STEIERMARK
OKTOBER 2021 | STEIERMARK • NEW BUSINESS 123
den bisher hauptsächlich von der Finanz-
und Immobilienbranche sowie von Versorgern
und der Branche der erneuerbaren
Energien emittiert. Zuletzt hat sich
das Spektrum der Emittenten ausgeweitet.
Dank neuer Anleihenkonstruktionen
umfasst es inzwischen nahezu alle Branchen
und Staaten. Nach Ansicht der
Experten der Steiermärkischen Sparkasse
– Private Banking können nachhaltige
Anleihen zu einer Verbesserung in
ökologischer und sozialer Sicht und auf
Unternehmensebene beitragen. Investoren
müssen sich auf das Unternehmen
verlassen, wenn sie nicht aufwendig
prüfen wollen, ob eine Anleihe auch
wirklich nachhaltig ist, so die Veranlagungsexperten.
So können sich zum
Beispiel Emittenten bei Nichterreichen
der selbst gesetzten Treibhausgasreduktionsziele
über den Erwerb von CO2-
Zerti katen freikaufen oder sie setzen
das Geld der Investoren nicht oder nicht
ausschließlich für die beschriebenen
Projekte ein. „Es ist fraglich, ob zum
Beispiel eine grüne Anleihe, die der Ef-
zienzsteigerung einer Raf nerie oder
der Modernisierung eines Kohlekraftwerks
dient, wirklich nachhaltig ist“,
meint etwa Alexander Eberan, Leiter
Private Banking Wien Steiermärkische
Sparkasse. Hat ein Investor konkrete
Vorstellungen, dann kann er mittlerweile
zwischen zahlreichen Produkten,
deren Kriterien er mit seinem persönlichen
Nachhaltigkeitsemp nden abstimmen
kann, wählen. Schließlich ist dieses
individuell. „So ist etwa für den einen
Investor Atomkraft nicht nachhaltig, für
den anderen vielleicht schon. Eine Vereinheitlichung
der Standards, einheitliche
Transparenzvorschriften und eine
externe Überprüfung würden zu einer
deutlichen Qualitätsverbesserung führen
und somit auch einen stärkeren ESGImpact
bewirken“, so Eberan. Sowohl
für professionelle als auch für private
Investoren wäre dies eine Erleichterung.
Die Nachfrage nach nachhaltigen Anleihen
und anderen Finanzprodukten
würde mit allgemein gültigen Standards
vermutlich noch weiter steigen.
Ansätze wie bei Aktien
Die EU setzte bereits einen ersten Schritt
und erließ Offenlegungspflichten für
Finanzprodukte, die als ökologisch oder
nachhaltig vermarktet werden sollen.
Allerdings wurden noch keine konkreten
Kriterien verankert, die den Nachhaltigkeitsdschungel
vereinheitlichen
und damit transparenter machen würden.
Die angewandten Kriterien sind
ebenso vielfältig wie die Ansätze, was
nachhaltige Produkte nur schwer vergleichbar
macht. Im Aktienbereich gibt
es beispielsweise Ansätze mit Ausschlusskriterien
(Ausschluss bestimmter
Branchen wie z. B. Atomkraft), ESG-Integration
(Einbeziehen von ESG-Risiken
in der Veranlagung) oder Best-in-Class-
Ansätze (Vergleich der ESG-Charakteristik
von Unternehmen), aber auch diverse
Kombinationen aus verschiedenen
Ansätzen. Zunehmend kommen auch
bei nachhaltigen Anleihen und Anleihefonds
bzw. ETFs verstärkt ähnliche Ansätze
wie bei Aktien zum Einsatz. Erfüllen
Unternehmen die Vorgaben,
können deren Anleihen in nachhaltigen
Produkten eingesetzt werden. Der Vorteil
für den Anleger: Er kann unter Berücksichtigung
nachhaltiger Kriterien
in unterschiedliche Branchen investieren.
Green Bonds
Bei Anleihen haben sich zuletzt einige
Produkte etabliert, die sich nicht über
den Emittenten, sondern über die Ausgestaltung
des Wertpapiers de nieren
und somit dem Anleger eine gute Orientierung
bieten können. Zu den bekanntesten
nachhaltigen Anleihen zählen
Green Bonds, deren Emissionserlös
der Finanzierung von Projekten mit
ökologischem Nutzen, etwa einer Solaranlage,
dienen. Die ICMA (International
Capital Market Association) hat für
Green Bonds Empfehlungen veröffentlicht,
die einen Qualitätsstandard de -
nieren. Kernpunkte sind die Mittelverwendung,
der Prozess der Projektbewertung
und -auswahl, die Verwaltung der
Erlöse und das Reporting – insbesondere
in Bezug auf die ökologischen Auswirkungen.
Zudem wird empfohlen, die
Einhaltung dieser Punkte durch externe
Begutachter zu überprüfen. Um verpflichtende
Vorgaben handelt es sich
Fotos: Nattanan Kanchanaprat/Pixabay (1), Steiermärkische Sparkasse (2)
Grün oder „grün“?
»Es ist fraglich, ob zum Beispiel eine grüne Anleihe, die der
Effizienzsteigerung einer Raffinerie oder der Modernisierung
eines Kohlekraftwerks dient, wirklich nachhaltig ist.«
Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien
Steiermärkische Sparkasse
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