OBERÖSTERREICH
SEPTEMBER 2021 | OBERÖSTERREICH • NEW BUSINESS 135
Die Grüne Transformation erfährt durch die neuen
Regularien und Verordnungen eine Beschleunigung.
Ich gehe davon aus, dass diese Transformation die Wirtschaft
und die Finanzindustrie gleichermaßen nachhaltig
verändern wird. Der Einsatz von ESG-Kriterien
führt zu einem Paradigmenwechsel, in dem Verantwortung
neu gedacht werden muss. Die Zukunft von Unternehmen
ist von Nachhaltigkeit geprägt. Lange Zeit
diente der Verweis auf Nachhaltigkeit dem Aufpolieren
des Images, das Unternehmen nach außen kommunizieren
wollten. Nun muss Nachhaltigkeit als integraler
Bestandteil der Unternehmensstrategie verstanden werden.
Das Thema nachhaltigen Wirtschaftens ist in der
Öffentlichkeit angekommen. Und auch in den Führungsetagen
ist Nachhaltigkeit immer wichtiger geworden,
Entscheidungsträger haben die Dringlichkeit des
Veränderungsbedarfs erkannt.
Jedes Unternehmen muss in Zukunft seiner nachhaltigen
und sozialen Verantwortung gerecht werden. Das
Weltwirtschaftsforum hat bereits auf ein Dilemma bei
der Umsetzung hingewiesen, weil nur kollektives Handeln
zum Erfolg führen kann. Wie wichtig ist in diesem
Zusammenhang ein kollektives Handeln eigentlich?
Es ist sehr wichtig, die gesetzlichen Grundlagen für ein
ESG-konformes Wirtschaften zu schaffen. Damit kann
den Bestrebungen die notwendige Ernsthaftigkeit und
Dringlichkeit eingeräumt werden. Nur so lässt sich ein
nachhaltiger Impact erzielen, der uns den Klimazielen
tatsächlich näherbringt. Bei der Umsetzung ist ein ganzheitliches
Vorgehen der Schlüsselfaktor, es muss gemeinschaftlich
gedacht werden. Einer alleine kann nicht
viel bewirken. Im Moment ist ganzheitliches Denken
jedoch noch Mangelware. Es werden vielerorts Einzellösungen
samt der Beschreibung ESG-konformer Prozesse
unter Verwendung eigener Fragebögen und mit
eigener Methodik entwickelt. Das kann zur Folge haben,
dass sich der administrative Aufwand für Unternehmen
mit der Vielzahl von Kontaktpunkten multipliziert,
folglich aufwendig ist und die Umsetzung scheitert.
Wie ist dieses Problem in den Griff zu bekommen?
Welchen sinnstiftenden Beitrag kann der Einsatz
moderner Technologie leisten?
Maha Eltobgy, Mitglied des Exekutivausschusses des
Weltwirtschaftsforums, brachte es in einem Artikel
vom 26. März 2021 auf den Punkt. Die Expertin betonte,
dass ESG kompliziert ist, dass aber eine gemeinsam
verfolgte Vereinfachung möglich ist. Auf dem Weg
dorthin benötigen Unternehmen laut Maha Eltobgy
jedoch nützliche Instrumente zur Messung und Kommunikation
nachhaltiger Wertschöpfung. Diesen kollektiven
Ansatz teilen auch wir in der CRIF-Gruppe.
Wir haben darauf basierend eine global vernetzte Lösung
entwickelt, die bereits erfolgreich in mehreren Ländern
eingeführt wurde.
Welche Lösung im ESG-Bereich hat Ihr Unternehmen
entwickelt? Ist die Lösung die Antwort auf die
Herausforderungen, die Nachhaltigkeit für
Unternehmen mit sich bringt?
Die Lösung basiert auf einer Plattform und ermöglicht
auf einfache Art, Unternehmen regelkonform nach ESGKriterien
zu bewerten und diese Information zugänglich
zu machen. Dieser PaaS-Ansatz – PaaS steht für Platform
as a Service – ist für die beide Zielgruppen Finanzinstitute
sowie für Unternehmen anderer Sektoren die
Lösung. Durch die erstmalige ESG-Evaluierung online
über unsere ESG-Plattform erhalten Unternehmen ihre
ESG-Zerti zierung, welche für die verp ichtete Anfrage
abrufbar ist. Das erfolgt weitgehend in automatisierten
Prozessen und reduziert den administrativen Aufwand
seitens der Unternehmen auf eine einmalige, für
alle Anfragen gültige Zerti zierung. Darüber hinaus
ist durch eine jährliche Überprüfung und Ausstellung
des ESG-Zertifikates die Aktualität der Information
gewährleistet. CRIF verbindet als neutrale Plattform die
vielen anfragenden Institutionen und Unternehmen mit
ESG-zerti zierten Unternehmen.
Ihre ESG-Plattform scheint eine einfache Antwort auf
die zuvor scheinbar komplizierte Frage der
Umsetzung der zukünftigen ESG-Kriterien zu liefern.
Kann CRIF den neuen Standard etablieren, der
regelkonform ist und der es mit einfacher Handhabe
allen Beteiligten ermöglicht, in Zukunft nachhaltig
und sozial zu wirtschaften?
Ja. Mit diesem hohen Anspruch sind wir in die Entwicklung
unserer ESG-Plattform gegangen. Technologie
dient nicht dem Selbstzweck. Wir verstehen uns als
Enabler, der die Zukunft mitgestalten kann. Zudem sind
wir durch unsere konzerneigene CRIF Rating-Agentur
legitimiert, regelkonform Unternehmen nach ESG zu
zerti zieren. Diese Kombination hat letztlich zur Entwicklung
unserer ESG-Plattform geführt, die bereits in
Teilen Europas erfolgreich eingeführt wurde. Im deutschsprachigen
Raum erfolgt der Start im Herbst 2021. BO
www.crif.at
INFO-BOX
Zur Person
Boris Recsey ist seit Dezember 2007 CEO von CRIF Österreich,
einem weltweit tätigen Technologieunternehmen
für Identitäts- und Risikomanagement, Betrugsvermeidung
und Digitalisierung. Privat ist der 1968 in Wien geborene
Manager Recsey leidenschaftlicher Segler.