2017 AUTOMATION-GUIDE 27
Spielraum für innovative Entwicklungen, neue
Geschäftsfelder und enorme Einsparungen“,
betont Klaus Neuhaus, Bain-Partner und Autor
der Studie. „Und nur diejenigen, die passgenau
produzieren, Maschinen laufend optimieren und
Kunden Echtzeitservices bieten können, haben
künftig die Nase vorn.“
Marktführer verlassen die unternehmerische
Wohlfühlzone
Schon heute können beispielsweise Saat- und
Erntemaschinen während ihres Einsatzes Daten
sammeln. Damit tragen sie entscheidend dazu
bei, die Erträge zu maximieren. Big Data,
Smart Factory, 3D-Druck oder Cloud-Dienste:
Diese und viele andere digitale Möglichkeiten
stehen Maschinenbauunternehmen heute bereits
offen.
Doch die Mehrheit der Entscheider ist noch zu
sehr auf einzelne Produkte und etablierte
Geschäftsfelder fokussiert, anstatt ganzheitlich
neu zu denken. „Neu denken heißt, den Fokus
von Hardware- stärker auf Software-Engineering
zu verlagern und die Mitarbeiter fit zu machen für
die Veränderung der Branche“, erklärt der Bain-
Partner und Studien-Co-Autor Michael Schertler.
„Maschinenbauer müssen ihre Potenziale realistisch
ausloten und deutlich in ihr Know-how
investieren.“
Dies ist zwar ein mehrjähriger Prozess, der Mut,
Weitblick und Mittel erfordert, doch er lohnt
sich. Digitalisierung im Maschinenbau betrifft
alle Stufen der Wertschöpfungskette – sei es durch
die Herstellung von benötigten Teilen just in
time, sei es durch den Zugriff auf Daten jederzeit
und überall oder sei es durch reduzierte Lagerkosten.
Das Potenzial für Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen
liegt bei 15 bis 40 Prozent,
abhängig von den Möglichkeiten in den einzelnen
Wertschöpfungsstufen. „Es wird Jahre dauern, bis
alle Maschinen und Teile digitalisiert sind“, so
Industrieexperte Neuhaus. „Doch wollen Unternehmen
vorankommen, dürfen sie nicht einfach
abwarten. Nur wer mit der neuesten Technologie
arbeitet, ist künftig noch interessant für die besten
Talente. Auch das ist ein globaler Erfolgsfaktor,
der nicht zu unterschätzen ist.“
Industrie4.0 ist zum Top-Thema in den Chefetagen
geworden und stellt viele Manager vor zukunftsentscheidende
Fragen.