COVERTHEMA
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Explosion von Cyberangriffen durch Umstellung auf
Homeoffi ce
Mondi arbeitet deshalb schon seit acht Jahren mit dem
IT-Dienstleister NTT zusammen, der das globale
Netzwerk von Mondi managt und durch seine globale
Ausrichtung jede Niederlassung weltweit ans Firmennetzwerk
anschließt und lokal betreuen kann. „Wir
beobachten, dass die Cyberangriffe, begünstigt durch
die Pandemie und die überstürzte Umstellung auf
Homeof ce, explodiert sind“, sagt Nora Lawender, CEO
von NTT Ltd. in Österreich. „Die Attacken auf die Fertigungsindustrie
18 NEW BUSINESS | SEPTEMBER 2021
sind im letzten Jahr um 300 Prozent
gestiegen. Das liegt zum einen natürlich am vermehrten
remoten Arbeiten, zum anderen aber auch am geringen
Reifegrad der heimischen Unternehmen in Sachen Security.“
Es sei aber nicht so, dass die Firmen schlechter
geworden sind, was Cyberabwehr betrifft. Die Angreifer
werden immer professioneller und besser, ergänzt
Roman Oberauer, Vice President Go To Market & Innovation
bei NTT Ltd. in Österreich: „Cyberkriminalität
ist mittlerweile zu einer sehr reifen Industrie geworden,
die es schon seit Ende der 80er-Jahre gibt“, so Oberauer
weiter.
Das Darknet im Auge behalten
Jede Firma solle sich fragen, was sie unbedingt schützen
möchte und wie. Das seien die ersten Schritte zu mehr
Resilienz, so der IT-Experte: „Es ist wettbewerbsentscheidend
für ein Unternehmen, nach einer Attacke
schnell wieder auf die Beine zu kommen. Dafür ist ein
professioneller Weitblick notwendig, um die Gefahren
frühzeitig zu erkennen.“ Entscheidend sei es, auch an
der menschlichen Firewall zu arbeiten, das heißt die
Mitarbeiter gut im Umgang mit dem Thema Security
zu schulen, damit nicht achtlos Daten weitergeben werden.
Und auch die IT-Pro s bei NTT versuchen, immer
am neuesten Stand der Hackermethoden zu bleiben:
„Wir haben weltweit mehr als 1.500 sogenannter
Honeypots in 23 Ländern installiert, das sind ktive
Angriffspunkte, die Hacker anziehen sollen. Aus den
Angriffen auf diese Schnittstellen lernen wir viel über
aktuelle Methoden und Vorgehensweisen der Kriminellen.“
Auf Basis der Erkenntnisse aus den Honeypots
konnte NTT bisher rund 10.000 neue Angriffsmuster
identi zieren und in die Cyberabwehr bzw. in die Erkennungssysteme
einspielen.
„Die Zahl der Cyberangriffe steigt rasant“, zieht Martin
Zehnder, COO der PALFINGER AG, besorgniserregende
Bilanz. Im Jänner wurde der Anbieter innovativer
Kran- und Hebelösungen Ziel und Opfer einer Attacke.
Davor traf es ein großes deutsches Medienhaus, danach
einen Pipelinebetreiber in den USA und eine Salzburger
Molkerei. „Sicher“, sagt Zehnder, „ist heute niemand
mehr. Es trifft weltweit agierende Unternehmen ebenso
wie regionale.“ Das bedeutet zum einen, dass man
jederzeit mit Angriffen rechnen muss – und die Sicherheitsmaßnahmen
entsprechend intensiviert. Zum
anderen bedeutet es, so Zehnder, „dass man sein Radar
deutlich erweitern und das Darknet in die
Beobachtung miteinbeziehen muss.“ Dort kursieren
Listen von Firewalls, die von Exploits
betroffen sind. Die können als CSV-Files heruntergeladen
werden. „Hacker präsentieren
Active Directory URLs mit IP-Adressen – und
wünschen allen, die damit etwas anfangen
können, viel Spaß“, berichtet Zehnder. Cybersecurity
ist absolut im Managementfokus.
„Durch die Attacke konnten unsere Werke zehn
Auch Palfi nger wurde angegriffen
»Durch die Attacke konnten unsere Werke zehn Tage
lang nur eingeschränkt produzieren. Es hat fünf Monate
gedauert, das wieder auszugleichen.«
Martin Zehnder, COO PALFINGER AG
Rainer Steffl ,
CIO von Mondi,
Nora Lawender,
CEO von NTT
Ltd. in Österreich,
Roman
Oberauer, Vice
President Go To
Market & Innovation
bei NTT
Ltd. in Österreich,
sowie
Chefsache-
Initiator Rudolf
J. Melzer
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