2018/19 INDUSTRIE-GUIDE 53
zu Beginn der letzten Rezession zögerlich oder
falsch handelte. Die Gipfelstürmer machten
damals keine strategischen Fehler. Sie managten
ihre Kosten sehr agil und hatten einen Maßnahmenplan
in der Schublade, den sie sofort umsetzten.
Sobald sich die Erholung der Konjunktur
andeutete, stoppten sie ihren Sparkurs und schalteten
um auf Aufschwung. „Intelligente Kostenprogramme
machen den Unterschied“, erklärt
Klaus Neuhaus, Bain-Partner und Co-Autor der
Studie. „Nur wer sein Kerngeschäft klar definiert
hat, weiß, in welchen Bereichen Einschnitte den
geringsten Schaden anrichten und in welche
Zukunftsprojekte trotz Krise weiter investiert
werden muss.“
Die meisten Unternehmen unterschätzen Krisen
Unter den von Bain analysierten Unternehmen
gehören lediglich 18 Prozent zur Gruppe der Gipfelstürmer.
Ebenso viele, die Durchhalter, senkten
ihre Kosten kaum und mussten in der Folge einen
Einbruch ihrer EBIT-Marge hinnehmen. Die
Falschhandler (20 Prozent) kürzten zwar ihre Ausgaben
und stabilisierten ihre EBIT-Marge, sparten
aber an den falschen Stellen und verloren in puncto
Wertschaffung den Anschluss an die Konkurrenz.
Die größte Gruppe, die zögernden Verlierer (44 Prozent),
unterschätzte die Krise und kappte die Kosten
zu spät, zu hektisch und strategisch völlig undifferenziert.
Diese Unternehmen büßten im Aufschwung
massiv an Wettbewerbsfähigkeit ein.
Pioniergeist setzt sich durch: Vorreiter haben seit der
letzten Krise 2008/09 eine rund 45Prozent höhere
Aktienrendite erzielt als die zögerlichen Unternehmen.
Fotos: Dooder, Rawpixel.com/Freepik, Bain & Company