COVERTHEMA
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In Zukunft werden
die Aufgaben
bestimmen,
wie Büroräume
zu sein haben.
OKTOBER 2021 | NEW BUSINESS 17
Fotos: Free Photos/Pixabay (1), Steelcase (2+3), teamgnesda (4)
Der Wunsch nach Veränderung wird größer
Auch wenn die Vermietungsleistung im ersten Halbjahr
2021 ein neues Rekordtief erreicht hat und die Stimmung
am Büroimmobilienmarkt dementsprechend verhalten
ist – auf lange Sicht sieht Andreas Gnesda die Branche
nicht in Gefahr. „Wir haben lange gewartet, bis Unternehmen
bezüglich Bürokonzeption und Arbeitsweltgestaltung
aktiv wurden, und waren selbst überrascht,
dass es länger gedauert hat, als wir angenommen hatten.
Mittlerweile verstehe ich es aber durchaus. Letztes Jahr
hatten die Firmen genügend andere Sorgen. Mit Einkehren
einer zunehmenden Normalität wird das Interesse
an neuen Betriebs- und Bürokonzepten jedoch
immer größer. Kunden, die vor Corona von neuen Arbeitswelten
schwer zu überzeugen waren, kommen jetzt
aktiv auf uns zu.“
Die Fragen, mit denen Andreas Gnesda und sein Team
heute konfrontiert werden, sind so brisant wie vielfältig:
Gibt es neue Anforderungen? Wie viel Platz brauche
ich tatsächlich? Wie identi zieren sich Mitarbeiter mit
einem Unternehmen, das mehrheitlich auf dem Bildschirm
daheim statt ndet? Die häu gste Frage lautet
aber: Was können wir tun, damit unsere Mitarbeiter
wieder zurückkommen?
Bisherige Bürokonzepte können Mitarbeiter
noch nicht abholen
Fieberhaft hat man sich auf das Wiederhochfahren der
Betriebe vorbereitet. Mit Anfang Mai war es dann endlich
soweit. Unter strengen Au agen und Sicherheitsvorkehrungen
durften die Büros wieder für den Arbeitsprozess
genutzt werden. Der erwartete Run auf die
Of ces ist jedoch ausgeblieben. „Statt der äußerst schwierig
einzuhalten erscheinenden Obergrenze von dreißig
Prozent kamen erst mal zehn, mal zwölf und dann mal
fünfzehn Prozent“, erinnert sich Gnesda. „Die Zahlen
stiegen dann im Laufe der Wochen an, bis wir gegen
Ende Juni in vielen Organisationen den Peak erreichten,
der lag dann aber auch nur bei dreißig, in Einzelfällen
bei vierzig Prozent, bis die Zahlen dann über den Sommer
wieder ab achten.“
Ein Ort der Begegnung und Kooperation
Eines ist klar: Ein „Zurück ins Büro“ wie vor der Pandemie
wird es nicht geben. „Viele Arbeitnehmer haben
sich nach anderthalb Jahren an neue Arbeitsmodelle
gewöhnt und die Vorteile schätzen gelernt“, davon ist
auch Sven Hennige, Senior Managing Director Central
Europe & France beim Personaldienstleister Robert Half
überzeugt. Seiner Ansicht nach müssen Unternehmen
umdenken und bei der Rückkehr der Mitarbeitenden
ins Büro Remote Work und hybride Arbeitsweisen von
Anfang an berücksichtigen. Sonst besteht die Gefahr,
nicht mehr attraktiv genug für potenzielle Arbeitnehmer
und Talente zu sein. „Es
reicht nicht mehr aus, auf
Benefits wie Craft Beer,
Obstschalen und Tischki-
Interesse an neuen Konzepten steigt
»Mit Einkehren einer zunehmenden Normalität wird das Interesse
an neuen Betriebs- und Bürokonzepten immer größer.
Kunden, die vor Corona von neuen Arbeitswelten schwer zu
überzeugen waren, kommen jetzt aktiv auf uns zu.«
Andreas Gnesda, Gnesda Real Estate & Consulting GmbH
ZUR PERSON
Andreas Gnesda, CEO teamgnesda, Gnesda
Real Estate & Consulting GmbH
Andreas Gnesda ist Arbeitswelten-Experte im
deutschsprachigen Raum, hat in mehr als 500
Projekten Kunden wie Erste Bank, Bank Austria,
ÖBB, Post, OMV, Volksbank, Wirtschaftsuniversität
Wien in neue Arbeitswelten begleitet. Er ist
Buchautor, Keynote-Speaker und Lektor an
mehreren Hochschulen sowie Geschäftsführer
von teamgnesda (Wien, München, Hamburg,
Warschau, Budapest und Istanbul).
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