Pro-
2017 AUTOMATION-GUIDE 167
genauen Eigenschaften der erzeugten Produkte.
„Man spricht von einem ‚digital twin‘ der Anlage“,
sagt Alexandra Mazak, die als leitende Forscherin
im CD-Labor arbeitet. „Diese digitalen Zwillinge
der einzelnen Komponenten muss man dann auf
intelligente Weise zu einem großen Gesamtmodell
zusammenfügen – dann lässt sich direkt am Computer
analysieren, ob die Produktion effizient
läuft, wie sich bestimmte Veränderungen auswirken
würden oder etwa auch was passiert, wenn ein
Zulieferer kurzfristig nicht liefern kann.“
Riesige Datenmengen analysieren
Im neuen CD-Labor forscht man daran, wie sich
diese Modelle auch danach im laufenden Betrieb
nutzen lassen. Moderne Maschinen sind mit zahlreichen
Sensoren ausgestattet, die permanent
gewaltige Mengen an Daten liefern. Wenn man sie
kontinuierlich auswertet, kann man daraus wichtige
Erkenntnisse gewinnen. „Früher hat man einfach
zuerst die Anlage geplant und dann in Betrieb
genommen – es gab kaum einen Rückfluss von
Information aus der Betriebsphase in den Designprozess“,
sagt Manuel Wimmer. Das soll sich nun
ge ändern: Vielleicht stellt sich anhand der Daten
heraus, dass die Abläufe durch angepasste
Betriebsparameter noch viel effizienter ausgeführt
werden könnten oder dass kleinere, harmlose
Änderungen am Design des Endprodukts die Produktion
deutlich vereinfachen würden.
Dafür braucht man neue Methoden, mit großen
Datenmengen umzugehen – und man muss es
schaffen, die einzelnen Software-Komponenten,
mit denen einzelne Maschinen oder Prozesse simuliert
werden, mit klar definierten Schnittstellen zu
einem großen, intelligenten Ganzen zusammenzufügen,
sodass am Ende ein „digitaler Zwilling“ der
ganzen Fabrik entsteht.
Am Ende dieser Entwicklung soll eine intelligente
Fabrik stehen, in der sich die einzelnen Maschinen
aufeinander einstellen, in der Fehler automatisch
erkannt und behoben werden, in der die Produktionsrate
ganz von selbst an den Lagerbestand und
an aktuelle Bestellungen angepasst wird. So soll es
auch möglich werden, sehr flexibel auf Spezialwünsche
einzugehen: Statt Massenware könnte die
intelligente Fabrik von morgen massenhaft maßgeschneiderte
Einzelstücke erzeugen – und zwar in
einer Geschwindigkeit und zu einem Preis, wie es
heute nur mit großen Stückzahlen möglich ist.
Fotos: TU Wien, Research Studios Austria
Neu eröffnet: das CD-Labor MINT.
In CD-Labors wird anwendungsorientierte
Grundlagenforschung betrieben.
Wissenschaftler kooperieren dazu mit
innovativen Unternehmen.