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COVERTHEMA
Breite Akzeptanz
»Es geht ja nicht um persönliche Defizite, sondern
darum, welche strukturellen Anforderungen zu
erfüllen sind, wo die Probleme sind und was
nicht transparent genug ist, um gut genug
wahrgenommen zu werden.«
Dr. Wolfgang Knopf, Geschäftsführer ÖVS
OKTOBER 2018 | NEW BUSINESS 23
in die Wirtschaft ein. Wie Manager von
Supervision pro tieren, wie die Branche
mit den Veränderungen im Zuge der
Digitalisierung umgeht und ob Supervision
immer freiwillig sein muss, erzählt
Dr. Wolfgang Knopf, Geschäftsführer
der Österreichischen Vereinigung für
Supervision und Coaching ÖVS im Interview.
NEW BUSINESS: Was ist Supervision
und wie profi tieren Führungpersonen
von ihr?
Wolfgang Knopf: Das Ziel von Supervision
ist es, im Einzelgespräch, im Team
oder in der Gruppe beru iche Situationen
zu re ektieren und erfolgreicher zu
gestalten. Das heißt Supervision und
Coaching sind arbeitsweltliche Beratungsformate.
Es geht um die Person,
die mit ihrer Arbeitsorganisation in einem
Vertrag steht. Aber es geht nicht
um die Person allein. Das wäre ja Psychotherapie
oder Lebensberatung. Genauso
wenig geht es um Unternehmensberatung,
wo ökonomische Ziele im
Vordergrund stehen.
Durch Supervision und Coaching re-
ektieren die Mitarbeiter, was sie als
Teil ihrer Organisation tun, was ihr
Auftrag ist und wie es ihnen dabei geht.
Dadurch erhalten sie Zuspruch, da Arbeit
auf allen Ebenen schneller, anstrengender
und unsicherer wird. Wir haben
heute immer mehr Verantwortung und
müssen Entscheidungen treffen. Gerade
in Führungspositionen gilt es als fatal,
eine falsche Entscheidung zu treffen,
weshalb oft gar keine getroffen wird.
In der Beratung geben wir den Raum
dafür. Sie unterstützt bei den zu treffenden
Entscheidungen, hilft bei Belastungen,
klärt Aufgaben und Rollen.
Mobbing kann gestoppt und Burnout
vorgebeugt werden.
Wie wird Supervision von den
Mitarbeitern aufgenommen?
Sehr gut. Für viele Menschen ist es entlastend,
wenn sie verstehen, dass sie, aber
auch andere so agieren, weil es ihre Funktion
oder Position verlangt. Die Beratung
schafft eine Professionalisierung des
Arbeitsbereiches und hebt die persönliche
Ebene auf eine strukturelle.
Braucht es immer ein Problem,
um Supervision oder Coaching in
Anspruch zu nehmen?
Nein. Beides kann als Qualitätssicherung
ansetzen. Gerade in Berufen, die eine
hohe psychische Belastung mit sich bringen,
bietet Supervison einen Rahmen,
wo das Erlebte besprochen werden kann,
um für den Arbeitsauftrag t zu bleiben.
Supervision ist ein ‚Time-out‘, um hinzuschauen,
wie es eigentlich gerade läuft.
Ein Problem ist nicht immer nötig, allerdings
eine Aufgabenstellung, an der
gearbeitet werden kann.
Supervision nimmt immer mehr Einzug
in die Führungsebene. Warum?
Supervision kann bewusst dort eingesetzt
werden, wo ein neues Team aufgebaut
wird. Oft haben wir folgendes Dilemma:
Führungskräfte werden deswegen
Führungskräfte, weil sie eine Fachkompetenz
haben. Dann steigen sie auf
und übernehmen eine leitende Position
– ohne Führung je gelernt zu haben. In
diesen Fällen steht Supervision beratend
zur Seite.