Virtueller Drahtseilakt
Österreichs Unternehmen sind noch immer nicht ausreichend
auf Cyberattacken vorbereitet
Trotz weiterhin vorherrschender Angst vor virtuellen Angriffen werden noch viele
Cybergefahren von heimischen Kleinunternehmen ignoriert – eine alarmierende
Bestandsaufnahme.
Die Angst vor Cybervorfällen wächst: Während
lange Zeit vor allem Naturgefahren
oder Betriebsunterbrechungen an der Spitze der
Ängste österreichischer Unternehmen standen,
gilt mittlerweile die Gefahr aus dem Netz als
größtes Geschäftsrisiko.
Ereignisse wie die WannaCry- und Petya-Angriffe
führten 2017 zu erheblichen finanziellen Verlusten
für eine große Anzahl von Unternehmen.
Weitere Cyberattacken wie Mirai, der bislang
größte DDoS-Angriff auf wichtige Internetplattformen
und -dienste in Europa und Nordamerika,
zeigen die Risiken der Vernetzung und Abhängigkeit
von gemeinsamer Internetinfrastruktur. Auch
die kürzlich identifizierten Sicherheitslücken in
Computerchips in nahezu jedem modernen PC
zeigen die digitalen Schwachstellen moderner
Gesellschaften auf. Das Potenzial für sogenannte
Cyber-Hurrikan-Ereignisse, bei denen Hacker
eine größere Anzahl von Unternehmen durch
einen Angriff auf gemeinsam genutzte Infrastruktur
lahmlegen, werde 2018 weiter wachsen, prognostiziert
52 IT- & TELEKOMMUNIKATIONS-GUIDE 2018
das „Allianz Risk Barometer 2018“.
Fehlendes Bewusstsein grassiert weiterhin
Und trotz alledem – der virtuelle Leichtsinn ist
immer noch weit verbreitet, insbesondere bei
Österreichs Kleinunternehmen. 60 Prozent der
rund 450.000 österreichischen Ein-Personen- und
Kleinunternehmen fühlen sich von Cyberrisiken
kaum bedroht, rund ein Viertel hat sich über
diese Thematik noch gar keine Gedanken
gemacht. Das geht aus einer weiteren repräsentativen
Umfrage der Allianz Versicherung hervor, in
der Einstellung und Verhalten von Kleinunternehmen
zum Thema Cyberschutz untersucht
wurden. Das fehlende Risikobewusstsein spiegelt
sich auch im Arbeitsalltag der Unternehmen
wider: Verdächtige Mails werden zwar gelöscht
und Computer-Updates durchgeführt, regelmäßige
Passwortänderungen nehmen hingegen nur
wenige vor, und 31 Prozent der Kleinbetriebe
sparen sich die Ausgaben für
den Virenschutz.
„Das Thema Cybersicherheit
nimmt auf der Agenda der
österreichischen Ein-Personen
und Kleinunternehmen
keinen vorrangigen Platz ein
und reiht sich weit hinter den
Herausforderungen des täglichen
Geschäfts wie Kunden-
CYBERCRIME-VERGEHEN HÄUFEN SICH
„Laut Bundeskriminalamt ist allein im vergangenen
Jahr die Zahl der gemeldeten Cybercrime
Vergehen in Österreich im Vergleich
zum Vorjahr um 30,9Prozent gestiegen.“
Mag. Xaver Wölfl, Chief Digital Officer
der Allianz Gruppe in Österreich