INNOVATIVE INDUSTRIE
GRÜNE ENERGIEZUKUNFT
Gas Connect Austria verfolgt konkrete Pläne, wie sie künftig grünes Gas in ihren
Leitungen transportieren kann. Welche Rolle die grüne Energieform für die Energiewende
hat und welche Vorteile ein europaweites Wasserstoffnetz auch für Österreichs
Wirtschaft hätte, erläutert Geschäftsführer Stefan Wagenhofer im Interview.
HERR WAGENHOFER, WELCHE ROLLE SPIELEN
GRÜNE GASE IN DER ENERGIEWENDE?
Aus unserer Sicht eine sehr große, da grüne Gase
wie Biogas aus Reststoffen, Wasserstoff und
die daraus hergestellten synthetischen Gase und E-Fuels aus
überschüssigem Grünstrom, genau wie Erdgas, vielfältig
einsetzbar sind. Angefangen bei der Industrie,
im Schwerverkehr, aber auch in der Raumwärme
oder im maritimen Bereich sind die Einsatzgebiete
nahezu uneingeschränkt. Das Potenzial an Emissionseinsparungen
ist enorm und rasch umsetzbar.
WELCHE VORTEILE BIETEN GRÜNE GASE
NEBEN DEM KLIMA- UND UMWELTSCHUTZ?
Der Vorteil ist, dass grüne Gase in der vorhandenen
Infrastruktur transportiert und gespeichert werden
können. Das erspart große Neubauten und damit
Kosten für die Bevölkerung. Als Ergänzung zu volatilem,
erneuerbarem Strom sind grüne Gase lange
speicherbar und somit jederzeit verfügbar. So kann
grünes Gas für Stabilität im Stromnetz sorgen, dessen
Ausbaulast abfangen und die Versorgung sichern.
SEIT WANN BESCHÄFTIGT SICH GAS CONNECT
AUSTRIA MIT GRÜNEN GASEN UND WELCHE PLÄNE
VERFOLGEN SIE?
Schon 2014 haben wir mit „Wind2Hydrogen“ in Auersthal
erfolgreich getestet, wie wir aus überschüssigem und damit
abzuregelndem Windstrom umgewandelten Wasserstoff im
Gasnetz transportieren können. Beim Projekt „HylyPure“
entwickelten wir gemeinsam mit der TU Wien ein Verfahren,
das wiederum die ef ziente Entnahme hochreinen Wasserstoffs
66 NEW BUSINESS • INNOVATIONS | MAI 2021
aus dem Gasnetz ermöglicht. Parallel dazu forschen wir technologieneutral
an der Power-to-Gas-Technologie (z.B.: Elektrolyse,
Pyrolyse usw.), die für die notwendige Verschränkung
von Strom- und Gasnetzen aus Gründen der Netzstabilität
entscheidend ist. Die Pläne, wie unser Netz in Zukunft schrittweise
für den Wasserstofftransport genutzt werden könnte,
haben wir mit dem Projekt „H2EART“ als IPCEI (Important
Project of Common European Interest) beim BMK eingereicht.
In Österreich haben wir bei der Entwicklung der Wasserstoffstrategie
mitgearbeitet und sind auf EU-Ebene in verschiedenen
Gremien wie Hydrogen Europe und Clean Hydrogen Alliance
vertreten. Wir sind auch Mitglied der European Hydrogen
Backbone Initiative, die kürzlich ihre Idee für ein europaweites
Wasserstoffnetz vorgestellt hat.
ÜBERZEUGENDE ARGUMENTE
»Der Vorteil ist, dass grüne Gase in der vorhandenen
Infrastruktur transportiert und gespeichert werden
können. Das erspart große Neubauten und damit Kosten
für die Bevölkerung.«
Stefan Wagenhofer, Geschäftsführer Gas Connect Austria
Foto: Gas Connect Austria