IT, ERP, CRM • INNOVATIVE INDUSTRIE
JULI/AUGUST 2021 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 69
Fotos: ZÜHLKE (1+2), Schedl/ ZÜHLKE (3)
sprochene Gelder ausbezahlen. Darunter fallen zum Beispiel
Jubiläumsgelder oder Abfertigungen.
Für die Berechnung müssen verschiedene Parameter in Betracht
gezogen werden, wodurch diese zuvor sehr mühselig
war, erklärt Daniel Achermann, Geschäftsführer von
VALOG: „Bei der Bilanzierung von Sozialkapital müssen
Unternehmen viele Richtlinien befolgen, wie die International
Financial Reporting Standards (IFRS), aber auch die Berechnungen
selbst sind komplex. Themen wie Verzinsung
und Sterblichkeiten müssen miteinbezogen werden und das
manchmal über Jahre oder Jahrzehnte im Voraus. Wir wollen
den Versicherungsmathematikern mit unserer App diesen
Vorgang erleichtern – mit Zühlke Österreich haben wir uns
hier einen sehr starken Partner an die Seite geholt.“
Der Algorithmus, den Zühlke Österreich und VALOG eigens
für die App geschrieben haben, deckt dabei all diese Faktoren
ab, beinhaltet Konstellationen für die verschiedensten Fälle
und begleitet die Anwender:innen während der gesamten
Prozesskette. Von der Aufnahme der Daten über den Vergleich
zu den Jahren davor, bis hin zur fertigen Berechnung.
Die Versicherungsmathematiker:innen laden dafür die gewünschten
Daten als Excel-Datei in der App hoch, das Ergebnis
wird danach auch wieder als Excel-Liste geliefert. Um das
zu bewerkstelligen, mussten komplett neue Wege gegangen
werden, erklärt Stefan Novoszel, Verantwortlicher für Enterprise
Applications bei Zühlke Österreich und Engagement
Manager für das Projekt mit VALOG: „Wir haben gemeinsam
einen Algorithmus entwickelt, den es in dieser Form noch nie
gab. Dazu stimmten wir uns eng mit unseren Expertenteams
und dem Kunden ab. Versicherungsmathematiker, Software-
Architekten und -Entwickler arbeiteten dafür zusammen.“
DER SCHRITT IN DIE CLOUD
Während die App zu Beginn nur für ihre Kunden gedacht war,
ng VALOG bald auch selbst an, sie zu nutzen. Dafür wollten
sie aber noch einen Schritt weiter gehen und die Anwendung
in die Cloud bringen. Michael Mittermayr, zuständiger Architekt
und Entwickler für das Projekt bei Zühlke, brachte
hier seine jahrelange Erfahrung mit der Microsoft-Plattform
Azure ein. Als zerti zierter Azure Solution Architect Expert
weiß er um die Vorteile von Cloud-Anwendungen: „In dem
Projekt konnten wir die Stärke der Cloud so richtig nutzen.
Es ist ein wunderbares Beispiel für ef ziente Parallelisierung
und Elastizität. Sprich: Es muss beispielsweise nicht ein Prozessor
die gesamte Aufgabe bewältigen, was natürlich dementsprechend
dauert. Stattdessen kann die Gesamtaufgabe in
kleinere Pakete aufgeteilt und von unterschiedlichen Prozessoren
gleichzeitig bearbeitet werden. Das bringt eine enorme
Zeitersparnis.“ Zum Vergleich: Die Berechnung der Sozialkapitalrückstellungen
für ein Unternehmen dauert bei On-Premise
Lösungen immer noch Stunden, in der Cloud liegen die
Ergebnisse innerhalb weniger Minuten vor.
Kunden haben weiterhin die Möglichkeit, die App über On-
Premise-Software zu nutzen. Sollten diese auch auf Azure
umsteigen wollen, kann die vorhandene Hardware virtuell
für die Cloud optimiert werden. So können alle die für sie
beste Lösung wählen. Damit sind auch bestehende Systeme
kein Ausschlussgrund für die Verwendung der App.
LEUCHTTURMPROJEKT IN SACHEN NACHHALTIGKEIT
Auch der Nachhaltigkeitsaspekt trug maßgeblich zu der Entscheidung
bei, in die Cloud umzusteigen. Bei der Ef zienz
des Stromverbrauchs – also wie viel der Energie tatsächlich
für Computing-Vorgänge, nicht für andere wie beispielsweise
Kühlanlagen verbraucht wird – schneidet die Cloud viel besser
ab. Im Bereich Nachhaltigkeit liegt auch eines der Ziele
für die Zukunft des Projekts, denn durch die Skalierung in
Cloud-Rechenzentren liegen dort oft viele Server brach und
werden nicht benutzt – sogenannte Spot-Maschinen. Darauf
wollen VALOG und Zühlke Österreich ein besonderes Augenmerk
legen, so Stefan Novoszel: „Wir wollen zukünftig
die Option, auf Spot-Maschinen auszuweichen, de nitiv noch
mehr nutzen. Cloud-Zentren sind um so vieles ef zienter als
On-Premise-Anlagen, da sie die vorhandenen Ressourcen ef-
zient, verteilt auf eine große Nutzerbasis, verwenden. Onpremise
laufen die Server immer, egal wie hoch die jeweilige
Arbeitslast ist. Das ist wichtig zu betonen, da Cloud-Rechenzentren
immer wieder für ihren Energieverbrauch kritisiert
werden, ohne jedoch deren Ef zienz in Relation zu setzen.“
Obwohl es sich bei der App selbst um ein Nischenprodukt für
eine bestimmte Branche handelt, bieten die Software und die
Infrastruktur dahinter großes Potenzial für andere Bereiche.
Die enge Zusammenarbeit zwischen VALOG und Zühlke Österreich
ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Kombination von
Kompetenzen und der Einsatz von neuen Technologien zu
innovativen Lösungen führen kann. RNF
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