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MAI 2021 | NEW BUSINESS 19
Fotos: bublikhaus/Freepik (1), Shridhar Gupta/Unsplash (2), manny PANTOJ/Unsplash (3)
alle dauerhaft im Dorf statt in der Stadt leben. Gerade
Menschen, die in Kreativ- und Wissensberufen tätig
sind, schätzen die Vorteile aus beiden Welten: Angebote
wie Worka tion, Co-Living oder auch das Landleben
auf Zeit.
Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind Beispiele dafür,
wie in Leerstand oder auf Brach ächen neues Leben
einziehen kann. In alten Vierseithöfen oder Industrieruinen,
aber auch mit Neubauten im Miniaturformat,
sogenannten Tiny Houses, bauen sich Gleichgesinnte
ein gemeinschaftliches Lebensumfeld auf. Engagierte
Macher starten Angebote, die sie selbst in den Dörfern
und Kleinstädten vermissen, und bereichern damit das
Landleben auch für andere.
In sogenannten Kreativorten eröffnen sie Hightech-
Werkstätten für Kinder, organisieren Festivals oder
schaffen Räume für Workshops, Konzerte und Treffen
aller Art. Inzwischen wagen es auch Gründer, ihre
innovativen Geschäftsideen auf dem Land zu verwirklichen.
Damit bringen sie nicht nur die wirtschaftliche
Entwicklung ländlicher Räume voran, sondern schaffen
auch neue Arbeitsmöglichkeiten sowohl für Einheimische,
die auf der Suche nach einem Job sonst wegziehen
würden, als auch für potenzielle neue Landbewohner.
„Ländlich ist eine neue Art von cool“, drückte es einer
der Interviewpartner aus. Voraussetzung hierfür ist ein
leistungsstarker Internetanschluss. Zum einen bietet
es hochquali zierten Arbeitskräften die Chance, ortsunabhängig
von ihrem städtischen Büro auch auf dem
Land ihrem Broterwerb nachgehen zu können. Zum
anderen entstehen ländliche Orte und Projekte, die das
Leben auf dem Land in eine vielversprechende Zukunft
katapultieren.
Co-kreatives Arbeiten in den Salzburger Bergen
Ein solcher Zukunftsort ist auch das idyllische St. Koloman,
ein Bergdorf auf 850 Metern mit knapp 2.000
Einwohnern, 30 Minuten von Salzburg entfernt. Im
Ortskern be ndet sich mit der Tauglerei eines der ältesten
Gebäude der Gemeinde. Seit dem 14. Jahrhundert
kamen in dem meist als Wirtshaus geführten Haus die
„Taugler“ zusammen, um sich auszutauschen, zu feiern
und wichtige Themen zu besprechen. Heute ist das
Haus im Besitz des Unternehmensberaters, Therapeuten
und ehemaligen Verlegers Patrick Sellier und seiner
Frau Sara. Der gebürtige Münchner und die Berlinerin
waren bereits zuvor beru ich eng mit St. Koloman verbunden.
Ihre Liebe zum Ort und seinen Bewohnern ist
über die Jahre kontinuierlich gewachsen, weshalb sie
sich schlussendlich entschlossen, hier sesshaft zu werden.
Die beiden haben aus dem historischen Gebäudekomplex
am Dorfplatz ein Zentrum der Begegnungen,
Kreativität, des Ausgleichs und der Entwicklung gezaubert.
Im ersten Stock werden Ayurveda-Anwendungen
angeboten. Der ehemalige Tanzsaal kann als Seminarraum
gebucht werden. Im zweiten Stock stehen fünf
gemütliche Appartements für Übernachtungen zur
Verfügung. Und in der alten Großküche gibt es seit 2019
mit der „Zammworkerei“ auch einen Coworking-Space,
der von selbstständigen Städtern gerne als Arbeitsplatz
auf Zeit genutzt wird. Einen gesunden Ausgleich zur
Arbeit am Computer bieten die unbelastete Natur, sportliche
Aktivitäten und ein ganzheitliches Angebot für
Körper und Geist. Außerdem trifft man in einem Bergdorf
wie St. Koloman Menschen, denen man in einer
Großstadt niemals begegnet wäre. Menschen, die inspirieren
und neue Perspektiven eröffnen. Der vielseitige
Patrick Sellier, das lebendige Beispiel einer gelungenen
„Staycation“, ist nur einer davon. „Ich werde oft
gefragt, was ich eigentlich bin – Wirt, Berater, Ayurveda
Therapeut? Die Antwort ist, dass meine Frau und
ich uns in der Tauglerei mit allen Facetten des Lebens
beschäftigen. Wir möchten die Menschen zusammenbringen
und sie dabei unterstützen, ihr Potenzial zu
erkennen. Und das individuell – gesundheitlich, geschäftlich
oder gesellschaftlich bei einem guten Essen
und vielleicht auch bei ein paar Bieren.“ BO
INFO-BOX
Tauglerei Remote Experience
5 Nächte in einer individuell eingerichteten Ferienwohnung mit getrenntem
Schlaf- und Wohnraum und eigener Arbeitsmöglichkeit
einen Arbeitsplatz im Coworking-Space „Zammworkerei“
zwei persönliche QiGong-Stunden
eine auf den Besucher abgestimmte ayurvedische Massage
Frühstück und Mittagessen
eine geführte themenbezogene Wanderung in der Natur
ein Meet-up mit lokalen Coworkern und Entrepreneuren
Pauschalpreis 1.200 Euro
www.tauglerei.at, www.zammworkerei.com
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