Tief greifende Strukturreformen
können den Industriestandort Österreich weiter stärken
Österreich ist ein modernes Industrieland. Dennoch ist Umsetzungsstärke der
Politik gefragt. Ohne weitere tief greifende Strukturreformen kann der breite
Wohlstand Österreichs nicht gesichert und ausgebaut werden.
2018/19 INDUSTRIE-GUIDE 5
Österreich zählt in Europa zu jenen Ländern
mit der stärksten Industrie. 160 sogenannte
Hidden Champions, Weltmarktführer in
bestimmten Nischensegmenten, sind in Österreich
ansässig. Insgesamt beschäftigen die Industrie
und die mit ihr verbundenen Sektoren direkt
und indirekt 2,5 Millionen Menschen. Über die
Hälfte des Umsatzes der heimischen Industrie
wird exportiert. Diese Erfolgsgeschichte kann nur
fortgesetzt werden, wenn Unternehmen und ihre
Beschäftigten konkurrenzfähige Rahmenbedingungen
vorfinden.
Entlastung des Faktors Arbeit
Die Politik hat wichtige Reformen angestoßen:
Als wichtigste sind die Modernisierung der
Arbeitszeit, die Sozialversicherungsreform sowie
das diskutierte Standortentwicklungsgesetz zu
nennen. Durch das neue Arbeitszeitgesetz sind
Unternehmen nun in der Lage, gemeinsam und
abgestimmt mir ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Auftragsspitzen flexibler als bisher abzuarbeiten.
Dies ist ein bedeutender Schritt in
Richtung größerer Wettbewerbsfähigkeit. In einer
kleinen Volkswirtschaft wie Österreich können
Wohlstand, Arbeitsplätze und ein nachhaltig
finanzierter Sozialstaat nur durch den internationalen
Erfolg heimischer Unternehmen und ihrer
Beschäftigten gesichert werden. Allerdings ist der
Faktor Arbeit in Österreich überdurchschnittlich
hoch belastet. Für die dringend notwendige Lohnnebenkostensenkung
setzt die SV-Reform neben
strukturellen Verbesserungen einen ersten Schritt.
Mut zur Veränderung
Der Fachkräftemangel und internationale Entwicklungen
bremsen das Wachstum Österreichs.
Es fehlt ein Konzept für qualifizierte Zuwanderung,
Österreich verdankt seinen Wohlstand zu
einem nicht geringen Teil der Zuwanderung.
Eine hohe Steuer- und Abgabenquote sowie die
bürokratischen Hürden für Betriebe sind ein
Hemmschuh für Investitionen und Arbeitsplätze.
Dies sind allerdings nur Beispiele für Hürden, die
es auf dem Weg zum Spitzenstandort zu bewältigen
gilt. Handlungsbedarf gibt es zudem im
Bereich des Föderalismus und der Pensionen. Die
Politik ist zu Mut zur Veränderung, zu Einsparungen
auf der Ausgabenseite und Umsetzungsstärke
aufgefordert.
Mag. Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV)
Weitere Informationen finden Sie unter www.iv.at
Foto: Kurt Prinz