INNOVATIVE INDUSTRIE
82 NEW BUSINESS • INNOVATIONS | OKTOBER 2021
Foto: RNF
Ein klassischer Autobauer zwingt mich, mit meinem Auto,
auch wenn es ein E-Mobil ist, dazu, alle zwei Jahre zum Service
zu fahren. Was machen die da? Der Elektromotor ist wartungsarm,
sie müssen kein Öl nachfüllen und den Luft lter kann
ich auch selbst wechseln. Sie haben es nicht geschafft, ihr Business
umzustellen.
Bestehenden Unternehmen scheint es irrsinnig schwer
zu fallen, ins Disruptive zu gehen. Andererseits ist es
verständlich: Ich würde mir auch ungern einen Arm abschneiden,
damit mir zwei zusätzliche Beine wachsen.
Aber vielleicht kann ich mir überlegen, bevor ich mir den
Arm abschneide, was ich machen kann, damit mich das
nicht so behindert. Was stimmt ist, dass man mit solchen
Smart Connected Products sehr weitreichende Änderungen
anstößt. Man rüstet nicht nur irgendein Gerät mit Sensoren
aus und verarbeitet diese Daten weiter. Man muss sich überlegen,
was das für das eigene Business bedeutet, ob man
sich anders aufstellen muss, ob man plötzlich andere Prozesse
hat und ob man andere Kompetenzen braucht, wenn
man das macht. An allen Ecken und Enden fehlen Spezialisten.
Die sind schwieriger von außen beizustellen, denn
sie müssen viel Verständnis für die Daten aufbringen und
müssen wissen, was da passiert. Sie müssen sinnvolle Aussagen
treffen und ins Business zurückführen können.
Deswegen ist es bei Smart Connected Products auch wichtig,
sich im Vorhinein zu überlegen, warum man das tut.
Viele gehen schon in diese Richtung und produzieren Geräte
mit Sensoren, auch wenn sie vielleicht noch nicht genau
wissen, was sie damit tun werden. Ein Windrad produziert
zum Beispiel 60.000 Datensätze in der Minute. Die muss
man erst einmal von Ort und Stelle wegbewegen können.
Das ist im urbanen Raum kein Problem, aber bei einem
Offshore-Windpark im Atlantik sieht das anders aus. Da
braucht man Konzepte, wie man die Daten verdichtet und
was man über die Leitung transportiert. Da sind wir beim
Thema Netzinfrastruktur. Wenn man diesen Pfad beschreitet
,verästelt es sich sehr schnell vom Großen ins Kleine und
man hat viele Facetten – Geschäftsmodell, Netzwerk, Infrastruktur,
wie analysiere ich die Daten und was kommt am
Ende dabei heraus.
Den Unternehmen muss also klar sein, dass es mit
einem Projekt alleine nicht geschehen ist. Sie müssen
sich auf jeden Fall umstellen.
Gerade bei Smart Connected Products ist das sicher etwas, das
man strategischer und langfristiger denken muss. Es reicht
nicht, seine neue Geräteserie mit Sensoren auszurüsten. Das
kann aber ein Anfang sein. So wie bei KI-Projekten: Wenn ich
jetzt ein KI-Projekt angehen möchte, hätte ich vor drei Jahren
beginnen müssen, Daten zu sammeln. Wenn man jetzt anfängt
zu sammeln, hat man Zeit darüber nachzudenken, was man
damit machen möchte. Irgendwann muss man starten. Aber
damit ist es nicht getan. Man muss viel weiter gehen.
Im November 2018 haben Sie laut einem Video auf
YouTube gesagt, dass in den Jahren 2020 bis 2025 KI
bereits Einzug in die Unternehmen gehalten haben
wird und viele Prozesse schon automatisiert sein
werden. Wo stehen wir heute, 2021, Ihrer Meinung
nach in dieser Hinsicht?
Meine Erwartungen wurden untererfüllt. Man ist zwar schon
weit – damals haben wir mit Kunden gesprochen, die noch gar
nichts mit dem Thema anfangen konnten. Heute haben sich
schon einige damit beschäftigt und schon erste Proofs of Concept
gemacht, aber ich vermisse noch, dass der Mehrwert genutzt
wird und ins Business ein ießt. Wir laufen offene Türen ein, die
Kunden sind interessiert. Aber sie sind noch nicht soweit, die
Daten-Getriebenheit zu verstehen und daraus abgeleitet neue
Geschäftsmodelle anzudenken. Das Interesse ist da, aber wir
sind noch nicht so weit, wie ich mir das damals vorgestellt habe.
Aber bis 2025 haben wir auch noch ein bisschen Zeit. RNF
INFO-BOX
Über adesso Austria
Die adesso Austria GmbH fokussiert als unabhängiger IT-Dienstleister
mit individueller Beratung und Softwareentwicklung auf
die Kerngeschäftsprozesse von Unternehmen und öffentlichen
Verwaltungen. Die Strategie von adesso Austria beruht auf drei
Säulen: einem umfassenden Branchen-Know-how der Mitarbeitenden,
einer breiten, herstellerneutralen Technologiekompetenz
und erprobten Methoden bei der Umsetzung von Softwareprojekten.
Als Landesgesellschaft der adesso Group in
Österreich beschäftigt adesso Austria aktuell rund 80 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter. Zu den wichtigsten Kunden zählen
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Industrie ebenso wie der öffentliche Bereich und Sozialversicherungen.
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