COVERTHEMA
OKTOBER 2018 | NEW BUSINESS 19
walder-Mitarbeitern passiert jeden Tag etwas –
genau das ist der Reiz. Kein Tag gleicht dem anderen.
Ich arbeite gerne in einem kompetitiven
Umfeld und ich mag es, wenn es nicht immer wie
geschmiert und frisch geölt rennt, sondern auch
mal ein bisschen reibt, was immer passiert, wenn
viele Menschen miteinander arbeiten.
Wo sehen Sie derzeit die größten Herausforderungen
am heimischen Arbeitsmarkt?
Keine Angst vor der Zukunft
»Zeitarbeit ist nach wie vor ein mehr als attraktives
Modell. Ich sehe definitiv nicht das Ende der Zeitarbeit
Matthias Wechner
Was sich nachhaltig verändert – und das ist auch für
uns als Trenkwalder eine große Herausforderung – ist,
dass sich die Menschen nicht mehr bei uns bewerben,
sondern wir uns bei potenziellen Bewerbern als Arbeitgeber
bewerben müssen. Das ist ein grundsätzlicher
Kulturwandel. Wir kennen alle den Ausdruck Employer
Branding: Wir müssen uns überlegen, wie wir als
Arbeitgeber attraktiv sein können. Bei der Positionierung
als Arbeitgeber spielt Digitalisierung eine wichtige
Rolle: Digital Recruiting bedeutet nicht, statt nur im
Printbereich auch online offene Stellen zu inserieren.
Es bedeutet vielmehr proaktiv mit Social-Media-Kanälen
zu arbeiten, um geeignete Kandidaten zu nden.
Facebook ist dabei schon fast wieder out. Im Active
Sourcing ist aber wichtig zu wissen: Jeder Onlinekanal
tickt anders, die neue Generation tickt anders. Wenn
man auf Instagram aktiv sucht, muss man wissen, wie
die User denken und worauf sie reagieren. Das sind die
wirklich neuen, aber auch sehr spannenden Herausforderungen.
Ein weiterer Punkt ist, dass durch die Digitalisierung
auch neue Berufsbilder entstehen, die erklärungsbedürftig
sind. Der Kunde muss uns die Berufsbezeichnung
also genau beschreiben, damit wir auch
das passende Pro l nden können.
Was planen Sie im Hause Trenkwalder in Sachen
Employer Branding?
Das ist ein bunter Strauß an Maßnahmen. Unser Marketingbudget
stecken wir zu 99 Prozent in die Bewerbergewinnung.
Die große Herausforderung, auch für
mich als Geschäftsführer, der für das Ergebnis verantwortlich
ist, ist Geduld. Wenn ich eine Maßnahme setze,
möchte ich am liebsten schon in meinem nächsten Monatsabschluss
das Ergebnis und die Auswirkung sehen.
Die Wahrheit ist aber: Das ist kein kurzfristiger Prozess,
sondern eine mittelfristige Investition, und die Ergebnisse
werden wir erst in ein paar Monaten, wenn nicht
sogar Jahren sehen. Fest steht: Das operative Recruiting
muss digitalisiert werden, muss auf neue Quellen gehen.
Außerdem möchte ich den Menschen näherbringen,
dass die Firma Trenkwalder, die historisch bedingt als
Arbeitskräfteüberlasser bekannt ist, ebenfalls viel im
Bereich der Personalberatung macht – etwa Outsourcing,
Vermittlung oder Search and Select für Positionen.
kommen, etwa wegen dem 12-Stunden-Tag.«
Sie wollen also weg vom Image des reinen
Personalüberlassers hin zur Wahrnehmung als
Full-Service-Anbieter in allen Personalthemen?
Ich sag’ Ihnen ganz ehrlich: Zeitarbeit ist nach wie vor
ein mehr als attraktives Modell – für Kunden, aber auch
für unsere Mitarbeiter. Ich sehe de nitiv nicht das Ende
der Zeitarbeit kommen, etwa wegen dem 12-Stunden-
Tag. Nur müssen wir uns den Bedürfnissen am Markt
und den Bedürfnissen der Bewerber entsprechend anpassen
– in Richtung neue Beschäftigungsmodelle. Wir
haben eine grundsolide Basis, auf dieser wollen wir
eine Neu- und Repositionierung der Marke Trenkwalder
aufbauen. Trenkwalder ist mehr als nur Zeitarbeit.
Trenkwalder ist ein extrem attraktiver Arbeitgeber mit
extrem spannenden Positionen, die wir zu besetzen
haben. Mein Kerngeschäft sind Personalberatung und
Rekrutierungsprozesse und das Kerngeschäft eines
ölfördernden Unternehmens ist es, Öl zu fördern und
zu verkaufen. Vielleicht könnte man dann sagen, dass
ich der HR-Service-Provider bin. Nicht ausschließlich
mit Zeitarbeit, aber gerne auch mit Zeitarbeit.
Haben Sie keine Bedenken, wie sich die Arbeitszeitfl
exibilisierung auf das Modell der Zeitarbeit
auswirkt?
Natürlich kann ich jammern, weil KTM gerade Hunderte
von Mitarbeitern übernimmt. Das Modell der
Zeitarbeit war aber schon immer abhängig von der
Konjunktur. Wenn unser Kunde seine Spitzen wegen
der 12-Stunden-Regelung mit eigenem Personal abdecken
will, dann tut uns das vielleicht kurzfristig weh,
aber die Tatsache, dass Zeitarbeiter x übernommen
werden, gibt es, so lange wie es Zeitarbeit gibt. Solche
Höhen und Tiefen sind in unserem Geschäft immanent.
Ich bin jedenfalls froh, dass wir über das Thema Arbeitszeit
exibilisierung diskutieren, weil wir globale
Konkurrenz haben. International sind uns viele Länder,
was arbeits- und sozialrechtliche Bestimmungen angeht,
schon weit voraus. Für den Wirtschaftsstandort
Österreich ist Flexibilität wichtig und ein Signal, in
welche Richtung wir gehen. Bei allem Respekt für die
Sozialpartnerschaft, weil auf dieses System können
wir stolz sein – aber Flexibilität ist wichtig. Wie sich
das konkret auf die Zeitarbeit auswirkt, werden wir
sehen.