WIE VON HAND GEMACHT
Wenn es um Textilien geht, ist noch immer viel Handarbeit gefragt¢– egal,
ob es um einen Schuh oder etwa das Interieur eines Autos geht. Die TU
Wien und das AIT Austrian Institute of Technology wollen Robotern den
Umgang mit weichen, verformbaren Materialien ermöglichen.
W
Wie klebt man ein weiches Stück Kunststoff auf einen Schuh, sodass dieses keine Falten
wirft und sich der Schuhform anpasst und sich mit dem Schuh verbindet? Wie kann man
Textilien straff und faltenfrei auf Oberflächen drapieren und dann beispielsweise vernähen
oder verkleben? Jeder weiß, dass dies mit viel Übung und Fingerspitzengefühl für uns
Menschen machbar ist. Für Roboter sind diese Aufgaben nach wie vor schwierig zu lösen.
Daher ist überall dort, wo in der Industrie weiche, verformbare Materialien (z. B. Leder,
Stoffe, Folien, technische Textilien) verwendet werden, immer noch viel Handarbeit
notwendig. An diesen Fragestellungen arbeiten die TU Wien und das AIT Austrian
Institute of Technology gemeinsam. Erste Erfolge konnten die Partner anhand von ausgewählten
Demonstratoren verzeichnen.
FALTENFREIES DRAPIEREN ODER KLEBEN
„Das Problem kennt man aus unterschiedlichen Bereichen der Industrie“, sagt Andreas
Kugi, Vorstand des Instituts für Automatisierungs- und Regelungstechnik an der TU
Wien und Leiter des Centers for Vision, Automation and Control am AIT. „In der
Schuh- und in der Textilindustrie hat man mit Werkstoffen zu tun, die sich allein aufgrund
der Schwerkraft verformen. Das macht die Verarbeitung äußerst schwierig. Auch
in der Automobilindustrie spielt das eine wichtige Rolle, etwa bei der Herstellung des
108 AUTOMATION-GUIDE 2021
Interieurs aus Leder oder Textilien, z. B. eines
Armaturenbretts.“
Die Herausforderung aus Sicht der Automatisierung
besteht darin, die Vielzahl an unterschiedlichen
Aufgaben zu beherrschen: Je nach
Größe und Form der Objekte bzw. Komponenten
müssen die Roboterbewegungen ständig
angepasst werden. Die Kräfte, die zu jedem
bestimmten Zeitpunkt ausgeübt werden müssen,
hängen von kleinen, geometrischen Details
der Aufgabenstellung ab. Es gibt kein einfaches
Grundprinzip, mit dem ein Roboter viele unterschiedliche
Situationen auf zufriedenstellende
Weise meistern kann.
Zusammenarbeit von Mensch und Maschine
beim Aufkleben eines Klebestreifens
1