COVERTHEMA
DEZEMBER 2021 | NEW BUSINESS 17
Fotos: Gerd Altmann/Pixabay (1), Usman Yousaf/Pixabay (2), IBG (3)
tief in der Organisation verankertes und ganzheitliches
Programm beinhalten, ergab die Studie. Weiterhin erreichen
hauptsächlich individuell auf das eigene Unternehmen
und die jeweilige Belegschaft angepasste
Programme ihre Wirkung.
Das Einsparpotenzial durch eine Senkung der Krankheitstage
ist enorm, die Wirkung zeigt sich aber erst
langfristig. „Das betriebliche Gesundheitsmanagement
ist ein Marathon und kein Sprint“, so Hankeln. „Erfolgreich
kann ein Gesundheitskonzept nur dann sein, wenn
es auf allen Organisationsebenen sowie über die Führungskultur
fest in den betrieblichen Strukturen verankert
wird.“
Nachfrage nach Arbeitsmedizin so hoch wie nie –
Personalmangel gefährdet Arbeitnehmerschutz
Mit Ausbruch der Pandemie ist die Nachfrage nach
medizinischer Expertise in heimischen Unternehmen
explosionsartig gestiegen. „Zahlreiche Gesundheitsexperten
der IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement
GmbH waren Mitglied in betrieblichen
Krisenstäben und Arbeitsgruppen, die Präventions- und
Impfkonzepte für Unternehmen entwickelten und deren
Umsetzung begleiteten“, erinnert sich IBG-Geschäftsführer
Gerhard Klicka. Für ihn haben die Erfahrungen
der Krisenmonate Langzeitwirkung. „Es wurden Dinge
möglich, die wir seit Langem einmahnen“, sagt Klicka.
„Betriebliche Gesundheit ist Chefsache. Unsere Mediziner
waren durch die zu lösenden Probleme auf Augenhöhe
mit der Managementebene und wurden gehört.
Sie haben wichtige und entscheidende Rollen eingenommen.
Und sie haben vor Augen geführt, welche
Maßnahmen wichtig sind oder wie Pandemiepläne in
den Firmen umgesetzt werden sollen.“
Der hohen Nachfrage steht aktuell jedoch ein akuter
Personalmangel gegenüber. Nach Schätzung von Experten
der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin
(AAMP) gibt es aktuell rund 1.000 aktiv tätige
Arbeitsmediziner in Österreich, um rund 500 zu wenig.
Ohne Gegenmaßnahmen wächst diese dramatische
Lücke jährlich um weitere 100 Arbeitsmediziner. „Ich
kann Anfragen von Unternehmen nicht mehr nachkommen,
weil ich zu wenige Leute habe“, alarmiert Klicka.
„Und dies entwickelt sich in der ganzen Branche zu
einem essenziellen Problem: Wir können
als Dienstleister nicht mehr dem gesetzlichen
Auftrag der Unternehmen im Rahmen
des Arbeitnehmerschutz-Gesetzes nachkommen.“
Schulterschluss für breite Information
Um Berufseinsteiger sowie erfahrene Mediziner
für diese Spezialisierung zu interessieren,
haben sich AUVA, Ärztekammer
und die Bundesministerien für Arbeit sowie für Soziales,
Gesundheit, P ege und Konsumentenschutz zu einem
gemeinsamen Kraftakt entschlossen: Bis Ende 2024 soll
über Informationsangebote und Kommunikationsmaßnahmen
in ganz Österreich die Zahl ausgebildeter Arbeitsmediziner
an den Bedarf herangeführt werden. Mit
der Umsetzung dieser Offensive wurde die AAMP beauftragt.
Der Launch des Online-Informationsportals
www.arbeitsmedizin-info.at markierte den Startpunkt
der Initiative.
„Die Arbeitswelt verändert sich mit Automatisierung,
Homeof ce und Digitalisierung rasant. So gewinnen
die Fragen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit ganz
neue Bedeutung“, erklärt Karl Hochgatterer, Präsident
der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin
(ÖGA). „Um sie nachhaltig zu beantworten, brauchen
Unternehmen versierte Gesundheitsmanager, und das
können nur ausgebildete Arbeitsmediziner sein. Sie
leisten einen messbaren nachhaltigen Beitrag zum Bestand
und Erfolg eines Unternehmens.“
Das bestätigt auch der Arbeitsmediziner Markus Wachtler.
„Ich verstehe und erlebe Arbeitsmedizin als enorm
wichtigen Beitrag für Menschen und Wirtschaft. Aus
meiner Perspektive als Oberarzt in einem Krankenhaus
und als niedergelassener Arzt weiß ich, dass es auch
im Betrieb um solide Beratung geht. So wie die Wirtschaftswelt
volatil ist, können auch die gesundheitlichen
Herausforderungen je nach Branche sehr groß sein. Ich
Betriebliche Gesundheit ist Chefsache
»Unsere Mediziner waren durch die zu lösenden Probleme auf
Augenhöhe mit der Managementebene und wurden gehört.
Sie haben wichtige und entscheidende Rollen eingenommen.«
Dr. Gerhard Klicka, Geschäftsführer IBG
Gesetzliche Regelungen
und betriebswirtschaftlicher
Nutzen sorgen
für eine starke
Nachfrage nach
Arbeitsmedizinern.
3
2