BREXIT
20
tums kosten. Insgesamt erhält das Wirtschaftswachstum
also einen weiteren Dämpfer, und die Volkswirte gehen
beim britischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch von
einem Zuwachs von 1,3Prozent für 2018 und 1,2Prozent
für 2019 aus.
„Das britische Pfund gerät zunehmend unter Druck. Die
Kaufkraft der Briten sowie der Konsum sind dadurch
rückläufi g. Am stärksten leiden jedoch die Unternehmen.
Ihre Profi tabilität und ihre Gewinnmargen sind im Sog
des Pfunds dahingeschmolzen“, sagt Mertes. „Um ganze
2,5Prozentpunkte sind die Unternehmensmargen seit
Anfang2016 geschrumpft– und vorerst ist kein Ende abzusehen.
DEZEMBER 2018
Die Abwertung der Währung geht im Brexit-Karussell
in den kommenden Monaten erst einmal weiter,
die Löhne steigen gleichzeitig an. Um die verbleibenden
Margen zu sichern, werden sich britische Unternehmen
wohl zunehmend nach lokalen Lieferanten umsehen.“
Das gilt insbesondere für Branchen, die stark vom Import
abhängig sind: die Automobil- und Chemiebranche, der
Maschinen- und Anlagenbau, der Einzelhandel und die
Lebensmittelbranche. Vereinzelt dürften sich aber lokale
Kapazitäten ergeben, da europäische Unternehmen ebenfalls
vermehrt versuchen, britische gegen europäische
Lieferanten auszutauschen.
UNTERNEHMEN HORTEN IMPORTWARE,
UM LIEFERKETTE ZU SICHERN
„Wir sehen außerdem zunehmend Hamsterkäufe– wie
nach einer Sturmwarnung“, sagt Ludwig Mertes. „Um
mögliche Zölle, Verzögerungen oder gar Unterbrechungen
der Lieferkette zu vermeiden, horten britische Unternehmen
immer mehr Importwaren, die sie für ihre Produktion
dringend benötigen. Sie wollen vorbereitet sein.
Zusätzliche Zollkontrollen und Staus wären für ihre Lieferkette
ein Desaster. Diese Hamsterkäufe sollen zwar ihre
Margen und Produktion zunächst absichern, sie bergen
gleichzeitig aber auch bilanzielle Risiken– für die Unternehmen
selbst und indirekt für ihre Lieferanten.“