COACHING-ZONE
Auf Basis vieler empirischer Erkenntnisse gibt es
diesmal vor der Urlaubszeit ein paar kleine Wegweiser
für ein gesundes und produktives Arbeitsleben.
Die Arbeitsmedizin kennt sich aus.
50 NEW BUSINESS | JULI/AUGUST 2018
Foto: Beigestellt • Illustration: Claudia Molitoris
D ie Frage nach der Leistungsfähigkeit von
arbeitenden Menschen wird grade sehr intensiv
diskutiert. Dabei kommen viele
Schlagwörter gehäuft zum Einsatz. Es lohnt
sich, einmal einen ruhigen Blick auf das Vokabular zu
werfen. Damit man dann eine Meinung bilden und
haben kann.
Ganz vorne weg kommt regelmäßig die sogenannte
„Work-Life-Balance“ zum Einsatz. Dieser Begriff ist per
se irritierend, weil er andeutet, dass
es so etwas wie die „Arbeit“ einerseits
und das „Leben“ andererseits
gibt. Und die beiden Ebenen sollten
halt dann ins Gleichgewicht kommen.
Dem gegenüber stelle ich die
These, dass die Arbeit ein Teil des
Lebens ist und es eben auf den
Anteil ankommt, den sie dort einnimmt.
Es geht also um die „Work-
Life-Romance“, um die wir uns
kümmern sollten.
Dann – gerade kontrovers im Gespräch
– die Flexibilisierung der
Arbeitszeit. Blockartig auch einmal
viele Stunden arbeiten, weil es das
Projekt verlangt, und dann auch
einen Block Freizeit genießen können.
So etwas gibt es schon in vielen
Bereichen der Dienstleistungen und von dort weiß
man, worauf man zu achten hat: echte und absolute
Freiwilligkeit, echte und faire Bezahlung der Überleistungen
und vor allem Sicherstellung von unterstützenden
Maßnahmen (Alten-/Kinderbetreuung, Fahrdienste
etc.) für jene, die sich um Familienmitglieder kümmern
müssen. Das Schreckensbild eines völlig aus den Fugen
geratenen betrieblichen Terrors war vor wenigen Jahren
ein Unternehmen, das von seinen Mitarbeitern verlangte,
24 Stunden 7 Tage die Woche erreichbar zu sein.
Innerhalb eines Jahres haben 26 Mitarbeiter dieses Unternehmens
Selbstmord verübt.
Sehr hilfreich hingegen sind Modelle, die von der guten
Einsicht getragen werden, dass die Erreichung eines
Ziels dann besonders erfreulich ist, wenn man es mit
einem überschaubaren Aufwand geschafft hat. „Viel
Effekt gibt’s nur mit viel Aufwand“,
mag vielleicht in der Physik stimmen,
im menschlichen Arbeitsleben
steigt die Lust am Erfolg, wenn
ich mich eben nicht mit heraushängender
Zunge über die Ziel-
Linie schleppen muss. Zeitmanagement
ist hier gefragt. Der ef ziente
Umgang mit meiner verfügbaren
Zeit zahlt direkt in meine Effektivität
ein. Wenn man darauf achtet,
ein gesichertes kleines Zeitfenster
für die Verfolgung der selbstbestimmten
Ziele offen zu halten, darf
man sich über gut zwei Drittel der
täglichen Produktivität freuen.
Umgekehrt gebietet es die Pragmatik,
für die Erfüllung fremdbestimmter
Ziele gut zwei Drittel der
verfügbaren Zeit zu reservieren. Mit dem Effekt, grade
einmal 15 Prozent der täglichen Produktivität in die
Scheune zu bringen. Das ist dann der Unterschied zwischen
produktiv und beschäftigt. Es ist derselbe wie
zwischen wichtig und dringend. Schönen Urlaub! Guten
Start!
www.drsonnberger.com
DR. HANNES SONNBERGER, DR. SONNBERGER BUSINESS COACHING
Hannes Sonnberger war viele Jahre in führenden Positionen in Werbeagenturen tätig. Seit 2005 arbeitet er als
zertifi zierter Business-Coach mit den Schwerpunkten Führung, Konfl iktmanagement, Burnout-Prophylaxe und
Teamarbeit. Buchtipp: „Tool Box – das beinahe ultimative Universal-Handbuch für Führungskräfte.“