COVERTHEMA
FEBRUAR 2021 | NEW BUSINESS 37
macht – ein individueller Weg, den Mitarbeiter und
Unternehmen gemeinsam erarbeiten. Dabei geht es
beispielsweise um ein neues Verständnis von Leadership,
Teamwork und eine gemeinsame Vision. Die Sinnfrage
rückt in den Fokus und das oft alles entscheidende
Thema Vertrauen – das Vertrauen der Mitarbeiter in
sich selbst, in das Unternehmen und umgekehrt. Denn
Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Wer möchte, dass
die Mitarbeiter Verantwortung übernehmen, der muss
ihnen auch Vertrauen entgegenbringen.
Der Weg ist also das Ziel?
So ist es. Erfolgreiche New Work ist im Idealfall kein
Projekt, das man startet, durchzieht und abschließt. Es
geht darum, das Unternehmen zukunfts t und zu einem
attraktiven Arbeitgeber zu machen – allerdings in einem
sich ständig ändernden Umfeld. Das verlangt nach einem
vielschichtigen, äußerst sensiblen Sensorium und starkem
Durchhaltevermögen. Auf und Abs sind da garantiert.
Wo soll man Ihrer Ansicht nach starten, wenn man
sich für New Work interessiert?
Die klare Antwort lautet: Man muss lernen zuzuhören.
Das ist der Ausgangspunkt für einen umfassenden
kulturellen Wandel – eine nachhaltige (R)Evolution von
innen. Echte Kommunikation ist der erste Schritt in
Richtung New Work. Es geht aber nicht nur darum,
selbst zu einem guten Zuhörer zu werden – was im
Alltagsstress schon schwierig genug ist. Vielmehr kommt
es darauf an, das Zuhören im Unternehmen zu institutionalisieren
und einen Dialog mit den Mitarbeitern zu
ermöglichen.
Unternehmen sollten mehr auf ihre Mitarbeiter
hören?
Hinhören wäre ein erster Schritt – die Menschen sind
das wichtigste Sensorium, um den Puls des Unternehmens
zu spüren. Ihr psychologisches Empowerment
wird mit New Work angepeilt. Einseitige Kommunikation
ist da zu wenig, auch wenn sie naturgemäß die
Stärke von Unternehmen ist. Klassischerweise steht in
Betrieben das Marketing hoch im Kurs und damit die
nach außen gerichtete Marktkommunikation. Das ist
gut und wichtig! Aber wie steht es um die Mitarbeiter?
Wie läuft die interne Unternehmenskommunikation –
welchen Stellenwert hat sie? Wer ist dafür zuständig
und ist HR maßgeblich beteiligt? Wie wird die Vision
greifbar gemacht, und wie werden die Werte vermittelt,
um die es geht, oder das Feuer der Motivation geschürt?
Und vor allem: Welche Möglichkeiten bestehen für einen
echten Dialog – also Kommunikation, die nicht nur
einseitig ist? Auch Anonymität kann dabei ein wichtiger
Baustein sein. Man sollte sich unbedingt die Frage stellen,
wie das im eigenen Unternehmen ist? Hört man
selbst zu und hat man das Gefühl, dass einem zugehört
und das Gesagte zudem wirklich verstanden wird?
New Work heißt also auch aktive Kommunikationsarbeit?
Anderenfalls ist scheitern vorprogrammiert. Denn der
beste Kick-off und der motivierteste New-Work-Coach
können nur wenig ausrichten, wenn die Ausrollung und
die praktische Umsetzung im Alltag nicht klappen. Das
ist P icht und Kür in einem. Gerade Corona hat gezeigt,
was es heißt, den Spirit und Drive bei den Mitarbeitern
auch im Homeof ce aufrecht zu erhalten. Der Bildschirm
führt uns zusammen und er trennt uns – das ist der
Fluch und Segen einer digital vernetzten Welt.
Das ist aber die Arbeitsrealität von heute …
Auf jeden Fall. Darum wird in immer mehr Unternehmen
über New Work nachgedacht. Denn mit alten Strukturen,
Prozessen und Denkmustern werden wir die
Hürden von morgen nicht nehmen. Das ist der Wandel,
der uns begleitet, und Begeisterung ist der beste Treibstoff
für diese Veränderung. Die Menschen müssen stolz
sein auf das, was sie machen. Auf ihr Unternehmen,
ihren Beitrag als Mitarbeiter und das, was sie verbindet.
Und wie schafft man das?
Durch konsequente Bewusstseinsbildung. Eine Transformation
und New Work Communication lassen sich
nicht mit einem sporadisch erscheinenden internen
Newsletter erledigen. Es geht nämlich um einen nachhaltigen
Wandel der Unternehmenskultur, der bis ins
Homeof ce wirkt. Dazu gehören unter anderem Wertschätzung,
ein respektvoller Umgang, Verbundenheit,
die Frage nach dem Sinn und Selbstwert. Das muss man
leben, spüren, und darüber muss gesprochen werden.
In etlichen Vorzeigeunternehmen wird das längst nicht
mehr als esoterisch angesehen. Dabei geht es um harte
Zahlen, Erfolg und den Kampf um die besten Mitarbeiter.
Die können sich nämlich aussuchen, wo sie arbeiten.
Eine schöne Fassade alleine reicht nicht, damit lassen
sich Top-Mitarbeiter dauerhaft nicht halten.
Was raten Sie Unternehmen, die sich bisher noch
nicht mit New Work beschäftigt haben?
Die Arbeitswelt hat sich verändert und sie wird sich
weiter ändern – schneller, als manch einer es möchte.
Darauf müssen sich Unternehmen und ihre Mitarbeiter
vorbereiten. Tatsache ist, dass wir privat heute alle bestens
vernetzt sind. Kommunikation ist das Thema unserer
Zeit. Das dürfen Unternehmen nicht vergessen –
gerade wenn es um die eigenen Mitarbeiter geht. Und
zuhören lohnt sich auf jeden Fall! VM
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