COVERTHEMA
2 3
MAI 2021 | NEW BUSINESS 17
Fotos: Element5 Digital on Unsplash (1), Anete Lusina/Unsplash (2), Volkshotel Amsterdam (3)
lichkeit teilt, kann ebenso gut selbst bestimmen, wo er
seiner Arbeit nachgeht – also auch ein paar Tage nach
der eigentlichen Dienstreise in der Hotellobby oder
vorher, im Zug dorthin. Mittlerweile begegnen auch
Reiseveranstalter diesem Trend mit speziellen Bleisure-
Travel-Paketen: Hotelzimmer mit Vollpension plus Arbeitsplatz
in einem nahegelegenen Coworking-Space.
Entspannung in der Sonne und Abstand vom Alltag,
Büro inklusive.
Einverständnis zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer als Entscheidungsgrundlage
In Anbetracht dieser Vorstellung ist eine Entscheidung
pro Workation oder Bleisure schnell getroffen – sollte
man meinen. Doch viele Arbeitnehmer hegen erhebliche
Zweifel. Denn wenn es um Geschäftsreisen oder die
temporäre Verlagerung des Homeof ce geht, spielen
Haltung und Richtlinien des Arbeitgebers in der Praxis
eine wichtige Rolle. Laut einer Studie des Travel-Management
Unternehmens Egencia haben 20 Prozent der
Reisenden weltweit ihre Pläne, eine Geschäfts- und
Privatreise zu kombinieren, schon einmal verworfen
– aus Bedenken, wie dies auf den Arbeitgeber wirken
könnte. Mit 32 Prozent sorgen sich die Reisende in Asia-
Paci c am meisten um die Außenwirkung. An Platz
zwei und drei stehen Nordamerikaner (20 Prozent) und
Europäer (15 Prozent). „Die Erkenntnis, dass viele Geschäftsreisende
aufgrund der Wahrnehmung durch
ihren Arbeitgeber von einer ‚Bleisure‘-Reise Abstand
nehmen, birgt eine Chance im Wettlauf um die besten
Talente“, analysiert Wendy White, Vice President Marketing
von Egencia. „Da immer mehr Unternehmen
eine ausgewogene Work-Life-Balance propagieren, ist
es vielleicht an der Zeit, die Verlängerung von Geschäfts-
zu Privatreisen in die Reiserichtlinien aufzunehmen.
So investieren Unternehmen in ihre Mitarbeiter und
ermutigen sie, jede Reise so anzugehen, dass sie zählt.“
Ein Unternehmen, das diese Empfehlung bereits in die
Tat umsetzt, ist Storyclash. Bis zu zwei Monate im Jahr
sollen Mitarbeiter des Linzer Start-ups künftig von
überall auf der Welt aus arbeiten können. Mit dem neuen
Bene t planen die Co-Founder Andreas Gutzelnig
und Philip Penner gerade für die Zeit nach der Pandemie.
„Das letzte Jahr hat uns gezeigt, wie gut remote
working für uns funktioniert. Dass wir diese Erkenntnis
auch mit in die Zukunft nehmen wollen, ist für uns
ein natürlicher nächster Schritt“, so Gutzelnig. Schon
in der Vergangenheit hatte das Start-up mit der Einführung
zusätzlicher Urlaubstage in den Sommermonaten,
den „Sunny Fridays“, auf sich aufmerksam gemacht.
Mit dem Launch des Workation-Bene ts soll Mitarbeitern
längerfristiges Reisen ermöglicht und ein wichtiger
Beitrag zur Work-Life Balance geleistet werden. „Natürlich
erfordert die aktuelle Situation noch etwas Geduld“,
weiß Gutzelnig. „Aber gerade jetzt freuen sich
viele schon darauf, wenn sie wieder mehr reisen können.
Genau diesem Wunsch wollen wir mit der Workation
entgegen kommen.”
Das Beste aus beiden Welten und wo man es fi ndet
Auf die Bedürfnisse abwechslungshungriger Geschäftsleute
hat die Hotellerie vereinzelt bereits mit der Entwicklung
sogenannter Coworking-Hotels reagiert. Diese
Häuser unterscheiden sich insofern von klassischen
Businesshotels, als dass sie neben den richtigen Arbeitsbedingungen
auch eine entspannte und gesellige Atmosphäre
bieten. Viele Coworking-Hotels halten regelmäßig
Veranstaltungen wie Livekonzerte, Fitnesskurse,
aber auch Business-Keynotes, Netzwerktreffen und
Podiumsdiskussionen ab. „Coworking-Hotels bieten
einerseits die besten Bedingungen für konzentriertes
Arbeiten und stärken gleichzeitig die Vernetzung unter
den Coworkern. Oftmals bringen die Coworking-Spaces
nicht nur Hotelgäste, sondern auch Besucher von außerhalb
zusammen – zum Beispiel lokal ansässige Selbständige
und kleine Firmen, die sich keine eigene Infrastruktur
anschaffen möchten“, sagt Torsten Richter,
Global Chief Editor der HolidayPirates Group, die seit
ihrer Gründung im Jahr 2012 zu einer der größten Online
Reisecommunitys herangewachsen ist.
Vereinzelt
haben Hotels
Coworking-
Spaces bereits
in ihr Hotelkonzept
integriert,
wie z.B. das
Volkshotel in
Amsterdam.