschäftsführerin
Schweitzer Ladenbau GmbH