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OKTOBER 2018 | NEW BUSINESS 39
D urch die positive Entwicklung
Schnelle Reaktion ist gefragt
»Komplizierte Bewerbungsprozesse und die gestiegenen Ansprüche
die besten Kandidaten bereits zu einem früheren Zeitpunkt ab.«
Robert Szvetecz, Country Manager bei Robert Half in Wien
der österreichischen
Wirtschaft steigt die Zahl
der offenen Stellen weiter
an. Anfang August gab es 79.099 verfügbare
Stellen, 21,6 Prozent mehr als im
Vorjahr, wie das Bundesministerium für
Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
der Kandidaten führen dazu, dass es länger dauert, bis die Entscheidung
für einen Bewerber fällt. Das Risiko dabei: Oft springen
meldete. Bleiben diese
Stellen über längere Zeit offen, schadet
dies den Mitarbeitern und in der Folge
auch dem wirtschaftlichen Erfolg der
Unternehmen. Doch woran liegt es, dass
Stellen so lange und oft nicht nachbesetzt
werden können?
Die Qual der Wahl hat nur mehr der
Bewerber
Gute Fachkräfte sind ungeduldig und
immer weniger bereit, bei der Jobsuche
lang auf die Entscheidung des Unternehmens
zu warten. Noch vor einem
Jahr wurden langwierige Recruitingprozesse
eher akzeptiert als heute. Das
zeigt die Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters
Robert Half, für die
1.102 CFOs in Europa befragt wurden.
Fast zwei Drittel (63 %) der Befragten
stellen fest, dass die Geduld der Bewerber
abnimmt. „Komplizierte Bewerbungsprozesse
und die gestiegenen
Ansprüche der Kandidaten führen dazu,
dass es länger dauert, bis die Entscheidung
für einen Bewerber fällt. Das Risiko
dabei: Oft springen die besten Kandidaten
bereits zu einem früheren Zeitpunkt
ab“, erklärt Robert Szvetecz,
Country Manager bei Robert Half in
Wien. „Immer häu ger erhalten Bewerber
ein Gegenangebot ihres bisherigen
Arbeitgebers oder haben sowieso die
Wahl zwischen mehreren Jobs. Gleichzeitig
steigt die Zahl der Bewerbungsrunden
und damit die Recruitingdauer“,
sagt Szvetecz. Unternehmen sollten
ungeduldige Bewerber also als Hinweis
darauf verstehen, dass ihre Recruitingprozesse
optimiert werden sollten. Denn
haben sich die favorisierten Kandidaten
bereits für ein anderes Angebot entschieden,
bleibt im schlimmsten Fall nur ein
Neustart der Suche. Robert Szvetecz
warnt: „Lange Bewerbungsprozesse gefährden
nicht nur die Qualität der Neueinstellungen.
Sie führen auch dazu,
dass Projekte verschoben oder gestrichen
werden müssen und womöglich die
Qualität der Dienstleistung insgesamt
leidet. Auf Dauer wird es auch schwieriger,
passende Kandidaten zu nden.“
Ebenfalls interessant: 60 Prozent der
Jobsuchenden in Österreich entscheiden
sich bereits nach dem ersten Vorstellungsgespräch
für oder gegen ein Unternehmen.
Bei jedem siebenten Bewerber
fällt der Entschluss über die Zu- oder
Absage sogar schon nach fünf Minuten.
Work-Life-Balance der Mitarbeiter in
Gefahr
Gelingt es nicht, eine Stelle erfolgreich
nachzubesetzen, sind die bestehenden
Mitarbeiter die Leidtragenden. An erster
Stelle leidet die Produktivität (25 %),
darüber hinaus sinkt die Arbeitsmoral
(24 %) und das Geschäftswachstum des
Unternehmens wird gebremst (21 %).
„Führungskräfte verteilen die Aufgaben
in der Regel an die bestehenden Mitarbeiter,
die diese zusätzlich zu ihren eigenen
Projekten schultern müssen“,
erklärt Christian Umbs, ebenfalls Managing
Director bei Robert Half in Wien.
„Die Umverteilung der Arbeit mag zwar
auf den ersten Blick eine einfache Lösung
für den Personalengpass sein.
Werden die Mitarbeiter für längere Zeit
überlastet, droht im schlimmsten Fall
ihre Kündigung. Bereits wenige Wochen
können die Work-Life-Balance stark ins
Ungleichgewicht bringen, Frustration
und Überforderung erzeugen. Besteht
in absehbarer Zeit keine Aussicht auf
einen neuen Kollegen, hat das negative