INNOVATIVE INDUSTRIE
72 NEW BUSINESS • INNOVATIONS | OKTOBER 2021
Foto: RNF
im Gange. Die wollen weg von ihren Großrechnern. Hier erweitern
wir sozusagen die große T-Systems-Ausrichtung um
diesen Bereich und wollen hier mit unseren Cloud- rst-Ansätzen
auch diese Kunden begeistern.
Aber wenn zum Beispiel ein Retailer kommt, laufen Sie
vor dem wahrscheinlich auch nicht davon.
Wir laufen sicher nicht davon, weil wir zum Beispiel auch für
einen großen Retailer mit Sitz in Salzburg immer wieder spannende
Angebote haben.
Das Thema Cloud hat Sie in letzter Zeit ziemlich
beschäftigt. Ich erwähne nur Schlagworte wie die
Partnerschaft mit Google Cloud, die Überreichung des
Ö-Cloud-Gütesiegels oder die Ankündigung einer Swiss
Cloud. Gibt es eigentlich auch eine Österreich-Cloud?
Es gibt die Ö-Cloud-Zerti zierung, die uns übergeben wurde.
Eine Österreich-Cloud in diesem Sinne gibt es aktuell nicht,
kann aber natürlich aus den Themen, die gerade im Entstehen
sind und die wir mit Kunden diskutieren, sehr schnell kommen.
Man muss auch sehen, wie der „Appetit“ der Österreicher in
dieser Hinsicht ist und ob sie eine rein österreichische Datenhaltung
haben wollen.
Heißt das, dass die Schweizer, was ihre Daten betrifft,
noch ein bisschen empfi ndlicher sind als die Österreicher?
Ist deswegen dort die eigene Swiss Cloud jetzt
schon Thema?
Ich sehe bei einigen Schweizer Unternehmen einen sehr starken
Daten-Nationalismus, auch ausgelöst durch die Pandemie.
Einige Schweizer Unternehmen und Organisationen, auch
staatliche, sind sehr darauf bedacht, sehr genau über die Betreiber
der Systeme Bescheid zu wissen. Es geht gar nicht so
sehr darum, wer darauf Zugriff hat, sondern welche Menschen
und Organisationen diese Daten betreiben. Durch die Abhängigkeit
von Amerika hat man bemerkt, dass man nicht sicher
sein kann, ob der genutzte Service morgen noch zur Verfügung
steht. Fairerweise muss man sagen, dass es keine Ausfälle gab.
Aber es ist ein sehr starkes Bewusstsein dafür entstanden. Auf
der anderen Seite sind auch große Schweizer Unternehmen
wesentlich offener als österreichische, was die Nutzung von
Hyperscalern angeht. Da sehe ich in Österreich noch immer
etwas mehr Zurückhaltung als in der Schweiz. Das Spektrum
ist weiter auseinander gegangen: zum einen sehr große Af -
nität dazu, wo Daten liegen und wer die Infrastruktur betreibt,
DIE WOLKE LIEGT NOCH IM NEBEL
»Cloud ist nicht Cloud und die Wege dorthin sind für
viele, obwohl wir schon so lange darüber sprechen,
noch immer etwas undurchsichtig.«
Peter Lenz, Managing Director Region Alpine T-Systems
und zum anderen auch die Möglichkeit, Hyperscaler in vollem
Ausmaß zu nutzen und überhaupt keine Bedenken dabei zu
haben.
Sie haben es selbst gesagt: Wir sprechen schon lange
von der Cloud. Ist diese „Cloud von früher“ mit der
heutigen Vorstellung von Cloud überhaupt noch vergleichbar?
Es hat sich natürlich viel gewandelt. Alleine schon bei der Funktionalität,
die heutige Clouds oder Cloud-Ökosysteme anbieten,
sei es im Provisioning oder bei der Abrechnung, hat sich unheimlich
viel getan. Es wurde hart daran gearbeitet, dass es
immer besser, redundanter und sicherer wurde. Man muss
jedem Cloud-Anbieter zugutehalten, dass sie die Daten mindestens
so gut oder besser schützen, als man es selbst könnte.
Cloud-Ressourcen eignen sich wunderbar, um etwa
kurzfristige Lastspitzen abzufangen, ohne dass man
die eigenen Kapazitäten dauerhaft aufstocken muss.
Das andere ist der von Ihnen angesprochene Security-
Aspekt. Ist die Cloud trotzdem immer die richtige
Wahl? Wenn man genau weiß, was man braucht und
brauchen wird, ist doch eine eigene Infrastruktur noch
immer günstiger.
Das ist absolut richtig. Wenn ich sehr genau weiß, was ich will,
und sehr genau weiß, wie mein Daten- und Compute-Wachstum
in den nächsten Jahren aussehen wird, dann kann ich
auch von einem Anbieter wie zum Beispiel uns eine sehr günstige,
auf den Use Case sehr gut skalierte Lösung bekommen,
die preislich hochattraktiv ist. Die Frage ist nur, ob ich