WIEN
98 NEW BUSINESS • WIEN | MAI 2021
Fotos: Dimitry Anikin/Unsplash (1+4), Jacek Dylag/Unsplash (2), Samuel-Elias Nadler/Unsplash (3)
Verbesserungen gab es dagegen beim
Punkt „Bürokratie“. Sie wird von 39 Prozent
der Industriebetriebe als Standortnachteil
genannt – ein deutlicher Rückgang
zu 2018 (48 %). Auch die Abwanderungstendenzen
gehen zurück: Ein
Achtel der Industriebetriebe denkt laut
Umfrage über die Verlagerung von Firmenteilen
nach – weniger als in den
letzten Jahren. „Unsere Forderungen
haben hier Wirkung gezeigt“, so Ehrlich-
Adàm. Das gemeinsame Bemühen von
Wirtschaft und Stadt Wien, die Verwaltung
unternehmerfreundlicher zu machen
und der produzierenden Wirtschaft
Betriebs ächen zu sichern, mache sich
bezahlt. „Man darf sich aber darauf nicht
ausruhen. Die Standortumfrage zeigt
auf, an welchen Schrauben wir drehen
müssen, damit der Industriestandort
Wien weiter gestärkt wird“, so der Spartenobmann.
Investitionen bleiben stabil, Lehrlinge
werden gesucht
Trotz Corona und wirtschaftlicher Unsicherheit
gab ein Viertel der Industriebetriebe
zum Befragungszeitpunkt an,
seine Investitionen gegenüber dem Vorjahr
steigern zu wollen. Weitere 47 Prozent
wollen gleich viel investieren. „Das
zeigt, dass unsere Betriebe gut aufgestellt
sind und mit Umsicht und Optimismus
ihre Zukunft planen“, sagt Ehrlich-Adàm.
Investitionspläne gibt es vor allem für
technische Anlagen und Maschinen.
Auch das Thema Fachkräfte bleibt im
Fokus: Zwei Drittel der Industriebetriebe
wollen die Lehrlingsausbildung verstärken.
Und dabei handelt es sich nicht
nur um ein Lippenbekenntnis: Mit Ende
März gab es in der Wiener Industrie um
7,7 Prozent mehr Lehrlinge als im März
2020, auch die Zahl der Lehranfänger ist
gestiegen. „Eine Lehrausbildung in einem
Industriebetrieb ist die beste berufliche
Basis: eine fundierte Ausbildung
von Anfang an und Türöffner für eine
Top-Karriere danach“, betont der Spartenobmann.
Aktuell läuft eine Lehrlingskampagne
der Sparte, mit der Nachwuchs
für den Herbst 2021 gesucht wird
(www.erfolgslehre.at).
Industrie kritisiert Kommunalsteuer
für Lehrlinge und Valorisierungsgesetz
Als kontraproduktiv bezeichnet Ehrlich-
Adàm die Kommunalsteuer für Lehrlinge.
Er fordert die Stadt Wien auf, auf
deren Einhebung zu verzichten. „Ausbildungsbetriebe
brauchen gerade jetzt
Unterstützung und Anerkennung. Dieser
Schritt wäre ein positives Signal.“
Kritik übt der Spartenobmann auch am
Wiener Valorisierungesetz: Dieses mache
weite Bereiche des Gebühren- und Abgabenwesens
intransparent. Er fordert stattdessen
eine nachvollziehbare und transparente
Kostenrechnung in allen Bereichen:
„Damit könnten Gebühren und
Abgaben künftig realistisch und nachvollziehbar
bemessen werden.“ BO
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3 INFO-BOX
Über die Wiener Industrie
Die 600 Wiener Industriebetriebe sind in
16 Bereichen tätig – von der Elektro- über
die Lebensmittel- und Bauindustrie bis zur
Metalltechnik, Fahrzeug- und Chemischen
Industrie. Sie beschäftigen rund 55.000
Mitarbeiter und bilden mehr als 900 Lehrlinge
aus. Insgesamt sichert die Industrie
– direkt und indirekt – 120.000 Arbeitsplätze
in der Stadt und produziert jährlich
Waren im Wert von 22 Milliarden Euro.