INNOVATIVE INDUSTRIE
DEZEMBER 2021 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 47
Fotos: Christian Steinbrenner (1–4), TTTech Auto (5)
arbeitet, gibt es noch große Herausforderungen. Dazu gehören
technologische blinde Flecken, Gefahren im Bereich der Cybersicherheit,
fehlende allgemeingültige Sicherheitsnormen
sowie offene regulatorische und haftungsrechtliche Fragen.
Zudem müssen Sicherheit und Zuverlässigkeit gewährleistet
sein, um eine breite Verbraucherakzeptanz zu erreichen.
„Zusammenarbeit ist in Zukunft keine Option mehr. Zusammenarbeit
ist ein Eckpfeiler, um ein Ökosystem für eine autonome
Zukunft aufzubauen“, formulierte Edzard Overbeek,
CEO von HERE, als einer der Hauptredner auf der Hauptveranstaltung
von The Autonomous in Wien. Ricky Hudi, Vorsitzender
der Initiative, brachte die klare Botschaft der Veranstaltung
auf den Punkt: „Die Automobilindustrie steht vor einer
historischen Chance. Die kommenden Jahren werden das
Verständnis von Mobilität neu de nieren. Die Bewältigung der
Sicherheitsherausforderungen für echtes automatisiertes Fahren
kann nicht von einem einzelnen Automobilhersteller, Zulieferer
oder Technologieunternehmen gemeistert werden.“
DISRUPTIV VS. TRADITIONELL –
EIN INNOVATIONSREZEPT?
Digitalisierung, Automatisierung und neue Geschäftsmodelle
revolutionieren momentan viele Branchen: Die Automobilindustrie
stellt da keine Ausnahme dar. Aber wie können führende
Unternehmen den Wandel erfolgreich vollziehen?
Sowohl etablierte Technologieunternehmen als auch Start-ups
spielen bei der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen eine
wichtige Rolle. Etablierte Automobilunternehmen müssen mit
„den Neuen“ der Branche zusammenarbeiten und in die Entwicklung
neuer Technologien und Funktionen investieren. Auf
der anderen Seite benötigen disruptive Unternehmen OEMs
(Automobilhersteller), um ihre Technologie in serienerprobten
Fahrzeugen auf die Straße zu bringen. Die Zusammenarbeit
in einem Ökosystem ist daher von entscheidender Bedeutung,
insbesondere wenn es um die Bewältigung komplexer Sicherheitsherausforderungen
geht. Alejandro Vukotich, als Vizepräsident
verantwortlich für das Produktmanagement im
Automotive-Bereich bei Qualcomm, bekräftigte diese Haltung:
„In diesem Bereich gibt es innovative und disruptive Unternehmen
sowie traditionelle Branchen. Jeder Ansatz allein bringt
uns nicht dorthin, wo wir hinmüssen.“
Auch Jody Kelman, Geschäftsführerin von Lyft Autonomous,
erläuterte, wie wichtig es ist, dass beide Welten — die traditionelle
und die disruptive — ihre Kräfte vereinen: „Es geht
weniger um die stufenweise Entwicklung gegenüber einer
disruptiven Innovation, sondern vielmehr darum, an welcher
Stelle der Wertschöpfungskette man den Endverbraucher –
besser früher als später – in den Prozess einbezieht.“
Um den größtmöglichen Nutzen aus der Zusammenarbeit zu
ziehen, ist es zur Steuerung von Innovationen erforderlich,
dass OEMs und disruptive Unternehmen durch eine ständige
Feedbackschleife verbunden sind. „In der Automobilindustrie
müssen wir in allen Bereichen von gemeinsamem Interesse
zusammenarbeiten“, fasste Reinhard Ploss, der CEO von In -
neon, zusammen.
BREITE AKZEPTANZ SETZT GRÖSSERES VERTRAUEN
VORAUS
Trotz außerordentlicher Bemühungen vieler führender Technologie
und Automobilunternehmen braucht es für eine brei-
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