INNOVATIVE INDUSTRIE
62 NEW BUSINESS • INNOVATIONS | MAI 2021
Fotos: Freepik (1), F&P Dach Fraunhofer Austria (2)
hat die FP-Unternehmensgruppe in den vergangenen Jahren
einen großen Schatz an Erfahrung und Messdaten gesammelt.
Diese Daten werden nun systematisch durch die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler bei Fraunhofer Austria analysiert
und mittels künstlicher Intelligenz zur Diagnose und Prognose
verwendet. Ziel ist eine verlässliche Bewertung und eine
kontinuierliche Überwachung des Zustands, um entscheiden
zu können, ob die Feuchtigkeit unter einem Dach schon den
kritischen Punkt überschritten hat oder die Dachkonstruktion
noch – wie Experten sagen – „rücktrocknen“ kann. Davon
hängt dann letztlich ab, ob und wann Sanierungsmaßnahmen
nötig sind oder gar ein Abriss des alten Dachs droht. „Bauen
ist immer ein Kampf gegen das Wasser“, erklärt Otmar Petschnig,
Geschäftsführer der FP-Unternehmensgruppe. „Im Zweifelsfall
hat man bisher immer für den Abriss entschieden, wenn
der Verdacht bestand, dass die Feuchtigkeit den Kampf gewonnen
haben könnte. Das ist eine unglaubliche Verschwendung.
Der Bau ist mittlerweile die Branche, die den meisten Müll
erzeugt. Im Fall von Dachkonstruktionen wird leider oft abgerissen,
weil man keine objektive Beurteilung kritischer Größen
der Feuchtigkeit hatte. In unserem Forschungsprojekt
haben wir diese kritischen Größen für alle Dämmmaterialien
bestimmt. Sie bilden die Grundlage zu einer messtechnischen
und nicht bloß gefühlten Beurteilung des Zustands der Dachkonstruktion
sowie ihrer Fähigkeit zur Rücktrocknung. Das
spart also nicht nur Kosten, es nützt auch der Umwelt.“
PHOTOVOLTAIK OHNE RISIKO
Für all jene, die über die Errichtung einer Photovoltaikanlage
nachdenken oder diese bereits installiert haben, sind die Ergebnisse
ebenfalls höchst relevant. „In unserem Vorlaufforschungsprojekt
hat sich gezeigt, dass auch die Verschattung
von Dächern ein großes Problem darstellt. Photovoltaikanlagen
führen zu Schatten und dieser zu einem anderen Temperaturverlauf,
sodass ein an sich dichtes Dach plötzlich Probleme
bekommen kann“, erklärt Otmar Petschnig. Führt die Verschattung
nun dazu, dass ein Dach mehrfach erneuert werden muss,
macht dies in der CO2-Bilanz den positiven Nutzen der Photovoltaikanlage
zunichte. Das Prognosetool wird daher auch
eine „PV-Readiness“ Überprüfung beinhalten, die Hausbesitzern
Auskunft darüber gibt, ob die Errichtung einer Photovoltaikanlage
ohne Risiko möglich ist.
Eva Eggeling, Leiterin des Fraunhofer Austria Innovationszentrums
KI4LIFE, zeigt noch einen weiteren Aspekt auf: „Für uns
ist nicht nur die Thematik an sich sehr interessant, sondern
das Projekt beweist für mich auch, dass Methoden der künstlichen
Intelligenz für mittelständische Unternehmen höchst
relevant sein können. Es ist ein Irrglaube, wenn man denkt,
dass nur große Konzerne davon pro tieren können. Wir bei
KI4LIFE wollen KMU aktiv dabei unterstützen, diese Methoden
anzuwenden, und es ist eine Freude zu sehen, was für einen
großen Nutzen das den Unternehmen, der Gesellschaft und
auch der Umwelt bringt.“ BO
INFO-BOX
Über die FP-Unternehmensgruppe
Die FP-Unternehmensgruppe ist ein Firmenverbund, der sich mit
der Außenhülle von Gebäuden beschäftigt. Ursprung ist die vor
mehr als 125 Jahren gegründete Fleischmann & Petschnig Dachdeckungs
Gesellschaft mit Sitz in Klagenfurt, Graz, Neumarkt/
Steiermark und Wien. Dazu kommt Eder Blechbau in Völkermarkt/
Kärnten als Spezialist für Metallbau und Engineering bei
Fassade, Lüftung und Solarsystemen und reicher Erfahrung bei
Großprojekten von London bis St. Petersburg. Die PVI (seit 2011)
ist in Klagenfurt ansässig, errichtet und betreibt Photovoltaikanlagen
(mit einer Leistung von mindestens 50 kW) unter Einbeziehung
des Objekts und seines Daches. Ein hoher Anteil der
Anlagen entsteht in Südosteuropa, in Österreich ist man Marktführer.
Die RPM Gebäudemonitoring (seit 2015), in Völkermarkt
beheimatet, beschäftigt sich als jüngstes Unternehmen der
Gruppe mit dem Feuchtemonitoring der Gebäudehülle, einem
gemeinsam mit der TU Graz und der FH Kärnten entwickelten
Tool, das bereits in mehr als 100 Gebäuden im Einsatz ist.
Die FP-Unternehmensgruppe beschäftigt derzeit an allen
Standorten 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Daten des Prüfstandes werden mittels künstlicher Intelligenz zur
Diagnose und Prognose verwendet.
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