COVERTHEMA
Nur Mut!
»Auch wenn man den Eindruck gewinnen könnte, dass die Zukunft
schon geschrieben ist – das ist sie nicht. Was wir brauchen, ist Mut,
sich der Zukunft in all ihrer Offenheit zu stellen.«
Harry Gatterer, Geschäftsführer Zukunftsinstitut
DEZEMBER 2018/JÄNNER 2019 | NEW BUSINESS 17
Die Vergangenheit ist auch Teil der
Zukunft, denn unser gegenwärtiges
Denken basiert immer auf dem Wissen,
den Erfahrungen und prägenden Momenten,
die wir gesammelt haben. Wir
müssen die Vergangenheit also einbeziehen,
allerdings dürfen wir sie
nicht verklären und sie zurücksehnen,
wie es aktuell an vielen Ecken geschieht.
„Früher war alles besser“ ist – betrachtet man
die Datenlage – nicht nur eine falsche Aussage, sondern
auch eine rückwärtsgewandte Denkweise, mit der man
sich eigentlich für die Gestaltung der Zukunft disquali
ziert.
Welche Auswirkungen hat die Zukunftsforschung
auf das Leben in der Gegenwart?
Zukunft bedeutet für viele Menschen und insbesondere
für Unternehmer eine große Unsicherheit. Was wird
kommen, wie wird es mich betreffen und gibt es überhaupt
noch Chancen und Potenziale für mich? Unsere
Zukunftsforschung nimmt diese Unsicherheit, indem
sie Orientierung gibt und die richtigen Fragen stellt. Sie
hilft dabei, hinter die Hypes zu blicken und sich mit
den wirklich wichtigen Dingen für die eigene Zukunft
zu befassen. Das ist die Grundlage, um heute clevere
Entscheidungen für morgen zu treffen.
Welche Ergebnisse aus Ihrer vergangenen
Forschungsarbeit sind heute Realität?
Wir haben vor einigen Jahren zur Überraschung vieler
die Zunahme von Busreisen prognostiziert. Wir haben
uns in der Zeit verschätzt, dachten, der Trend komme
früher. Aber vom Prinzip her hatten wir recht. Oder
denken Sie an den Megatrend Gender Shift. Wir haben
schon 2015 in einer Trendstudie aufgezeigt, dass die
Geschlechterverbindlichkeit und Rollenzuschreibungen
kontinuierlich abnehmen. Damals haben das viele belächelt.
Jetzt gibt es immer mehr, die sagen, was das
Zukunftsinstitut bereits 2015 feststellte. Das gleiche war,
als wir gesagt haben, dass Achtsamkeit kein wachsender
sondern schon ein ab auender Trend ist. Aber klar,
das ist natürlich auch das Wesen unserer Arbeit, dass
wir früh etwas zum Thema machen, auch wenn dafür
im breiten Mainstream noch kein Bedürfnis oder Verständnis
da ist.
Das Zukunftsinstitut hat Anfang Dezember wieder
einen neuen Zukunftsreport veröffentlicht. Welche
zentralen Botschaften sind darin enthalten?
Der aktuelle Report handelt vor allem von Gegenbewegungen,
Retro- und Rebellionstrends. Umso lauter der
(mediale) Lärm unserer hektischen Zeit wird, umso
mehr wächst die Sehnsucht der Menschen nach Stille.
Das Co-Prinzip bäumt sich gegen den grassierenden
Individualismus auf und radikale Ehrlichkeit stellt sich
gegen die Fake-Welt. Wir beschäftigen uns darin auch
INFO-BOX
Zukunftsreport 2019
In seinem Jahrbuch für gesellschaftliche Trends und Business-Innovationen analysiert
das Zukunftsinstitut mit ausgewählten Experten die prägendsten Entwicklungen
unserer Zeit und liefert gewohnt provokante Thesen, die neue Perspektiven
der Welt eröffnen. Der Zukunftsreport 2019 handelt vor allem von vitalen
Retro-, Gegen- und Rebellionstrends. Gegen das allmächtige Lärmen des
Medialen entwickelt sich eine Sehnsucht nach
der Stille. Gegen den grassierenden Individualismus
setzt sich die Kooperation durch, das
Co-Prinzip. Die ökologische Zukunft liegt nicht in
der Rückkehr zur Natur, sondern in NatureTech.
Gegen die Fake-Welt tritt eine Bewegung der
radikalen Ehrlichkeit an. Und diametral zur depressiven
Grundstimmung entsteht ein neuer Mut zum
Mut, der in Unternehmen den entscheidenden
Zukunftsunterschied macht.
www.zukunftsinstitut.de
Mit seiner Future-Room-Methode hilft Harry Gatterer
Unternehmen, ihre eigene Zukunft zu entdecken.