COVERTHEMA
DEZEMBER 2018/JÄNNER 2019 | NEW BUSINESS 15
ausfindig zu machen, die Schauplatz künftiger Verkehrsunfälle
sein könnten, sofern nicht rechtzeitig vorbeugende
Maßnahmen getroffen werden. In London
hat der Unternehmensbereich Ford Smart Mobility im
letzten Jahr auf einer Gesamtstrecke von rund einer
Million Kilometer zahlreiche Daten rund um Fahrzeuge
und Fahrerverhalten aufgezeichnet. Protokolliert
wurden detailreiche Daten von Fahrten, wie beispielsweise
Bremsvorgänge, deren Intensität oder die Aktivierung
von Warnblinkleuchten. Auf diese Weise wurden
Fehlerquellen und „Beinahe-Unfälle“ identi ziert.
Experten von Ford verglichen die gewonnenen Informationen
anschließend mit bestehenden Unfallberichten
und entwickelten einen Algorithmus zur Bestimmung
der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Unfälle. „Wir
glauben, dass unsere Erkenntnisse das Potenzial haben,
Millionen von Menschen zu helfen. Schon sehr kleine
Änderungen könnten einen großen Unterschied machen,
sei es in Bezug auf Verkehrs uss, Verkehrssicherheit
oder Ef zienz. Mitunter reicht schon das Fällen eines
Baumes, der ein Verkehrszeichen verdeckt, oder eine
ähnlich einfache Maßnahme“, sagte Jon Scott, Project
Lead at City Data Solutions, Ford Smart Mobility.
Große Erwartungen an bessere Vorhersagen
So viel steht fest: Wer sich nicht mit der Zukunft beschäftigt,
wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch
nicht an ihr teilnehmen. Und diese Erkenntnis scheint
mittlerweile auch in die Führungsetagen vieler Unternehmen
vorgedrungen zu sein. In der Studie „Predictive
Planning and Forecasting hebt die Unternehmensplanung
auf die nächste Stufe“, für die 308 IT- und
Planungsverantwortliche aus der DACH-Region befragt
wurden, ermittelte das Business Application Research
Center (BARC) den Stellenwert prädiktiver Technologien
als unternehmerisches Planungswerkzeug. Das
Ergebnis: Für einen Großteil der Unternehmen gewinnen
die Methoden zunehmend an Relevanz. Sie erwarten
sich, mit vorhersagenden Modellen die Ergebnisse
der Planung und die Planungsprozesse selbst zu verbessern,
um schneller zu aussagekräftigeren Ergebnissen
zu gelangen.
Predictive Planning and Forecasting soll bestehende
Prozesse technisch besser unterstützen (48 Prozent) und
verkürzen (51 Prozent) sowie die Planer
entlasten. Dafür streben die Unternehmen
auch eine stärkere Automatisierung von
Hochrechnungen an.
Der Fokus der Unternehmen liegt jedoch
nicht auf der kompletten Automatisierung
der Planung. Die Mehrheit ist zwar der
Meinung, dass Predictive Planning and
Forecasting genauere Prognosen liefern
wird als menschliche Planer (86 Prozent),
aber nur wenige erwarten dies in allen Bereichen. „Der
Einsatz von prädiktiven Technologien auf Basis künstlicher
Intelligenz ist in fast allen Bereichen des IT-Markts
ein wichtiger Trend. Viele Unternehmen planen, diese
Themen zukünftig auch in der Unternehmensplanung
und dem Forecasting einzusetzen, insbesondere dann,
wenn in der Planung schon ein höherer Reifegrad erreicht
ist“, erläutert Christian Fuchs, Senior Analyst bei BARC
und Mitautor der Studie. „Die Vorteile des Einsatzes
von Predictive Planning and Forecasting sind vielfältig.
Mit einem besseren Verständnis von Entwicklungen in
der Vergangenheit können zukünftige Entwicklungen
schneller und verlässlicher antizipiert werden, sofern
erforderliche Rahmenbedingungen gegeben sind. Predictive
Planning and Forecasting hat jedoch klar auch
seine Grenzen und ist kein Allheilmittel für jegliche
Herausforderungen im Bereich der Unternehmensplanung.“
Zukunftsforschung: Mensch vs. Maschine
Technologien zur vorausschauenden Wartung und
andere prädiktive Datenanalysen sind probate Mittel,
Entwicklungen oder Gefahren zu erkennen und damit
Risiken zu minimieren. Dennoch braucht es menschliche
Erfahrungswerte, eine kritische Beobachtungsgabe,
aufmerksame Blicke über den Tellerrand und visionäre
Denkanstöße, um die richtigen Schlüsse für die Zukunft
zu ziehen.
Präzise Prognose
»Unser Ziel ist es, die zur Verfügung stehenden Daten
nutzen zu können, um zukünftige Prozesse durch präzise
datenbasierte Vorhersagen optimal zu steuern.«
Mario Aehnelt, Abteilungsleiter
Visual Assistance Technologies, Fraunhofer IGD