COACHING-ZONE
Du-Botschaften richten Schaden in Beziehungen an.
Berufl ich und privat. Das „Gegengift“, die Ich-Botschaft,
kann man lernen. Und muss man üben.
Du-Botschaften sind Droh-Botschaften.
N ach ein paar Tausend Kontakten mit Menschen,
50 NEW BUSINESS | SEPTEMBER 2021
die sich bemühen, verletzungsfrei
zu kommunizieren, hat sich eine sehr vehemente
Erkenntnis bei mir gefestigt: Es
gibt kaum eine giftigere Nachricht als die Du-Botschaft.
„Du verstehst mich nicht!“ ist zum Beispiel eine klassische
Du-Botschaft. Damit beschreiben wir, was wir
GLAUBEN, was auf der anderen Seite der Kommunikation
passiert. Wir unterstellen
unserem Gegenüber
ein gewisses, ganz konkretes
De zit.
Dabei ist seit dem berühmten
Österreicher Paul Watzlawick
und seinen großartigen
Erkenntnissen klar, dass die
sogenannte Wahrheit im
Kopf des Empfängers entsteht
und es somit an uns
liegt, zweifelsfrei und eindeutig
zu kommunizieren.
Wenn wir aber behaupten,
„Du verstehst mich nicht“,
ignorieren wir nicht nur unser
eigenes Unvermögen,
sondern wir schicken eine
inhärente Botschaft mit: Du
bist zu doof, um zu kapieren,
was ich sagen will. So konstruiert man mit banalen
Mitteln einen Super-GAU in der Kommunikation.
Die Alternative: Die sogenannte Ich-Botschaft.
Mit ihr beschreibe ich nicht, was der andere Mensch
tut, sondern wie sein Tun auf mich wirkt. Und hier darf
ich auch richtig Gas geben. Das heißt: Ich mache eine
Direktübertragung aus den Gefühlen und Emp ndungen
im eigenen Bauch und bleibe konsequent bei mir.
Ich schlage den Ball nicht über das Netz auf das Feld
des Anderen, sondern behalte ihn bei mir. Mit dieser
Formel: „Ich BIN plus Adjektiv.“ Ich bin zornig. Ich bin
unzufrieden. Ich bin ratlos. Aber auch: Ich bin glücklich.
Ich bin zufrieden. Ich bin verliebt. (Auf speziell diese
Ich-Botschaft folgt oft: „Aber du kennst mich doch gar
nicht!“ Na und? Wenn ich
verliebt bin, bin ich verliebt.
Niemand kann das in Abrede
stellen.)
Niemand kann sagen:
Nein, du bist jetzt nicht
zornig. Oder unglücklich.
Oder gar verliebt. Mit
Ich-Botschaften bleibe ich
auf meinem eigenen Feld
und werfe keine verbalen
Granaten auf das Feld der
anderen Person. Und statt
„Du verstehst mich nicht“
könnte man dann sagen:
„Ich bin gerade ratlos, weil
ich mich nicht verständlich
machen kann.“ Feinspitze
bemühen sich dann, die
intendierte Botschaft mit
anderen Worten neu zu formulieren. Weil der Grund
für das eingeschränkte Verständnis der Empfänger
in den seltensten Fällen die schlechte Akustik ist,
sondern der Inhalt, den der andere Mensch nicht im
gewünschten Sinn nachvollziehen kann. Aber das ist
eine andere Geschichte ...
www.drsonnberger.com
DR. HANNES SONNBERGER, DR. SONNBERGER BUSINESS COACHING
Hannes Sonnberger war viele Jahre in führenden Positionen in Werbeagenturen tätig. Seit 2005 arbeitet er als
zertifi zierter Business-Coach mit den Schwerpunkten Führung, Konfl iktmanagement, Burnout-Prophylaxe und
Teamarbeit. Aktuell erschienen: „Tool Box – das beinahe ultimative Universal-Handbuch für Führungskräfte“.
Foto: Simon Klein • Illustration: Designed by Freepik